Die 1980er-Jahre umfassen die Jahre von 1980 bis 1989. Sie waren geprägt von neoliberalen Reformen (Reaganomics) im Westen, dem Höhepunkt der Umweltbewegungen sowie einer schrittweisen Öffnung der politischen Verhältnisse im Ostblock ab 1985, die schließlich im Mauerfall im November 1989 gipfelte.
Die Compact Disc wurde eingeführt. Die ersten Heimcomputer wurden für die mittelständische Bevölkerung erschwinglich und legten so den Grundstein für die spätere Digitalisierung.
Subkulturen wie der Punk erreichten ihren Höhepunkt und neue Musikrichtungen sowie die Elektronische Musik wurden populär. Für Fernsehen und Kino wurde zunehmend actionlastige Unterhaltung produziert.
1989: Ungarn öffnet den Eisernen Vorhang – Demontage der Grenzanlagen ab Mai, verstärkte Medienberichte ab Juni, danach beginnt die Flucht tausender DDR-Bürger in den Westen.
1985: Michail Gorbatschow wird Generalsekretär der KPdSU. In den folgenden Jahren werden unter seiner Ägide in der Sowjetunion Wandlungsprozesse eingeleitet, die unter den Schlagwörtern Perestroika (1987) und Glasnost (1986) bekannt werden.
1986: Die USA verhängen gegen Libyen nach einer Attentatsserie, aber noch vor dem Anschlag auf die West-Berliner Diskothek La Belle, ein Wirtschaftsembargo und fliegen Luftangriffe auf Tripolis und Bengasi.
1986: Der NASA-Weltraumflug STS-51-L endet nach 73 Sekunden in einer Katastrophe und geht als Challengerunglück in die Geschichte ein (siehe Challenger-Katastrophe).
Der Start des ersten Space Shuttle (STS-1) 1981 der USA versprach neue Forschungs- und Transportmöglichkeiten im All und markierte den ersten Flug eines wiederverwendbaren Raumfahrzeugs. 1986 erlebte das Programm mit der Challenger-Katastrophe einen schweren Rückschlag, von dem es sich erst ab Ende 1988 wieder erholte. Buran, das Konkurrenzmodell der Sowjetunion, kam nicht über einen Flug hinaus.
Computerspiele und Spielkonsolen fanden zunehmenden Absatz. Eine der ersten gängigen Konsolen war der Atari 2600 (seit 1980 in Europa erhältlich). Gegen Ende der 1980er wurden Handheld-Konsolen wie der Game Boy eingeführt, die sich aber erst in den 1990ern verbreiteten. Als Vorläufer davon waren LCD-Spiele populär.
Auch in das Alltagsleben hielten neue Technologien Einzug, dazu zählten etwa der Anrufbeantworter und der Mikrowellenherd. Seit dem Ende der 1970er erfuhr auch der Videorekorder eine stark zunehmende Verbreitung, da sich das VHS-Format in den achtziger Jahren mehr und mehr durchsetzte und die Geräte bis zum Ende des Jahrzehnts für breite Schichten erschwinglich machte. Laserdisc und Bildplatte waren zwar Alternativen, konnten die Videokassette aber nicht verdrängen.
In der Automobilwelt kommen neue Technologien zum Einsatz: Computerberechnete Karosserien erlauben eine bessere Aerodynamik, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. ABS und Airbag werden erstmals in großen Stückzahlen verbaut. Mit der Diskussion um Umweltverschmutzung (saurer Regen) werden Katalysatoren obligatorisch.
Walkman und Radiorekorder (umgangssprachlich auch „Ghettoblaster“) wurden zu Bestandteilen der Jugendkultur in den westlichen und fernöstlichen Ländern.
1980 wurde der heute bekannte Compact-Disc-Standard festgelegt, 1982 ging der erste CD-Spieler in Serie. Bis zum Ende der Dekade setzte sich die Technologie durch und verdrängte zunehmend, jedoch nicht endgültig, die Schallplatte.
Die Kommunikation wurde durch Autotelefone, Videotex und Telefax erleichtert. Während Videotex in Frankreich als Minitel weite Verbreitung fand, blieb die entsprechende Technik (BTX) in den deutschsprachigen Ländern eine Nische. Autotelefone (C-Netz/Natel C) fanden noch nicht die Massenverbreitung wie in den 2000er Jahren. Auch das von der Deutschen Bundespost angebotene Teletex, eine Weiterentwicklung des Telex, wurde nicht zum Massenstandard.
In der Welt der Fahrgeschäfte gab es in den 1980ern große technische Weiterentwicklungen, wie z. B. die Fahrgeschäftstypen Breakdance, Ranger, Flipper, Rainbow, fliegender Teppich und Condor.
