Die Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Hauptbahn in Hessen, die von der bundeseigenen DB InfraGO AG betrieben wird. Sie verläuft von Gießen über Hungen, Nidda und Büdingen nach Gelnhausen. Die Verkehrslinie auf der Strecke wird mittlerweile als Lahn-Kinzig-Bahn vermarktet.
Ein zweigleisiger Ausbau wurde nicht realisiert, obwohl verschiedene Kunstbauten – wie die beiden Tunnel – für einen zweigleisigen Betrieb vorbereitet waren.
Eine in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1940 vor der westlichen Einfahrt des damaligen Bahnhofs und heutigen Haltepunkts Lieblos von der britischen Luftwaffe abgeworfene Bombe explodierte zwar nicht, beschädigte den Bahnkörper aber so stark, dass der erste morgendliche, aus Richtung Gründau kommende Zug entgleiste. Ein Toter und mehrere Verletzte waren die Folge. Die Strecke blieb zwei Wochen lang gesperrt, bevor die Bombe ausgegraben und entschärft worden war.[3]
Betrieb
Die Strecke wird derzeit durch Personenzüge (GTW 2/6) der HLB Hessenbahn GmbH, einem Unternehmen der Hessischen Landesbahn, im Auftrag des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) bedient. Seit dem Fahrplanwechsel 2019/2020 am 15. Dezember 2019 findet pro Richtung ganzjährig auch an Wochenenden und Feiertagen von morgens bis abends im Stundentakt eine Fahrt statt.[4]
Seit Herbst 2023 ist der Betrieb auf der Strecke wegen unbesetzter Stellwerke eingeschränkt. Dies betrifft vor allem die mechanischen Stellwerke auf den Abschnitten Gießen–Nidda und Glauburg-Stockheim–Gelnhausen. Der Zugbetrieb wird daher regelmäßig zu bestimmten Zeiten eingestellt.[5] So fahren im August 2024 die Züge wochentags nur von 6 bis 16 Uhr, an Samstagen von 7 bis 17 Uhr und an Sonntagen von 7 bis 19 Uhr auf der Strecke.[6]
Zukunft
In Pohlheim sollen statt des bestehenden Bahnhaltpunktes Garbenteich zwei neue Bahnhaltepunkte in Hausen sowie in Garbenteich in der Nähe des Friedhofs entstehen.[7] Durch die Maßnahme werden 200 neue Fahrgäste erwartet, der Nutzen ist höher als die Kosten.
Der Entwurf für den Deutschland-Takt sieht ungefähr in Höhe Pohlheim-Pfahlgraben die Begegnung von Zügen vor.[8]
Lich strebt den Bau eines neuen Haltepunkts Lich West an, da sich die Stadt vor allem nach Westen ausgedehnt hat.[9]
In Gießen gibt es Überlegungen, einen neuen Bahnhaltepunkt in Höhe des Aulwegs in Betrieb zu nehmen[10][11] und den Bahnhaltepunkt Erdkauter Weg etwas stadtauswärts in Höhe der Ferniestraße zu verlegen, wenn dort eine neue Unterführung gebaut wird. Ziel der Verlegung ist es, die Anbindung an die Buslinie 10 zu erhalten.
Im Rahmen des geplanten viergleisigen Ausbaus der Kinzigtalbahn ist vorgesehen, den bisher als eingleisigen Haltepunkt betriebenen Bahnhof in Lieblos wieder als zweigleisigen Kreuzungsbahnhof zu reaktivieren.[12]
Des Weiteren wird in diesem Zusammenhang in Lieblos ein ESTW-A errichtet.[13]
Im Sommer 2024 fanden darüber hinaus im Abschnitt Gießen–Nidda Bauarbeiten zum Ersatz der mechanischen Stellwerke durch ESTW statt. Im Rahmen dieser Modernisierung soll die Zuverlässigkeit durch Verringerung des Bedarfs an Stellwerkspersonal steigen. Der Mangel an Stellwerkspersonal sorgte ab 2023 für zahlreiche Betriebseinschränkungen entlang der Strecke.[5][14]
Adolf Kaiser: 140 Jahre Eisenbahn in Oberhessen: Ein Jahrhundert verändert die Region., Büdingen, Hess, Geschichtswerkstatt Büdingen 2010, ISBN 978-3-939454-59-5
Jürgen Röhrig, Stefan Klöppel: 150 Jahre Oberhessische Eisenbahnen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe, Köln 2020. ISBN 978-3-929082-38-8
↑Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
↑Erich Preuß, Oliver Strüber (Hg): Das große Archiv der deutschen Bahnhöfe. GaraMond, München 1996 ff. ISSN0949-2127 [Loseblattsammlung], Gelnhausen, S. 4.