Die Berliner Akademie der Künste geht zurück auf die am 11. Juli 1696 von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, dem späteren König in Preußen Friedrich I., gegründete Akademie. Sie beruft sich auf die Tradition dieser Gelehrtengesellschaft, die mehrmals den Namen und auch den Standort wechselte:
1696–1704: Academie der Mahler-, Bildhauer- und Architectur-Kunst
1704–1790: Königlich-Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften
1790–1809: Königliche Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin
1809–1882: Königlich Preußische Akademie der Künste
Aus den letzten beiden Vorgängerinstitutionen ging am 1. Oktober 1993 die heutige Akademie der Künste hervor.[1]
Aufbau und Aufgaben
Die Akademie der Künste ist ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort, eine Stätte der Begegnung von Künstlern und Kunstinteressierten sowie ein Ort für öffentliche Debatten über Kunst und Kulturpolitik. Ihr Archiv zählt zu den bedeutendsten interdisziplinären Archiven zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Sie hat ausschließlich gemeinnützige Zwecke und laut dem Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste (AdKG) folgende Aufgaben:
Repräsentation des Gesamtstaates auf dem Gebiet der Kunst und Kultur,
Förderung der Kunst,
Vertreten der Sache der Kunst in der Gesellschaft,
Entfaltung internationaler Wirkung von Berlin aus,
kulturelle nationale Entwicklung,
Pflege des kulturellen Erbes,
Beratung und Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland in Angelegenheiten der Kunst und Kultur.
Seit dem 1. Januar 2004 ist die Akademie der Künste eine von der Bundesrepublik Deutschland getragene Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie führt einen Rechtsstatus mit Selbstverwaltungsrecht. Der Bund besitzt im Verwaltungsbeirat als Zuschussgeber die Mehrheit der Stimmen.
Das notwendige Gesetz zur Errichtung der Akademie ist am 9. Mai 2005 verkündet worden[2] und ist mit Wirkung vom 1. Januar 2006 in Kraft gesetzt worden.[3] Die Länder Berlin und Brandenburg haben dabei insofern ein Mitspracherecht bekommen als das Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste erst nach Auflösung der bestehenden, von den beiden Bundesländern getragenen Akademie in Kraft tritt. Zudem stellen beide Länder je einen Vertreter im Verwaltungsbeirat.
Sektionen
Die Akademie gliedert sich in folgende Sektionen mit jeweils eigenem Direktor (Stand: November 2021):[4]
Die Akademie hat – gesetzlich geregelt – höchstens 500 Mitglieder, im Juli 2024 waren es 435.[5] Diese werden von den Sektionen der Akademie benannt, von der Mitgliederversammlung in geheimer Wahl gewählt und vom Präsidenten oder von der Präsidentin berufen. Vom Senat der Akademie der Künste können zudem Ehrenmitglieder vorgeschlagen werden. Der Mitgliederversammlung der Akademie der Künste gehören alle Mitglieder an, die Ehrenmitglieder allerdings nur mit beratender Stimme.
Der Hauptsitz der Akademie befindet sich im traditionellen Standort am Pariser Platz 4 im Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks in einem 2005 eröffneten Neubau des Architekten Günter Behnisch, in den das Ausstellungsgebäude Ernst von Ihnes aus dem Jahr 1907 integriert ist.
Nach ihrer Wiederentdeckung wurden die Kellerräume mit ihren Bildern auf Initiative von Matthias Flügge konserviert und bei der Art Week 2018 öffentlich zugänglich gemacht.[7]
Erster Standort war bis 1901 der Königliche Marstall, Unter den Linden 8, ein Gebäude anstelle der heutigen Staatsbibliothek Unter den Linden. 1907 bezog die Akademie der Künste dann das Palais Arnim von Eduard Knoblauch, das Ihne von 1904 bis 1907 für die Akademie umgebaut und um ein Ausstellungsgebäude ergänzt hatte. In der Zeit von 1902 bis 1907 residierte sie in der Potsdamer Straße. Von 1938 bis zur Zerstörung 1945 hatte die Akademie im Kronprinzenpalais ihren Sitz.
Der Hauptsitz der Deutschen Akademie der Künste, später der Akademie der Künste der DDR, befand sich bis 1977 im 1906 ebenfalls von Ihne errichteten Haus für ärztliches Fortbildungswesen der Charité am Robert-Koch-Platz 7 in der Friedrich-Wilhelm-Stadt in Berlin-Mitte, danach im selben Ortsteil im Langenbeck-Virchow-Haus. Anfang der 1990er Jahre wurde der Standort aufgegeben. Den im Zweiten Weltkrieg kaum beschädigten Erweiterungsbau Ihnes am Pariser Platz nutzte die Akademie durchgehend bis 1990 als Atelier-, Werkstatt- und Depotgebäude.
