Am 18. Februar 2011 erhielt der Asteroid den offiziellen Namen Salacia, nach Neptuns Gemahlin, der Göttin des Salzwassers. Der Name leitet sich wahrscheinlich von „salum“ (Meer oder Meereswelle) ab. Da die schöne Nymphe Salacia auch mit Venus in Verbindung gebracht wurde, kann die Wortherkunft auch „salax“ (geil, im sexuellen Sinne) sein.
Nach ihrer Entdeckung ließ sich Salacia auf Fotos bis zum 25. Juli 1982, die im Rahmen des Digitized Sky Survey am Siding-Spring-Observatorium (Australien) gemacht wurden, zurückgehend identifizieren und so ihre Umlaufbahn genauer berechnen. Seither wurde der Planetoid durch verschiedene Teleskope wie das Hubble-, Herschel- und das Spitzer-Weltraumteleskop sowie erdbasierte Teleskope beobachtet. Im Dezember 2017 lagen insgesamt 124 Beobachtungen über 14 Oppositionen in einem Zeitraum von 35 Jahren vor. Die bisher letzte Beobachtung wurde im August 2018 am Purple Mountain Observatorium (China) durchgeführt.[18][6](Stand 13. März 2019)
Eigenschaften
Umlaufbahn
Salacia umkreist die Sonne auf einer leicht elliptischen Umlaufbahn zwischen 5.540.000.000 km (37,35 AE) und 6.959.000.000 km (46,55 AE) Abstand zu deren Zentrum. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,11, die Bahn ist 23,93° gegenüber der Ekliptikgeneigt.
Die Umlaufzeit von Salacia beträgt 272,75 Jahre. Dies ist mit der Umlaufzeit des Zwergplaneten Haumea (285,5 Jahre) oder Quaoar (287,5 Jahre) vergleichbar. Obwohl sich die Bahnneigung von Salacia auf etwa 24° beläuft und die Bahnelemente allgemein passen, ist sie kein Mitglied der Haumea-Familie. Derzeit ist Salacia 45,08 AE von der Sonne entfernt. Das Perihel durchlief sie das letzte Mal 1926, der nächste Periheldurchlauf dürfte also im Jahr 2198 erfolgen.
Derzeit wird von einem Durchmesser von 866 km[8] ausgegangen, womit Salacia hinsichtlich der Größe im Sonnensystem den 35. Platz belegt. Sie ist damit etwas kleiner als der Zwergplanet Ceres (950 km). Dies ist mehr als ursprünglich angenommen, da man Salacia zunächst für wesentlich heller hielt und den Durchmesser daher zuerst auf zwischen 650 km bis 750 km schätzte. Ausgehend von einem Durchmesser von 866 km ergibt sich Gesamtfläche von etwa 2.356.000 km², was in etwa der Fläche Algeriens entspricht.
Da anzunehmen ist, dass sich Salacia aufgrund ihrer Größe im hydrostatischen Gleichgewicht befindet und somit weitgehend rund sein muss, müsste sie die Kriterien für eine Einstufung als Zwergplanet erfüllen. Mike Brown geht davon aus, dass es sich bei Salacia nahezu sicher (nearly certainly) um einen Zwergplaneten handelt.[20] Nach Gonzalo Tancredi ist es nur möglicherweise einer; allerdings ging dieser 2010 noch von einem Durchmesser von etwa 600 km aus.[21]
Salacia rotiert in 6 Stunden und 5,4 Minuten einmal um ihre Achse. Daraus ergibt sich, dass sie in einem Salacia-Jahr 393702 Eigendrehungen („Tage“) vollführt. Dies ist allerdings noch mit einigen Unsicherheiten behaftet, da die damalige Beobachtungszeit nicht ausreichte und die Fehlerquote bei ungefähr 30 % liegt.
