Der Bahnhof befindet sich im Norden Treuchtlingens. Im Westen wird er von der Wettelsheimer Straße, im Osten von der Bahnhofsstraße begrenzt, an dieser befindet sich das Bahnhofsgebäude. Eine Verbindung zwischen den Straßen stellt ein Tunnel südlich des Bahnhofsgeländes her. Die Adresse des Bahnhofsgebäudes lautet Bahnhofstraße 61.[1]
Der Bahnhof Treuchtlingen wurde am 2. Oktober 1869 zusammen mit den beiden Eisenbahnstrecken Ansbach–Treuchtlingen und Treuchtlingen–Pleinfeld durch die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen eröffnet. Der Abschnitt Treuchtlingen–Pleinfeld wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Altmühlbahn gebaut. Gegenüber dem Empfangsgebäude entstand ein kleines Bahnbetriebswerk zur Wartung der Züge. 1870 bekam Treuchtlingen eine weitere Anbindung an das Schienennetz mit der Bahnstrecke München–Ingolstadt–Treuchtlingen–Nürnberg. Am 1. Oktober 1906 nahmen die Bayerischen Staatsbahnen die Bahnstrecke Donauwörth–Treuchtlingen in Betrieb, die zuvor wegen der erforderlichen Steigungen als unwirtschaftlich angesehen wurde. Damit war die Direktstrecke Nürnberg–Augsburg fertiggestellt und der Umweg der Ludwig-Süd-Nord-Bahn über Nördlingen wurde unnötig. Der Bahnhof Treuchtlingen wurde mit dem Streckenbau ausgebaut und von sieben auf 15 Gleise erweitert. Bis 1935 elektrifizierte die Deutsche Reichsbahn die Bahnstrecke Nürnberg–Augsburg. Gleichzeitig mit der Elektrifizierung wurde die Zahl der Bahnhofsgleise ab 1934 auf 27 erhöht. Fortan wurden in Treuchtlingen Züge, die von der Bahnstrecke Nürnberg–Augsburg auf die nicht elektrifizierten Strecken in Richtung Würzburg und Ingolstadt wechselten, in Treuchtlingen von Elektro- auf Dampftraktion umgespannt.[2]
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof mehrfach Ziel von Luftangriffen. Am 23. Februar 1945 wurden durch einen Bombenangriff etwa 300 Menschen getötet, die größtenteils bei der Zerstörung der Bahnsteigunterführung starben. 1969 löste die Deutsche Bundesbahn das Bahnbetriebswerk Treuchtlingen auf. 1977 wurde der Bahnhof Treuchtlingen als Rangierknotenpunkt aufgelöst. 1978 wurde ein neues Spurplandrucktastenstellwerk in Betrieb genommen. Von 2004 bis 2006 modernisierte die Deutsche Bahn den Bahnhof. Es wurden neue barrierefrei ausgebaute Bahnsteige errichtet und das Empfangsgebäude saniert.[3] Durch die Fertigstellung der Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt Ende 2006 verlor der Bahnhof die meisten Fernverkehrsverbindungen zwischen Nürnberg und München.
Im Juni 2017 beantragte die Deutsche Bahn den Rückbau verschiedener Weichen und Gleisabschnitte.[4]
Aufbau
Bahnsteige
Der Bahnhof besitzt sieben Durchgangsgleise an einem Hausbahnsteig und drei Mittelbahnsteigen. Jeder Bahnsteig ist überdacht und verfügt über digitale Zugzielanzeiger. Alle Bahnsteige sind über eine Fußgängerunterführung mit dem Hausbahnsteig verbunden. Der Bahnhof ist barrierefrei ausgestattet, es besteht ein stufenfreier Zugang zu jedem Bahnsteig.
