Gedenktafel an Delps Geburtshaus in Mannheim, 2006
Alfred Delp war der älteste Sohn von sechs Kindern von Johann Adam Friedrich Delp (* 1876 Mannheim – 1958) und Maria, geborene Bernauer (* 1881 Asbach bei Mosbach – 1968). Er wurde im „Wöchnerinnenasyl Luisenheim“ in C 7 in Mannheim geboren und zwei Tage später dort von Kaplan Mutz der Jesuitenkirche, in deren Sprengel das Wöchnerinnenasyl lag, getauft. Bei der späteren römisch-katholischen Trauung der Eltern musste sein evangelischer Vater schriftlich zusagen, dass die aus dieser Ehe hervorgehenden Kinder katholisch getauft und erzogen werden. Dieses Versprechen konnte der Vater nicht einhalten, denn die junge Familie musste aus wirtschaftlichen Gründen bei den evangelischen Eltern des Vaters in Hüttenfeld leben, wo die Großmutter, stolz auf ihre evangelische Familientradition, die evangelische Erziehung des Jungen durchsetzte, was zum Dauerkonflikt in der Familie führte. Dort wohnte er bis 1914 in der Mannheimer Straße 3.[1] 1921 wurde er als Gymnasiast zunächst konfirmiert, nach einem Streit mit dem evangelischen Pfarrer jedoch in der katholischen Kirche zur Erstkommunion zugelassen und gefirmt.
Das desolate Verhältnis zwischen den christlichen Konfessionen begleitete ihn bis ans Lebensende, schrieb er doch aus dem Gefängnis heraus: „Wenn die Kirchen der Menschheit noch einmal das Bild einer zankenden Christenheit zumuten, sind sie abgeschrieben.“
Denkmal bei St. Georg in München-Bogenhausen, 2007Gedenktafel in Lampertheim
Nach dem Scheitern des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 wurde Delp am 28. Juli 1944 nach der Frühmesse in St. Georg im Münchner Stadtteil Bogenhausen, Filialkirche von Heilig Blut, verhaftet,[3] obwohl er an den Vorbereitungen des Attentats nicht beteiligt war. Im Prozess vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler wurde Alfred Delp wegen Hoch- und Landesverrats zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Gericht hatte zwar den Vorwurf der Mitwisserschaft am Attentat fallen lassen, doch sein Engagement im Kreisauer Kreis, sein Wirken als Jesuitenpater und seine christlich-soziale Weltanschauung genügten, um ihn zum Opfer der NS-Justiz zu machen.
Während der Haftzeit machte ihm die Gestapo das Angebot der „Freilassung gegen Ordensaustritt“, was aber von Delp ausgeschlagen wurde. Delp legte am 8. Dezember 1944 in der Haftanstalt Berlin-Tegel gegenüber seinem Mitbruder Franz von Tattenbach seine letzten, feierlichen Gelübde ab, die Profess, mit der Delp und sein Orden ihre gegenseitige Bindung bekundeten. Am 2. Februar 1945 schrieb er in seinem Abschiedsbrief:
„Wie lange ich nun hier warte, ob und wann ich getötet werde, weiß ich nicht. Der Weg hierher bis zum Galgen nach Plötzensee ist nur zehn Minuten Fahrt. Man erfährt es erst kurz vorher, dass man heute und zwar gleich ‚dran‘ ist. Nicht traurig sein. Gott hilft mir so wunderbar und spürbar bis jetzt. Ich bin noch gar nicht erschrocken. Das kommt wohl noch. Vielleicht will Gott diesen Wartestand als äußerste Erprobung des Vertrauens. Mir soll es recht sein. Ich will mir Mühe geben, als fruchtbarer Samen in die Scholle zu fallen, für Euch alle und für dieses Land und Volk, dem ich dienen und helfen wollte.“
– Alfred Delp aus Berlin Plötzensee am 2. Februar 1945
Das Urteil wurde am gleichen Tag in Plötzensee vollstreckt, seine Asche wurde auf den Berliner Rieselfeldern verstreut. Auf dem Weg unter den Galgen sagte er zum Gefängnispfarrer: „In wenigen Augenblicken weiß ich mehr als Sie.“
Ehrungen
In seinem Heimatort Hüttenfeld trägt das Katholische Gemeindezentrum seinen Namen, inzwischen auch die Straße, in der sein Elternhaus stand. An seiner Wirkungsstätte am Kolleg St. Blasien wurde die Sporthalle nach ihm benannt. In der Haftanstalt Berlin-Tegel gibt es eine (nicht öffentlich zugängliche) Gedenktafel für ihn und seine Mitkämpfer. In der Nähe der Hinrichtungsstätte Plötzensee erinnert die Delpzeile[5] an ihn.
