Albit gehört zur großen Familie der Feldspate und bildet dort das natriumreiche Endglied der Mischkristallreihe bzw. dem Dreistoffsystem Orthoklas (K[AlSi3O8]) – Albit – Anorthit (Ca[Al2Si2O8])[7] in der Gruppe der Plagioklase mit den Zwischengliedern Oligoklas, Andesin, Labradorit und Bytownit. Aufgrund der Mischkristallbildung wird die Formel für natriumreiche Plagioklas-Feldspate allgemein auch mit (Na,Ca)[(Si,Al)4O8][8] angegeben. Da man die Mischkristalle makroskopisch nicht unterscheiden kann, wurden diese willkürlich nach steigendem Anorthitgehalt unterteilt, wobei Albit als solcher bezeichnet werden darf, wenn er maximal 10 % Anorthit enthält.
Albit entwickelt überwiegend flächenreiche, tafelige bis prismatische Kristalle und Zwillinge, wobei polysynthetische Zwillinge meist an ihren gestreiften Kristallflächen erkennbar sind. Bekannt sind auch körnige bis massige Mineral-Aggregate. In reiner Form ist Albit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen oder durch Fremdbeimengungen eine graue, gelbliche, rötliche, grünliche oder bläuliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Klare und unverletzte Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen perlmuttartig.
Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Albit 1815 durch Johan Gottlieb Gahn und Jöns Jakob Berzelius, die das Mineral aufgrund seiner vorherrschend weißen Farbe nach dem lateinischen Wort albus für „weiß“ benannten.
Bereits in der veralteten, aber verschiedentlich noch verwendeten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Albit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er als Mitglied in der Untergruppe der „Plagioklase“ mit der System-Nr. VIII/J.07 innerhalb der Feldspatgruppe zu finden ist.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet Albit in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zusätzliche Anionen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Anorthit, den intermediären Zwischengliedern Andesin, Bytownit, Labradorit und Oligoklas die Untergruppe der „Plagioklase“ mit der System-Nr. 9.FA.35 bildet. Ebenfalls dieser Gruppe zugeordnet ist das Mineral Reedmergnerit.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet Albit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“. Hier ist er ebenfalls in der „Plagioklas-Reihe“ mit der System-Nr. 76.01.03 innerhalb der Unterabteilung „Mit (einfachem) Al-Si-Gitter“ zu finden.
Kristallstruktur
Von Albit sind verschiedene strukturelle Modifikationen bekannt, die alle im triklinen Kristallsystem in der RaumgruppeC1 (Raumgruppen-Nr. 2, Stellung 3)[4]Vorlage:Raumgruppe/2.3 mit leicht unterschiedlichen Gitterparametern kristallisieren. Die Modifikationen entstehen durch die unterschiedliche Verteilung des Aluminiums und Siliziums auf die unterschiedlichen Tetraederplätze des Kristallgitters (Grad der Aluminiusm und Silizium Ordnung). Die Gitterparameter lauten bei jeweils vier Formeleinheiten pro Elementarzelle[8] für
Hoch-Albit: a = 8,16 Å; b = 12,88 Å; c = 7,11 Å; α = 93,5°; β = 116,5° und γ = 90,2°
Tief-Albit: a = 8,14 Å; b = 12,79 Å; c = 7,16 Å; α = 94,2°; β = 116,6° und γ = 87,7°
Tief-Albit kann durch Erwärmung auf über ca. 700 °C in Hoch-Albit umgewandelt werden[9]; für Hoch-Albit wird mitunter auch die Bezeichnung Analbit verwendet. Weitere Erwärmung von Hoch-Albit auf über etwa 1050 °C führt zu einer Umwandlung der triklinen in eine monokline Struktur. Diese Modifikation ist auch als Monalbit bekannt. Da die Natriumatome jedoch zu klein sind, wird die Struktur bei Abkühlung wieder triklin und Monalbit ist daher kein anerkanntes Mineral.
Eigenschaften
Morphologie
Albit bildet überwiegend Kristallzwillinge in Form lamellarer Wiederholungszwillinge aus, die sich durch ihre charakteristische Streifung auf den Kristallflächen bemerkbar machen. Bevorzugt werden zwei Zwillingsgesetze, von denen eines nach dem Albit benannt wurde.