Die Weichen und Signale des Bahnhofs wurden zunächst von fünf mechanischen Stellwerken gestellt. Stellwerk V war für das Bahnbetriebswerk zuständig und wurde nach dessen Stilllegung 1969 abgebrochen. Die vier übrigen Stellwerke blieben bis 1978 in Betrieb. Nach ihrer Außerbetriebnahme wurden drei der nicht mehr benötigten Stellwerke abgebrochen. Stellwerk III blieb erhalten und wird von einem Modelleisenbahnverein genutzt.[6]
1978 nahm die Deutsche Bundesbahn ein neues Spurplandrucktastenstellwerk der Bauart Sp Dr S60 von Siemens in Betrieb, das die Bezeichnung Tf trägt.[3][2] Es befindet sich in einem dreigeschossigen Bau mit aufgesetzter Stellwerkskanzel nördlich des Empfangsgebäudes. Neben der Stellung des Bahnhofs Treuchtlingen wird von Tf der Bahnhof Otting-Weilheim ferngesteuert, bis zu dessen Stilllegung war das Stellwerk zudem für die Fernsteuerung des Bahnhofs Möhren zuständig.[7]
Mit der Eröffnung des Bahnhofs nahmen die Bayerischen Staatseisenbahnen 1869 westlich der Bahnsteige ein kleines Bahnbetriebswerk in Betrieb. Im Zuge des Ausbaus des Bahnhofs bis 1906 wurde die Fläche des Betriebswerks für weitere Gleisanlagen benötigt. Die alten Anlagen wurden abgebrochen und im nördlichen Bahnhofskopf westlich der Gleise von 1905 bis 1906 ein neues Bahnbetriebswerk errichtet. Es war mit einem 29-ständigen Ringlokschuppen mit Drehscheibe und einer sechsständigen Wagenremise ausgestattet. Später entstand noch ein zweiter neunständiger Ringlokschuppen. Ab 1925 waren bis zu 60 Dampflokomotiven in Treuchtlingen stationiert. Nach der Elektrifizierung der Bahnstrecke Nürnberg–Augsburg beheimatete die Deutsche Reichsbahn zunächst drei Elektrolokomotiven der Baureihen E 32 und E 44 im Bw Treuchtlingen. Dafür erhielt der neunständige Ringlokschuppen 1935 eine Oberleitungsspinne über der Drehscheibe. In den folgenden Jahren stieg der Bestand auf 30 Elektrolokomotiven an.
1957 wurde die einzige Außenstelle des Betriebswerks in Rennertshofen aufgelöst. Mit der Elektrifizierung der Strecken nach Ingolstadt 1962 und Würzburg 1965 endete das Umspannen der Lokomotiven in Treuchtlingen und der Dampflokeinsatz, sodass das Betriebswerk seine Funktion größtenteils verlor. 1969 löste die Deutsche Bundesbahn das Bw Treuchtlingen als eigenständige Dienststelle auf und brach die beiden Ringlokschuppen kurz darauf ab.[3] Die mit einem Oberlicht versehene Wagenhalle und das dreigeschossige Gebäude der Lokleitung mit Wasserhaus und Nebengebäude blieben erhalten und werden gewerblich genutzt.[2] Die Ziegelsteinbauten von 1906 stehen unter Denkmalschutz.[9]
Verkehr
Schienenverkehr
Im Kursbuch 2017/18 liegt Treuchtlingen an folgenden Kursbuchstrecken:
Der Bahnhof wird von einzelnen Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn bedient. Es bestehen einzelne Intercity-Express-Verbindungen der Linie 18 nach München, Berlin und Hamburg. In Treuchtlingen halten zwei Intercity-Linien; die Intercity-Linie 28 verkehrt von Nürnberg über Treuchtlingen nach München. Außerdem wird Treuchtlingen von der Intercity-Linie 24 bedient, die von Hamburg nach München verkehrt. Unter die Linie 24 fällt auch das Intercity-Zugpaar Königsee, das von Hamburg über Hannover, Kassel, Fulda, Würzburg, Treuchtlingen und Augsburg nach Berchtesgaden verkehrt.
Im Güterverkehr dient der Bahnhof mittlerweile hauptsächlich zur Abstellung von Ganzzügen. Diese sind meist Autotransport- und Kesselwagenzüge aus Ingolstadt. Außerdem findet in Treuchtlingen noch unregelmäßig das Verladen von Schotter statt.
↑Eisenbahnstrecke Nr. 5320 Treuchtlingen - Nürnberg, Bahn-km 0,240 bis 1,173 Vorhaben „Rückbau entbehrlicher Anlagen im Bf Treuchtlingen, km 0,230 bis 1,173 der Bahnstrecke 5320 Treuchtlingen-Würzburg Hbf“ in Treuchtling. (PDF) In: eba.bund.de. Eisenbahn-Bundesamt, 5. Juli 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. Juli 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.eba.bund.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
↑Digitale Schiene Deutschland #####. (PDF) Die Zukunft der Eisenbahn. In: deutschebahn.com. Deutsche Bahn, September 2019, S. 10 f., abgerufen am 2. Mai 2020.
↑Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen: Statistik altmühlfranken 2016. Ausgewählte Wirtschafts- und Strukturdaten des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen. Zahlen, Daten, Fakten. Weißenburg 2016, S. 62