Königlicher Marstall Unter den Linden, Sitz der Akademie bis 1901
Palais Arnim am Pariser Platz, Sitz der Akademie bis 1938
Das umfangreiche Archiv der Akademie der Künste, zu dem auch eine große Kunstsammlung zählt, gilt heute als bedeutendstes interdisziplinäres Archiv zu Kunst und Kultur seit 1900 im deutschen Sprachraum. Entsprechend der Mitgliederstruktur der Akademie umfasst es alle Künste. Seine Hauptaufgabe besteht darin, künstlerisch und kulturgeschichtlich wichtige Archive zu erwerben, zu verzeichnen und der Wissenschaft und interessierten Öffentlichkeit bereitzustellen. Im Oktober 2012 wurde das rund 35 Regalmeter Aufzeichnungen umfassende Peter-Zadek-Archiv für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[8] Am 3. November 2012 eröffnete die Akademie das Christoph-Schlingensief-Archiv, das der Künstler bereits zu Lebzeiten übergeben hatte, über 40 Regalmeter Dokumentationsmaterial zu seinen genreübergreifenden künstlerischen Aktionen (audiovisuelle Medien, Plakate, Korrespondenzen, Programmhefte, Fotos, Produktionsunterlagen zu einigen seiner Filme und Inszenierungen).[9]
Die Kunstsammlung umfasst etwa 70.000 Arbeiten auf Papier sowie Gemälde, Plastiken, künstlerische Objekte und über 40.000 Plakate. Sie betreut auch Werke der angewandten bildenden Kunst und kulturgeschichtliche Gegenstände, die aus Nachlässen anderer künstlerischer Disziplinen stammen, wie etwa Theaterkostüme und Bühnenmodelle. Zu ihren bedeutenden Schätzen zählen der große Bestand von Zeichnungen Johann Gottfried Schadows, Daniel Chodowieckis Zeichenfolge seiner Reise von Berlin nach Danzig, das Amalfi-Skizzenbuch und Landschaftsölskizzen von Carl Blechen sowie, aus dem 20. Jahrhundert, der gesamte Nachlass John Heartfields und ein umfangreicher Teilnachlass von George Grosz mit Zeichnungen, Grafiken und Collagen. Zu ihren neueren Beständen gehören die Mail-Art-Sammlung Guillermo Deisler, umfangreiche Vintage-Print-Serien von Michael Ruetz, das gesamte grafische Œuvre von Alfonso Hüppi und auch großformatige Gemälde von Thomas Huber und Carl Frederik Reuterswärd. Von 1786 bis 1886 existierte eine eigene Zeichenschule für Handwerker an der Akademie der Künste Berlin.
Schriftenreihen und sonstige Publikationen der Akademie
Die Akademie verantwortet zahlreiche Veröffentlichungen; das aktuelle Angebot findet man auf der Website der Einrichtung.[10] Seit 1956 erschienen beispielsweise die Anmerkungen zur Zeit[11] mit Beiträgen von Hans Egon Holthusen: Heft 1 (Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen), Kurt Ihlenfeld: Heft 2 (Paul Gerhardt-Feier der Akademie der Künste), Adolf Arndt: Heft 9 (Zur Eröffnung der neuen Philharmonie), Theodor W. Adorno: Heft 12 (Über einige Relationen zwischen Musik und Malerei – Die Kunst und die Künste), Will Grohmann: Heft 13 (Wassily Kandinsky zum 100. Geburtstag), Günter Kunert: Heft 18 (Heinrich von Kleist – Ein Modell), Walter Jens: Heft 20 (Die alten Zeiten niemals zu verwinden).