Im „Albit-Gesetz“ bildet die b-Fläche (010) die Verwachsungsebene der Zwillinge. An der Basis entsteht ein einspringender Winkel von 7°12' bis 8°20'. Die „Spaltfläche“ c, aber auch alle übrigen Flächen (mit Ausnahme von b) sind durch lamellare Wiederholung dieses Gesetzes längsgestreift. Aufgrund der für alle Plagioklase charakteristischen Zwillingsstreifung lassen sich diese im Gestein relativ leicht von den Kalifeldspaten unterscheiden. Sichtbar sind diese jedoch meist nur unter dem Mikroskop.[10]
Beim „Periklin-Gesetz“ liegt die Zwillingsachse parallel zur b-Achse [010]. Die Verwachsungsfläche ist hier entweder die Basis, wobei sich die Zwillingshälften überdecken oder die sogenannte „X-Fläche“ bzw. der „rhombische Schnitt“, bei der beide Zwillingshälften aufeinanderpassen. Der „rhombische Schnitt“ verändert je nach Zusammensetzung der Plagioklase seine Lage zu den kristallographischen Achsen und kann daher zu deren optischer Bestimmung genutzt werden.[10]
Als Periklin (griech.: περίκλινής [periklinis], sich ringsum neigend) bezeichnete Breithaupt 1823 einen milchig weißen, mit plattigen Kristallen ausgebildeten Albit[13]
Cleavelandit ist ein in dünnblättrigen Täfelchen auftretender Albit.
Der Mischkristall Oligoklas wird mit einem Albitgehalt von 90 bis 70 % (An 10–30 %) als Varietät dem Albit zugeordnet. Bekannt ist er vor allem durch seine Untervarietät Sonnenstein, der aufgrund vieler eingelagerter Hämatitschüppchen rötlichbraun gefärbt ist und stark glitzert.
Antiperthit ist eine dem Mondstein ähnliche Albit-Varietät mit Kalifeldspat-Entmischungslamellen, die auch unter den Handelsnamen Albit-Mondstein, Kanadischer Mondstein oder Peristerit bekannt ist, wobei letzterer als überflüssige Bezeichnung für iridisierenden Albit diskreditiert ist.[14][15]
Als häufige Mineralbildung ist Albit an vielen Fundorten anzutreffen, wobei bisher (Stand: 2013) rund 8000 Fundorte als bekannt gelten.[16] Neben seiner Typlokalität, dem Steinbruch „Finnbo“ bei Falun trat das Mineral in Schweden unter anderem noch bei Älvdalen, Hedemora und am Öster Silvberg in der Gemeinde Säter in Dalarna; bei Berghamn im Ångermanland; bei Jokkmokk, Kiruna und Storuman in Lappland; bei Båraryd und Jönköping in Småland; bei Filipstad im Värmland sowie bei Lindesberg, Nora und Sala im Västmanland auf.
Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Albitfunde sind unter anderem der Amelia County in Virginia und der District Pala (San Diego County) in Kalifornien in den USA, wo in Pegmatit-Hohlräumen gut entwickelte Cleavelandkristalle von bis zu 15 cm Durchmesser zutage traten.[17]
In der Schweiz kennt man das Mineral vor allem aus den Kantonen Graubünden (Calanda, Domleschg, Engadin, Medeltal), Tessin (Valle Leventina, Valle Maggia) und Uri (Maderanertal, Reusstal), Wallis (Binntal, Oberwald, Val d’Anniviers, Zermatt).
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Ägypten, Algerien, Angola, der Antarktis, Argentinien, Armenien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Kanada, Kolumbien, Myanmar, Tschechien, Griechenland, Grönland, Ungarn, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kasachstan, Kirgistan, Korea, Madagaskar, Malawi, Marokko, Mexiko, der Mongolei, Mosambik, Namibia, Nepal, Neuseeland, Nigeria, Norwegen, Oman, Pakistan, Paraguay, Peru, Polen, Portugal, Ruanda, Rumänien, Russland, Sambia, Saudi-Arabien, Simbabwe, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Sudan, Tadschikistan, Tansania, der Türkei, Ukraine, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (UK) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[18]
Albit ist aufgrund seines niedrigen Alkaligehaltes für die Keramikindustrie nur von untergeordneter Bedeutung. Lediglich dessen Varietäten Oligoklas bzw. Sonnenstein und Kanadischer Mondstein finden gelegentlich Verwendung als Schmuckstein, wobei diese aufgrund ihrer Seltenheit meist durch synthetischen Goldfluss bzw. weißen Labradorit imitiert werden.
Johan Gottlieb Gahn, Jöns Jakob Berzelius: Undersökning af nagra i grannskapet af Fahlun funna fossilier. In: Afhandlingar i Fysik, Kemi och Mineralogi. Band4, 1815, S.148–216 (schwedisch, rruff.info [PDF; 3,8MB; abgerufen am 22. November 2021]).
Gustav Rose: Ueber den Feldspath, Albit, Labrador und Anorthit. In: Annalen der Physik und der Physikalischen Chemie. Band73, 1823, S.173–208 (rruff.info [PDF; 2,0MB; abgerufen am 22. November 2021]).
Albite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 22. November 2021 (englisch).
↑ abcAlbite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. November 2021 (englisch).
↑ ab
Albite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 87kB; abgerufen am 22. November 2021]).
↑ abHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.695 (englisch).
↑O.F. Tuttle, N.L. Bowen (1950): High-temperature albite and contiguous feldspars. J. Geol. 58(5), 572–583, JSTOR:30068571
↑
Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S.265.
↑ ab
Fundortliste für Albit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 22. November 2021.