Der Sohn des Bildhauers Ivo Strigel wird 1505 erstmals im Memminger Steuerbuch genannt. Er stand anfänglich unter dem Einfluss des Künstlers Bartholomäus Zeitblom der sogenannten Ulmer Schule. Später entwickelte er unter niederländischem Einfluss im Mindelheimer Sippenaltar von 1505 und im Salemer Marienaltar von 1507/08 „eine moderne Raumkomposition und einen virtuosen, mitunter kühnen Kolorismus“.[1] Der Salemer Marienaltar ist eines der „Glanzstücke“ des zum Badischen Landesmuseum gehörenden Klostermuseums Salem.[2] – insbesondere dank seiner beiden herausragenden Tafeln der „Geburt Christi“ und der „Anbetung der Heiligen Drei Könige“.
Für Maximilian I., dessen Hofmaler er war, schuf er etliche Bildnisse, die wiederholt kopiert wurden. Der Kaiser erwählte Strigel und nicht etwa den bedeutenderen Dürer oder die Augsburger Maler Burgkmaier und Breu, die der Kaiser auch alle kannte. Strigel nimmt in der Porträtkunst bis heute einen besonderen Platz in der Kunstgeschichte ein. Das Porträt Maximilian I. mit Insignien aus dem Maximilianeum in Innsbruck wurde im Jahre 1965 von dem Vorarlberger Künstler und RestauratorKonrad Honold in Privatbesitz entdeckt und restauriert. Es ist das einzige bisher bekannte Kaiserporträt Maximilians in vollem Krönungsornat. Ein Gruppenporträt Strigels von 1515 zeigt den Kaiser im Kreis seiner Familie. Strigel war 1517 zunächst Memminger „Ratgeb“, dann als Zunftmeister auch Mitglied des Memminger Rates. In dieser Eigenschaft war er für seine Heimatstadt Memmingen unter anderem auch als Gesandter in Rechtsangelegenheiten tätig. Er entwarf neue Bettelordnungen, bewahrte das Gerichtssiegel auf und war Gutachter für die Salzfertiger. Auf der Rückseite einer Auftragsarbeit für den kunstbegeisterten Johannes Cuspinian steht: „Anno humannae reparacionis MDXX Mens octobri...Bernhardinus Strigil pictor civis Memingen nobilis qui solus edicto Caesare Maximilianu ut olim Apelles Alexandrum pingere iussus has imagines manu sinistra per specula ferme sexagenarius Viennae pingebat“. Diese Inschrift war der eigentliche Ausgangspunkt der Strigel-Forschung.
Werke (Auswahl)
Etliche Werke von Bernhard Strigel befinden sich noch an den dafür vorgesehenen Plätzen. Viele wurden aber vor allem durch die Reformation und Säkularisation vernichtet oder an anderen Orten aufgestellt. In seiner Heimatstadt Memmingen gibt es das Strigel-Museum, in dem zahlreiche Exponate von ihm und der Künstlerfamilie Strigel gezeigt werden.
Religiöse und biblische Darstellungen
Mindelheimer Sippenaltar (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. Gm 254–259, 888–891), um 1505/1506
Gertrud Otto: Bernhard Strigel (= Kunstwissenschaftliche Studien. Bd. 33). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1964.
Enikő Zsellér: Die Künstlerfamilie Strigel. Studien zur spätgotischen Malerei in Memmingen. Michael Imhof-Verlag, 2017, ISBN 978-3-7319-0563-9.
Konrad Honold: Ein unbekanntes Bildnis Kaiser Maximilians I. von Bernhard Strigel. In: Tiroler Heimatblätter. Jg. 42, Heft 4/6, 1967, ISSN0040-8115, S. 33–39.
Gisela Goldberg: Städtische Kunstsammlungen: Staatsgalerie Augsburg. Band 1: Altdeutsche Gemälde. Katalog. 3. Auflage mit ergänzendem Anhang. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München 1988.
Elsbeth Wiemann: Altdeutsche Malerei. Herausgegeben vom Stuttgarter Galerieverein e. V. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1989.
Lukas Madersbacher (Red.): Hispania – Austria. Die katholischen Könige Maximilian I. und die Anfänge der Casa de Austria in Spanien. Kunst um 1492. Katalog zur Ausstellung vom 3. Juli bis zum 20. September 1992 im Kunsthistorischen Museum, Schloß Ambras, Innsbruck. Electa, Mailand 1992, ISBN 88-435-4074-2.
Daniel Hess: Mit Milchbrei und Rute. Familie, Schule und Bildung in der Reformationszeit (= Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum. Bd. 8). Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2005, ISBN 3-936688-10-9, passim zum Mindelheimer Sippenaltar.
Mathias F. Müller: Bernhard Strigel. Das Funk-Epitaph für die Domkirche zu Wiener Neustadt. Ein stilgeschichtlicher Beitrag zum Werk des Memminger Malers. In: Unser Neustadt. Blätter des Wiener Neustädter Denkmalschutzvereines. Jg. 53, Nr. 2, 2009, ZDB-ID 2526505-2, S. 1–9.
↑Lukas Madersbacher (Red.): Hispania – Austria. Die katholischen Könige, Maximilian I. und die Anfänge der Casa de Austria in Spanien. Kunst um 1492. Katalog zur Ausstellung vom 3. Juli bis zum 20. September 1992 im Kunsthistorischen Museum, Schloß Ambras, Innsbruck. Electa, Mailand 1992, S. 434.