Preise und Stipendien
Die Akademie vergibt eine Vielzahl von Auszeichnungen und Stipendien:
Kunstpreis Berlin, für „Künstlerische Leistungen“ (jährlich, Großer Kunstpreis 15.000 Euro und sechs Kunstpreise à 5.000 Euro), der Große Kunstpreis der Sektion Literatur wird Fontane-Preis genannt
Käthe-Kollwitz-Preis, für Werk oder Gesamtleistung eines bildenden Künstlers (jährlich, anfangs 10.000 Euro, spätestens seit 2009 12.000 Euro)
Hermine Körner-Ring: Vergabe auf Lebenszeit durch die Sektion Darstellende Kunst
Sammelstiftung 1 der Akademie der Künste, für begabte und bedürftige Studierende der „fünf klassischen künstlerischen Disziplinen“
Stiftung Eduard-Arnhold-Hilfsfonds, zur Erinnerung an den Mäzen Eduard Arnhold, für begabte und sich in wirtschaftlicher Not befindende Künstler „aller Art“
Villa-Serpentara-Stipendium: dreimonatiges Aufenthaltsstipendium für Berliner Künstler (monatlich 1.500 Euro und Reisekostenzuschuss 400 Euro) in direkter Nachbarschaft mit und im Austausch zum Villa-Massimo-Stipendium
Will-Grohmann-Preis, für junge Maler, Grafiker und Bildhauer (jährlich, 6.500 Euro)
Daniel-Chodowiecki-Stiftung, gegründet von Günter Grass, für polnische bildende Künstler (jährlich, 5.000 Euro)
Busoni-Kompositionspreis, für noch nicht bekannte Komponisten (jährlich, 6.000 Euro und ein Förderpreis 2.500 Euro)
Alfred-Döblin-Preis, für unveröffentlichte epische Werke (alle zwei Jahre, 10.000 Euro und Förderpreis 5.000 Euro)
Alfred-Döblin-Stipendium: Aufenthaltsstipendium für Berliner Schriftsteller für drei bis zwölf Monate (jährlich, monatlich 1.000 Euro)
F.-C.-Weiskopf-Preis: Stiftungspreis für sprachkritische und sprachreflektierende Werke (alle zwei bis drei Jahre, 5.000 Euro)
Alex-Wedding-Preis: Stiftungspreis für Kinder- und Jugendbücher (alle zwei bis drei Jahre, 5.000 Euro)
O.E. Hasse-Preis, zur Förderung junger Darsteller des Sprech- und Musiktheaters (jährlich, 5.000 bis 10.000 Euro als Preis oder Stipendium)
Joana-Maria-Gorvin-Preis, für „eine Frau, die im Theaterleben des deutschen Sprachraums eine überragende Leistung erbracht hat“ (alle fünf Jahre, 25.000 Euro)
Alfred-Hirschmeier-Stipendium, für begabte junge Filmszenografen (jährlich)
Plopp-Award: Wettbewerb für unabhängig produzierte und bislang unveröffentlichte Hörstücke (jährlich)
Will-Lammert-Preis: Preis für junge Bildhauer, der in unregelmäßigen Abständen von 1962 bis 1992 vergeben wurde
Ellen-Auerbach-Stipendium, für Fotografie-Kunst: ein Förderungsstipendium für internationale junge Fotografen, finanziert aus dem Nachlass der Fotografin Ellen Auerbach, wird seit 2006 alle zwei Jahre vergeben.[12]
Eva-Maria Barkhofen (Hrsg.): Baukunst im Archiv. Die Sammlung der Akademie der Künste, herausgegeben von Eva-Maria Barkhofen im Auftrag der Akademie der Künste, Berlin. Berlin 2016, ISBN 978-3-86922-492-3.
Nikolaus Bernau: Akademie der Künste im Hansaviertel. In: Die Neuen Architekturführer. Nr. 106, Stadtwandel, Berlin 2007.
Hans Gerhard Hannesen: Die Akademie der Künste in Berlin. Facetten einer 300jährigen Geschichte. Akademie der Künste, Berlin 2005, ISBN 3-88331-091-3.
Monika Hingst et al. (Red.): „Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen.“ Eine Ausstellung der Akademie der Künste und der Hochschule der Künste. 9. Juni bis 15. September 1996. Henschel, Berlin, ISBN 3-89487-255-1.
Thomas Krüger: Akademie der Künste Pariser Platz Berlin. In: Die Neuen Architekturführer. Nr.69. Stadtwandel, Berlin 2005, ISBN 3-937123-39-3.
Werner Mittenzwei: Die Mentalität des Ewigen Deutschen. Nationalkonservative Dichter 1918–1947 und der Untergang einer Akademie. 2. Auflage. Faber & Faber, Leipzig 2003, ISBN 3-936618-17-8 (Erstauflage unter dem Titel: Der Untergang einer Akademie oder Die Mentalität des ewigen Deutschen. Mit einer Chronik: Dichtung und Dichter an der Preußischen Akademie der Künste 1696–1947. Aufbau Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-351-02404-5).
Wolfgang Trautwein, Julia Bernhard (Hrsg.): Aufbrüche in die Moderne. Das Archiv der Akademie der Künste. Akademie der Künste, Berlin 2013, ISBN 978-3-88331-202-6.