Nach Entdeckung des Mondes Actaea konnte die Gesamtmasse des Systems auf 4,38 ± 0,16 ⋅ 1020 kg bestimmt werden, wovon Salacia wegen des dreifach größeren Durchmessers gut 96 % in sich vereinen sollte.[11][9]
Untersuchungen der dunklen Oberfläche von Salacia im nahen Infrarotspektrum weisen darauf hin, dass sich auf ihr nicht so viel Wassereis befindet wie ursprünglich angenommen (angeblich unter 5 %),[25][11] obwohl die Dichte von 1,29 g/cm³ sich nahe an der von Wasser befindet. Demnach müsste der innere Aufbau von Salacia dennoch vorwiegend aus Wassereis bestehen, mit Beimengungen von Gestein, vergleichbar etwa mit dem SaturnmondIapetus oder dem UranusmondMiranda. Eine andere Möglichkeit wären Hohlräume unter der Oberfläche, die die niedrige Dichte erklären würden.[9] Doch ist Salacia eigentlich zu groß, um eine signifikante Porosität aufzuweisen und daher ist ihr innerer Aufbau wahrscheinlich differenziert. Ein Gesteinskern mit einer Dichte von 2,77–3,66 g/cm³ könnte 40 bis 65 % des Gesamtdurchmessers von Salacia ausmachen, falls ihr Wassereismantel nicht porös ist, und 45 bis 70 %, falls ihr Mantel eine Porosität von 10 % aufweist.
Oberfläche
Die Oberfläche von Salacia ist mit einem ausgesprochen schwachen Rückstrahlvermögen von 3,5 % viel dunkler als ursprünglich angenommen, weswegen die Durchmesser-Schätzung zunächst kleiner ausfiel. Sie ist tatsächlich dunkler als alle anderen TNO in dieser Größe, obschon es weitere ähnlich dunkle Objekte gibt wie zum Beispiel 2002 MS4 (5,1 %) und 2003 AZ84 (6,5 %), die nur geringfügig heller sind. Die scheinbare Helligkeit von Salacia beträgt 20,79 m.[26]
Am 9. September 2006 entdeckte ein anderes Astronomenteam um Keith S. Noll mit dem Hubble-Weltraumteleskop einen natürlichen Begleiter, der fast genau ⅓ des Durchmessers von Salacia aufweist (290 ± 21 km).[27][28] Damit weist dieses System in Bahnelementen und Größenverhältnissen starke Parallelen zum Orcus-Vanth-System auf, welches allerdings wie alle großen TNO wesentlich heller ist (Albedo 28 %); zudem umkreisen sich diese beiden Komponenten in um etwa ein Drittel größerer Distanz. 2067 wird es zu wechselseitigen Bedeckungen Salacias und Actaeas kommen. Da sich die beiden Komponenten des Systems relativ eng umkreisen, haben die Gezeitenkräfte die Exzentrizität des Mondorbits auf nahe Null reduziert.[9]
↑ ab
H. Boehnhardt u. a.: Photometry of Transneptunian Objects for the Herschel Key Program “TNOs are Cool”. In: Earth, Moon, and Planets. 114. Jahrgang, Nr.1–2, November 2014, S.35–57, doi:10.1007/s11038-014-9450-x, bibcode:2014EM&P..114...35B (englisch).
↑ abG. Tancredi: Physical and dynamical characteristics of icy “dwarf planets” (plutoids) (PDF). In: Icy Bodies of the Solar System: Proceedings IAU Symposium No. 263, 2009. IAU, 2010, doi:10.1017/S1743921310001717 (englisch, cambridge.org [abgerufen am 8. März 2019]).
↑
E. Schaller u. a.: Detection of Additional Members of the 2003 EL61 Family via Infrared Spectroscopy (PDF). In: The Astronomical Journal. 684/2. Jahrgang, 1. August 2008, S.L107, doi:10.1086/592232, arxiv:0808.0185, bibcode:2008ApJ...684L.107S (englisch, core.ac.uk [PDF]).
↑(120347) Salacia in der Datenbank der „Asteroids – Dynamic Site“ (AstDyS-2, englisch). Abgerufen am 13. Oktober 2019.