Schirmer besuchte ein Gymnasium in Celle und studierte an der Technischen Hochschule HannoverArchitektur. Nach dem 1929 erfolgten Studienabschluss war er als Bauführer beim Preußischen Hochbauamt in Torgau tätig. Von 1930 bis 1933 war er wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Hochschule in Hannover.[1] Ab dem Wintersemester 1935/36 führte er als Dozent, ebenso wie Joachim Mrugowsky, an der Technischen Hochschule Hannover Veranstaltungen zum Thema „Politisch Weltanschauliche Erziehung“ durch, in denen so genannte „erbbiologische Fragestellungen“ behandelt wurden.[2]
Am 22. Juli 1940 eröffnete Schirmer, der als „Spezialist“ in Fragen des Judentums und der Freimaurerei galt, das neu errichtete „Amt Westen“ des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg in Paris im Hotel Commodore auf dem Boulevard Haussmann in der Avenue d’Iéna Nr. 54.[6] Damit war das Amt, das unter der Leitung von Georg Ebert stand, einsatzfähig. Bereits am 28. Juli trafen zwei Waggons mit Musikinstrumenten aus Paris Richtung „Amt Musik“ in Berlin ein.[7] Auch Wilhelm Grau, den Schirmer zusammen mit Gotthard Urban bereits Ende 1938 bezüglich der Errichtung des Instituts zur Erforschung der Judenfrage aufgesucht hatte, begann fortan mit seiner Tätigkeit in Paris.[8]
Das, wie der Historiker Reinhard Bollmus konstatierte, „eher bedeutungslose“ Amt Juden- und Freimaurerfragen wurde 1942 in das Hauptamt Überstaatliche Mächte des Amtes Rosenberg unter der Leitung von Hans Hagemeyer eingegliedert. Nach der Eingliederung leistete Schirmer ab dem 15. März 1942 Kriegsdienst bei der Wehrmacht. Am 9. September 1942 wurde er in Russland durch einen Kopfschuss verwundet.[5] Seine Ablösung als Herausgeber des Welt-Dienstes erfolgte im September 1943, nachdem er unter Betrugsverdacht geraten war und ihm ferner „charakterliche Mängel“ attestiert wurden.[9] Ihm wurde vorgeworfen, sich eine in Paris beschlagnahmte Briefmarkensammlung privat angeeignet zu haben. Beides war jedoch eine Intrige.[10] Er blieb bis zu seinem Tode arbeitsunfähig, wurde aber 1945 interniert. Nach seiner Entlassung im Frühjahr 1948 wohnte er in Celle.[11]
Schirmer starb am 30. Oktober 1948 in Celle an den Folgen seiner Kriegsverletzung. Er wurde auf der Kriegsgräberstätte, welche vom Volksbund hergerichtet wurde, auf dem Stadtfriedhof in Celle bestattet.[11]
Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Mit einem bibliographischen Essay von Stephan Lehnstaedt. 2. Auflage. Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-54501-9.
Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform: Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
↑ abDatenbank der Reichstagsabgeordneten Eintrag August Schirmer
↑Karen Bayer, Frank Sparing, Wolfgang Woelk: Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit. Franz Steiner Verlag, 2004, ISBN 3-515-08175-5, S.44.
↑Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. S. 293.
↑Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. S. 381.
↑ abReinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. S. 68, S. 121 f.
↑Ab März 1941 war die Adresse von „Amt Westen“: Berlin-Charlottenburg, Bismarckstraße 1. Diese Verlagerung des Sitzes weist auf den in Kürze erfolgenden Überfall auf die Sowjetunion hin, durch den auf den Einsatzstab neue Raub-Aufgaben zukamen.
↑Willem de Vries: Kunstraub im Westen 1940–1945. Alfred Rosenberg und der Sonderstab Musik. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-14768-9, S.99f.
↑Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Vorgeschichte und Gründung 1935-1939. Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-88270-803-4, S.20f., 34, 38.
↑Magnus Brechtken: Madagaskar für die Juden. Antisemitische Idee und politische Praxis 1885–1945. 2. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1998, ISBN 3-486-56384-X, S.59.