Medien allgemein
Vor allem in den überregionalen Printmedien Deutschlands wurde 1986 und 1987 der sogenannte Historikerstreit ausgetragen, an dem u. a. Jürgen Habermas und Ernst Nolte beteiligt waren.
Gloria von Thurn und Taxis machte mit exzentrischen Medienauftritten (z. B. in Wetten, dass…?), gewagten Kostümen und schrillen Frisuren des Münchner Figaro Gerhard Meir in der Boulevardpresse auf sich aufmerksam. Auch die „singende Prinzessin“ Stéphanie von Monaco war häufig in den Schlagzeilen.
Fernsehen
Das Privatfernsehen kam in Deutschland, das Lokalfernsehen in der Schweiz auf: Am 1. Januar 1984 startete in Deutschland die PKS (Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk), aus der ein Jahr später Sat.1 hervorging. Ab 2. Januar 1984 sendete RTL Television, damals noch als RTL plus. Am 11. Januar 1988 startete Tele 5 und am 1. Januar 1989 ProSieben. In der Schweiz ging der erste Sender TELE Wil auf Sendung, ihr folgten viele weitere.
Der Musiksender MTV, seit 1981 in den USA auf Sendung, war ab 1987 auch in Europa zu sehen. Bekannte Gesichter waren Kristiane Backer und Ray Cokes.
In der Krimireihe Tatort hielt 1981 mit Horst Schimanski alias Götz George eine Figur Einzug, die in den 1980er Jahren populär wurde, aber auch umstritten war.
Teletext, auch als Videotext bekannt, wird eingeführt.
Der Holocaust-Dokumentationsfilm Shoah zeigt die Geschehnisse in einer besonders eindringlichen Form. Allerdings polarisiert er auch die Öffentlichkeit, vor allem in Polen.
Le chagrin et la pitié oder Das Haus nebenan - Chronik einer französischen Stadt im Kriege wird, obwohl 1969 vollendet, ausgestrahlt. Charles de Gaulles untersagte jahrelang die Ausstrahlung mit der Argumentation, Frankreich brauche keine Wahrheit, sondern Hoffnung.[2]
Die Neue Deutsche Welle – sich von New Wave ableitend –, deren erste Phase Ende der 1970er etwa mit Bands wie den Einstürzenden Neubauten oder DAF weniger kommerziell gewesen war, wurde Anfang der 1980er von der Musikindustrie aufgegriffen, Künstler wie Nena oder Trio wurden auch international bekannt. Etwa zeitgleich erlebte als Pendant der Austropop einen Boom.
Italo Disco war eine hauptsächlich aus Italien stammende kommerzielle Tanzmusik der 1980er Jahre, die überwiegend von 1982 bis 1988 entstand, und deren Blütezeit von 1983 bis 1985 war. Sie war meist eher billig mit Synthesizer und Drumcomputer produziert und in gebrochenem Englisch gesungen. Stars waren u. a. Gazebo, Ryan Paris, My Mine und Savage.
Aerobic, eine Form von Fitnesstraining, bei der zu moderner Popmusik klassische Gymnastik mit Tanzelementen verbunden wurde, war um 1982 weltweit populär.
Mit den Tanzschritten der Choreografin und späteren Interpretin von Up-Tempo-Musikstücken Paula Abdul für Musikstars wie Janet Jackson, George Michael und andere wurde ab 1986 in den USA ein Trend gesetzt, der Musikvideos und Bühnenshows bis heute beeinflusst.
Hip-Hop verbreitete sich, nicht zuletzt durch Rapper’s Delight 1979, in den USA. In Europa machte Falco bei Der Kommissar 1981/1982 erstmals HipHop-Elemente in der Popkultur bekannt. Breakdance ist ein Medienbegriff für im Rahmen der Hip-Hop-Kultur in den 1980ern populär werdende Tanzstile mit teilweise akrobatischen Merkmalen.
Metal, in den 1970ern mit Hard-Rock-Bands wie Black Sabbath entstanden, spaltete sich in verschiedene Substile. Die New Wave of British Heavy Metal mit Bands wie Iron Maiden entstand. Die „klassische“ Form der Musik, etwa Judas Priest, wird als Heavy Metal bezeichnet. Unter anderem Metallica galten als Vorreiter des Thrash Metal. Eine weitere Form war der Speed Metal, aus dem sich später der Power Metal entwickelte. Später in den 1980ern entstanden die verschiedenen Richtungen des Extreme Metal: Death Metal, Black Metal und als Ableger des Punk Grindcore. Wichtige regionale Szenen des Metal, die für dessen Weiterentwicklung sorgen, bilden sich neben Großbritannien und den USA auch in Deutschland, das insbesondere auf die Entwicklung des Power Metal mit Bands wie Blind Guardian, Gamma Ray und Helloween großen Einfluss hat, und in nordeuropäischen Ländern wie Schweden, Finnland und Norwegen. Die australische Band AC/DC macht Hard-Rock weltweit populär und massentauglich.
