BRCA2 ist eine Abkürzung für den englischsprachigen Ausdruck BReast CAncer 2, early-onset (deutsch: Brustkrebs 2, frühe Manifestation), in einigen Publikationen wird das Gen auch als Brustkrebsgen 2 bezeichnet.
Genlokalisation
Das BRCA2-Gen liegt auf dem langen Arm (q-Arm) von Chromosom 13, Genlocus 13.1.[3] Es reicht von Basenpaar 31.787.616 bis Basenpaar 31.871.804, das heißt, es umfasst 84.193 Basenpaare. Das daraus codierte Protein besteht aus 3418 Aminosäuren und hat eine molare Masse von 384.225 Da.
Biologische Funktion
Das BRCA2-Protein bindet an RAD51 und PALB2. Der Komplex mit RAD51 bindet mit Hilfe von PALB2 an DNA-Doppelstrangbrüche und leitet die DNA-Reparatur ein. BRCA2 wird für die Bildung der RAD51-Nukleofilamente benötigt, indem es RPA vom resezierten DNA-Abschnitt entfernt und durch Rad51 ersetzt. BRCA2 wird auch zur Reparatur von Strangbrüchen bei der meiotischen und der mitotischenZellteilung benötigt. BRCA2 ist daher essenziell für die genetische Stabilität einer eukaryotischen Zelle.[4]
Darüber hinaus spielt BRCA2 eine Rolle bei der Oogenese, der Entwicklung der Eierstöcke. Da auch bei der Meiose Doppelstrangbrüche zu reparieren sind, was bei teilweisem Verlust der BRCA2-Funktion gehemmt ist, finden sich in Tiermodellen und bei Mutationen mit reduzierter BRCA2-Funktion vermindert Oozyten und eine frühzeitige Depletion der Eierstöcke, bis hin zu einem Fehlen von Eierstöcken und einer Sterilität. Bei Männern werden ebenfalls genitale Fehlbildungen, eine Gonadenhypoplasie sowie Sterilität beschrieben.[5]
Risiko und Erkennung
Frauen und Männer mit einer Keimbahnmutation in BRCA2 haben ein erhöhtes Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs, aber auch an anderen Krebsarten zu erkranken.[6]
Mit Hilfe einer DNA-Analyse kann festgestellt werden, ob ein Patient eine mutierte Form des BRCA2-Gens hat. Für Frauen und Männer mit familiärer Belastung für Brust- und Eierstockkrebs übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen meist die Kosten für Beratung im Zentrum, Gentest und Früherkennungsprogramm. Als sinnvoll wird die Durchführung des Tests angesehen, wenn eines der folgenden Kriterien in einer familiären Linie (maternal oder paternal) zutrifft:[7]
mindestens zwei Personen in der Familie sind oder waren an Brustkrebs erkrankt, davon mindestens eine vor dem 51. Lebensjahr
drei Personen mit Brustkrebs in der Familie (unabhängig vom Erkrankungsalter)
eine Erkrankung in der Familie mit einseitigem Brustkrebs und einem Erkrankungsalter vor dem 36. Lebensjahr
ein Fall von beidseitigem Brustkrebs in der Familie, wobei die erste Erkrankung im Alter von 50 Jahren oder früher aufgetreten ist
ein Fall von Eierstockkrebs in der Familie, wenn die Erkrankung vor dem 41. Lebensjahr aufgetreten ist
ein Fall in der Familie mit Brust- und Eierstockkrebs
ein Mammakarzinom bei einem Mann
zwei oder mehr Fälle von Eierstockkrebs in der Familie.[8]
Vor und nach Durchführung des Gentests sind intensive Gespräche mit den Patienten von großer Wichtigkeit.[9][10]
Entdeckung
Das BRCA2-Gen wurde 1994 von Michael Stratton und Richard Wooster am Institute of Cancer Research der Universität London entdeckt.[11][12]
E. Honrado u. a.: Pathology and gene expression of hereditary breast tumors associated with BRCA1, BRCA2 and CHEK2 gene mutations. In: Oncogene, 25/2006, S. 5837–45. PMID 16998498
S. M. Domchek, B. L. Weber: Clinical management of BRCA1 and BRCA2 mutation carriers. In: Oncogene, 25/2006, S. 5825–31. PMID 16998496
T. Hay, A. R. Clarke: DNA damage hypersensitivity in cells lacking BRCA2: a review of in vitro and in vivo data. In: Biochem Soc Trans, 33/2005, S. 715–7. PMID 16042582
A. Tutt, A. Ashworth: The relationship between the roles of BRCA genes in DNA repair and cancer predisposition. In: Trends Mol Med, 8/2002, S. 571–6. PMID 12470990
D. C. Daniel: Highlight: BRCA1 and BRCA2 proteins in breast cancer. In: Microsc Res Tech, 59/2002, S. 68–83. PMID 12242698
A. R. Venkitaraman: Chromosome stability, DNA recombination and the BRCA2 tumour suppressor. In: Curr Opin Cell Biol, 13/2001, S. 338–43. PMID 11343905
↑Thorslund T, West SC: BRCA2: a universal recombinase regulator. In: Oncogene. 26. Jahrgang, Nr.56, Dezember 2007, S.7720–30, doi:10.1038/sj.onc.1210870, PMID 18066084.
↑ abAriella Weinberg-Shukron, Mariana Rachmiel, Paul Renbaum, Suleyman Gulsuner, Tom Walsh, Orit Lobel, Amatzia Dreifuss, Avital Ben-Moshe, Sharon Zeligson, Reeval Segel, Tikva Shore, Rachel Kalifa, Michal Goldberg, Mary-Claire King, Offer Gerlitz, Ephrat Levy-Lahad, David Zangen et al.: Essential Role of BRCA2 in Ovarian Development and Function. New England Journal of Medicine 2018, Band 379, Ausgabe 11 vom 13. September 2018, Seiten 1042-1049, DOI: 10.1056/NEJMoa1800024
↑Ute Hamann: Brustkrebs – sind es die Gene oder die Umwelt? GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg 2003, DNB970082770, urn:nbn:de:101:1-200911022939.
↑M. R. Stratton u. a.: Familial male breast cancer is not linked to the BRCA1 locus on chromosome 17q. In: Nature Genetics., 7/1994, S. 103–7. PMID 8075631
↑M. R. Stratton, R. Wooster: Hereditary predisposition to breast cancer. In: Curr Opin Genet Dev, 6/1996, S. 93–7. PMID 8791478
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