Im Jahr 1849 wurde das Gericht als Kreisgericht eingerichtet. Im Jahr 1864 wurde der Gerichtsneubau am damaligen Wilhelmsplatz (heute Husemannplatz) eröffnet. Das Kreisgericht Bochum war bei seiner Auflösung im Jahre 1879 das zweitgrößte in Preußen.[1] In unmittelbarer Nähe an der Schillerstraße (heute Junggesellenstraße) wurde 1892 das Königliche Landgericht eröffnet.[2]
Nach der Machtübergabe 1933 an die Nationalsozialisten meldete bereits am 3. April 1933 der Bochumer Landgerichtspräsident Broicher, dass alle fünf jüdischen Richter beurlaubt und von den 22 Anwälten jüdischer Herkunft nur noch einem der Zutritt zu dem Gerichtsgebäude gewährt worden sei. Von diesen Anwälten konnten zwölf emigrieren, einer hat im Untergrund überlebt, sechs der Anwälte kamen in Lagern um, über drei weitere weiß man nicht, was ihr Schicksal war.[3]
Das Amtsgericht hatte ein eigenes Gerichtsgefängnis an der ABC-Straße. Die politischen Gegner der Nazis verbrachten einen großen Teil ihrer Untersuchungshaft in diesem Gefängnis. Heinrich König, der Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD Bochum, wurde 1943 von der Gestapo in seinem Exil in Südfrankreich aufgespürt und in das Gerichtsgefängnis eingeliefert. Hier starb er an den Folgen der Folter der Gestapo am 7. Mai 1943.[3] Bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurden die Gefangenen in ihren Zellen gelassen. Viele der Häftlinge kamen bei dem großen Angriff am 4. November 1944 ums Leben, darunter auch der Franziskanerpater Gandolf Korte.[3] Dabei wurde auch das Gerichtsgebäude zerstört.
Das neue Landgerichtsgebäude, in welchen auch das Amtsgericht in einem Seitenflügel untergebracht war, wurde 1953 eröffnet. 1978 wurden das markante Hochhaus für das Landgericht angebaut. Beide Gerichte sind 2017 in das neue Justizzentrum an der Josef-Neuberger-Straße umgezogen.[4]
Gerichtsbezirk und Aufgabenbereiche
Der Gerichtsbezirk umfasst nur das Gebiet der kreisfreien Stadt Bochum.
↑Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S.582 (uni-muenster.de [abgerufen am 8. August 2023]).
↑ abcJutta Duschka und Klaus Kunold: Widerstand und Verfolgung 1933–1945, Bochumer Stadtrundgang. Hrsg.: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten / Bochum. Bochum 2002, S.6.