Sogenannte Glam-Metal-Bands wie Mötley Crüe oder Poison prägten die Rockmusik, auch durch ihre schrillen Outfits. Auch weitere Hard-Rock-Bands, die in den 1980ern bekannt wurden, wie Bon Jovi oder Whitesnake, wiesen Tendenzen in diese Richtung auf. Ende der 1980er entstand als rauere Form der Sleaze Rock, dessen bekannteste Vertreter Guns N’ Roses waren.
Hardcore Punk entstand ab 1979 als Weiterentwicklung des Punk-Rocks und verbreitete sich in den 1980ern. Die Straight-Edge-Bewegung entstand in den USA. Gegen Ende der 1980er begann eine Tendenz zum Crossover sowie zum Post-Hardcore.
Im Jahr 1982 veröffentlicht Eric Clapton seine Kompilation Timepieces: The Best of Eric Clapton. Das Album erhält in Japan Diamant-Status und in den USA 7-fach Platin, verkauft sich in kürzester Zeit mehr als 13 Millionen Mal und wird zu einem der erfolgreichsten Kompilationsalben der Musikgeschichte.
House-Musik wurde populär, in den späteren 1980ern insbesondere Acid House. Der Smiley wurde zum Symbol dieser Bewegung.
Im Post-Punk- und Dark-Wave-Umfeld entwickelte sich der Gothic Rock und mit diesem die Gothic-Kultur, deren Anhänger als Goths, in Deutschland auch als Gruftis bezeichnet werden.
Das Monsters-of-Rock-Festival entstand und wurde zu einer Institution im Hard-Rock- und Metal-Bereich.
Die Farbe Silber für Gehäuse- oder Designelemente weicht in vielen Bereichen matten Braun- oder Schwarztönen. Der an Autos der 70er Jahre noch häufig anzutreffende Chromzierrat wird durch mattschwarze Elemente, teils aus Kunststoff, ersetzt. In Privathaushalten der Bundesrepublik wird das Aspen-Glasgeschirr beliebt.
Ben Johnson stellt in Seoul einen Weltrekord auf und läuft die 100 Meter als erster in unter 9,8 Sekunden. Später wird der Rekord wegen Doping aberkannt; nur zwei der acht Finalisten werden nicht positiv getestet. Florence Griffith-Joyner läuft im selben Jahr Weltrekorde über 100 und 200 Meter, beide Zeiten sind bis heute unübertroffen.
Die Schwedinnen werden die ersten Fußball-Europameisterinnen.
Katharina Witt gewinnt zweimal die Olympischen Spiele und wird vierfache Weltmeisterin.
Mike Tyson bezwingt Tyrell Biggs und wird mit 20,5 Jahren zum jüngsten Schwergewichtschampion der Geschichte. Knapp ein Jahr später holt er die Titel aller drei großen Verbände.
Bernard Hinault gewinnt die Tour de France zum fünften Mal und ist damit neben Anquetil, Merckx und Indurain Rekordgewinner.
Bis 1989 gibt es auch eine Tour für Frauen, Jeannie Longo und Maria Canins belegen fünf Jahre in Folge die ersten beiden Plätze.
Toni Schumacher erregt mit seinem Buch „Anpfiff“ großes Aufsehen und wird aus der Nationalmannschaft geworfen.
Die Sowjetunion gewinnt viermal die Weltmeisterschaft im Gerätturnen.
Bei den Männern wird das Tennis von den Schweden und den Vereinigten Staaten Amerikas beherrscht, bei den Damen holen Graf, Navrátilová und Evert den Golden Slam.
BMX-Fahrräder waren bei Jugendlichen Anfang der 1980er in Mode und lösten das Bonanzarad ab. Ebenso waren Rollschuhe beliebt, besonders durch die Discokultur seit Ende 1970er Jahre, die auch nach Europa überschwappte.
Zu Beginn der 1980er waren Sponti-Sprüche häufig zu hören und zu lesen.
In der Jugendsprache kamen im Laufe der 1980er Begriffe wie geil und cool auf, die zunächst als verpönt galten und erst langsam, vor allem im Laufe der 1990er, salonfähig wurden. Der Song Geil von Bruce & Bongo griff diese Entwicklung auf – er erreichte 1986 Platz 1 der deutschen Single-Charts.
Kabeleins.de Sechsteilige Fernseh-Dokumentation der 80er Jahre
Einzelnachweise
↑Zahlen & Daten. In: infektiologikum.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Juni 2022; abgerufen am 2. Mai 2022 (deutsch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.infektiologikum.de
↑Margaret MacMillan: Krieg. Wie Konflikte die Menschheit prägten. Aus dem US-amerikanischen von Klaus-Dieter Schmidt. Propyläen, London 2020, S.323.