Durch seine Bekanntschaft mit Karl Kraus und Peter Altenberg arbeitete Viertel 1910 bis 1911 an Kraus’ Die Fackel mit.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Berthold Viertel von Graf von Seebach eingeladen, als Regisseur am Königlichen Theater in Dresden zu wirken. Von 1918 bis 1921 war Viertel als Regisseur in Dresden tätig und inszenierte am Schauspielhaus die Uraufführung von Walter HasencleversJenseits (mit Walter Bruno Iltz) und Shakespeares Sommernachtstraum. Sein Gedichtband Die Bahn entstand auch in Dresden und wurde 1921 veröffentlicht. Ebenso die Bachantinnen des Euripides, die Komödie Die schöne Seele und Das Gnadenbrot.[1]
Berufungen als Regisseur und Dramaturg führten ihn u. a. nach Dresden, Berlin (1924 Hans KaltnekersDie Schwester an der Goethe-Bühne) und Zürich. Berthold Viertel, Regiekollege Reinhard Bruck und der Schauspieler Ernst Josef Aufricht gründeten im Februar 1923 gemeinschaftlich eine Firma. Betätigungsfeld der "Die Truppe" Theater- und Filmgesellschaft m.b.H. war laut Handelsregistereintrag die Veranstaltung von Schauspielvorstellungen sowie die Herstellung und der Vertrieb von Filmen.[2]
Im Juli 1927 bekam er von der Twentieth (20th) Century Fox Film Corporation das Angebot, für drei Jahre als Drehbuchautor und Regisseur nach Hollywood zu gehen. Dort schrieb er u. a. die Skripte für Friedrich Wilhelm Murnaus Zirkusfilm Vier Teufel (1928) und dessen Sozialstudie Unser täglich Brot (1930). Beim letzten Stummfilm, den die Fox produzierte, The One Woman Idea (1929) führte er Regie und wechselte kurz darauf zum Warner Brothers-Studio, wo er 1931 zusammen mit William Dieterle die deutsche Fassung des Films The Sacred Flame (Die Heilige Flamme) nach einer Vorlage von William Somerset Maugham in Szene setzte. Es folgten weitere Regie-Arbeiten wie The Magnificent Lie (1931), The Wiser Sex (1932) und The Man from Yesterday (1932), allesamt für die Paramount. Fortan war Viertel viel unterwegs zwischen der amerikanischen West- und Ostküste, trat als Lyriker auf, drehte in Großbritannien (Rhodes of Africa, 1935) und inszenierte europaweit Theaterstücke. Bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 war er als Schauspieler und Regisseur in Berlin tätig, musste wegen seiner jüdischen Herkunft nach Frankreich emigrieren und arbeitete abermals in England und den USA. In New York war er 1944 Mitbegründer von Wieland HerzfeldesAurora-Verlag.
Im Jahr 1947 kehrte er nach Europa zurück, arbeitete zunächst in London bei der BBC, dann ab 1948 als Regisseur in Zürich und ab 1949 schließlich wieder in Wien.
Berthold Viertel war von 1918 bis 1947 mit Salka Viertel, geb. Steuermann, verheiratet und hatte mit ihr drei Söhne, Hans, Peter (1920–2007) und Thomas (* 1925). Seit dem Sommer 1940 lebte er mit der Schauspielerin Elisabeth Neumann zusammen, die er 1949 heiratete. Weitere wichtige Bezugspersonen Viertels bis zu seinem Tod waren Maria Kramer, Erika Danneberg und Hilde Glück.[3]
Kerstin Hagemeyer: Jüdisches Leben in Dresden. Ausstellung anlässlich der Weihe der neuen Synagoge Dresden am 9. November 2001. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Berlin 2002, ISBN 3-910005-27-6.
Friedrich Pfäfflin (Bearb.): Berthold Viertel im amerikanischen Exil. Marbacher Magazin. Band 9. Marbach 1978.
Friedrich Pfäfflin (Red.): Berthold Viertel, 1885–1953. Eine Dokumentation. Kösel, München 1969.
Peter Roessler, Konstantin Kaiser (Hrsg.): Dramaturgie der Demokratie. Theaterkonzeptionen des österreichischen Exils. Promedia, Wien 1989, ISBN 3-900478-24-4.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München, 2. Auflage 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 728 f.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 180 f.