Während der Naziokkupation Frankreichs war er Mitherausgeber des nicht zensierten Bulletin Rouge-Brique. 1943 veröffentlichte er „Reichtum und Bevölkerung“, wo er für eine Politik des Populationismus und gegen jeglichen Protektionismus unternehmerischer oder gewerkschaftlicher Natur plädierte.
Nach dem Krieg wollte Charles de Gaulle ihn zum Generalsekretär für Familie und Bevölkerung machen, Sauvy aber entschied sich für die Demografie. 1945 bis 1962 war er Direktor des INED[1] (Nationales Institut für demografische Studien) und an dessen multidisziplinärem Ausbau maßgeblich beteiligt. Gleichzeitig repräsentierte er Frankreich in der Kommission für Bevölkerungsstatistik der UNO.
Bis 1975 war er Herausgeber der Zeitschrift Population. Für die breitere Öffentlichkeit plante er eine zusammenfassende vierseitige Monatsschrift, Population & Sociétés, die 1968 von seinem Nachfolger Jean Bourgeois-Pichat verwirklicht wurde.
„Dritte Welt“
In dem Beitrag Drei Welten, ein Planet[5] für den „L'Observateur“ am 14. August 1952 verwendete Sauvy erstmals den Begriff „Dritte Welt“, wobei er auf Emmanuel Joseph Sieyès’ Prägung Dritter Stand Bezug nahm: „...denn schließlich will diese als dritter Stand verachtete und ausgebeutete Dritte Welt auch etwas gelten...“[6]. Am Ende seines Lebens widerrief der Autor diese Bezeichnung: „Man gestattete dem Schöpfer des Ausdrucks „Dritte Welt“ vor schon vier Jahrzehnten, diese zu verschmähen. Das lässt die heute wachsende Vielfalt in diesem Bereich vergessen. Es kann nicht weit führen, die Länder Schwarzafrikas und die „Pantherstaaten“ unter einem Begriff zu subsumieren.“[7]
↑ abcJean-Claude Chesnay: SAUVY Alfred, 1898–1900. In: Massimo Borlandi, Raymond Boudon, Mohamed Cherkaoui, Bernard Valade (Hrsg.): Dictionnaire de la pensée sociologique (= Collection Quadrige Dicos Poche). Presses Universitaires de France (PUF)/Centre national du livre, Paris 2005, ISBN 2-13-051689-0, S.621f.