Die OKJA/Katholische Jugend unterhält in Bottrop ein Alfred-Delp-Heim. Die Bundeswehr benannte eine Kaserne in Donauwörth nach ihm. In Neuss hat sich eine Ortsgruppe der Georgs-Pfadfinder nach ihm benannt, der DPSG-Stamm Alfred Delp. In Brilon im Hochsauerlandkreis ist das örtliche Kinder- und Jugendzentrum (Alfred-Delp-Haus, kurz ADH) und in Oberursel/Taunus ist ein Wohn- und Tageszentrum für Menschen mit geistiger Behinderung nach ihm benannt, des Weiteren befindet sich in Troisdorf das Alfred-Delp Altenzentrum und in Froschhausen die Grundschule, die seit 1969 seinen Namen trägt. Seit Delps 60. Todestag im Jahr 2005 existiert in seiner Geburtsstadt Mannheim eine Alfred-Delp-Gesellschaft. Sie gibt seit 2007 das Alfred-Delp-Jahrbuch heraus, veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut der Universität Mannheim eine Gedenkvorlesung in zeitlicher Nähe zum Geburtstag (15. September) und stiftete für die Jesuitenkirche eine von Karlheinz Oswald gestaltete Büste, die von ihrem Ehrenmitglied Karl Kardinal Lehmann 2007 eingeweiht wurde.
Roman Bleistein: Alfred Delp SJ (1907–1945). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 6. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1984, ISBN 3-7867-1140-2, S. 50–63 (Digitalisat).
Elke Endraß: Gemeinsam gegen Hitler. Pater Alfred Delp und Helmuth James Graf von Moltke. Kreuz, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-7831-2881-9.
Gotthard Fuchs (Hrsg.): Glaube als Widerstandskraft. Edith Stein, Alfred Delp, Dietrich Bonhoeffer. 1. Auflage. Josef Knecht, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-7820-0523-6.
Rita Haub: Alfred Delp. Im Widerstand gegen Hitler. Topos Plus, Kevelaer 2015, ISBN 978-3-8367-1007-7.
Roman Bleistein: Alfred Delp. In: Helmut Moll (Hrsg.): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. 7. überarbeitete und aktualisierte Auflage. Paderborn 2019, ISBN 978-3-506-78012-6, Band II, S. 953–956.
Peter Kern (Hrsg.): Alfred Delp - Ein Zeugnis das bleibt. Zum 75. Todestag (= Alfred-Delp-Jahrbuch Bd. 11/12). Lit, Berlin 2020, 2. Auflage 2021, ISBN 978-3-643-14446-1.
Klaus Kreppel: Zu Alfred Delps Politischer Theologie. In: Junge Kirche. Eine Zeitschrift europäischer Christen. Jahrgang 41, Nummer 1, 1980, S. 6–9.
Karl H. Neufeld: Geschichte und Mensch. A. Delps Idee der Geschichte – Ihr Werden und ihre Grundzüge. Ed. Pontifica Univ. Gregoriana, Rom 1983, ISBN 88-7652-425-8.
Günther Saltin: Durchkreuztes Leben. Alfred Delp: Weg – Kampf – Opfer. Schüssler, Mannheim 2003, ISBN 3-00-012687-2.
Günther Saltin: Gesang im Feuerofen. Die ökumenische Bibellektüre von Helmuth James von Moltke, Alfred Delp, Eugen Gerstenmaier und Joseph Ernst Fugger von Glött in der Haftanstalt Tegel. Echter, Würzburg 2014, ISBN 978-3-429-03672-0.
↑Michael Pope: Alfred Delp S. J. im Kreisauer Kreis. Die rechts- und sozialphilosophischen Grundlagen in seinen Konzeptionen für eine Neuordnung Deutschlands. In: Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe B: Forschungen, Band 63.