Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).
Blei(II)-oxid lässt sich herstellen, indem ein Luftstrom über geschmolzenes Blei geleitet wird:[6]
Diese Reaktion stellt die Grundlage der Kupellation dar, bei der Blei(II)-oxid als Nebenprodukt anfällt. Außerdem entsteht es beim Rösten von bleihaltigen Erzen wie Galenit (Bleiglanz):
Eigenschaften
Blei(II)-oxid ist ein roter Feststoff in tetragonaler Kristallstruktur und als Mineral unter dem Namen Lithargit (früher lithargyrum) bekannt. Bei 488 °C[7] wandelt sich diese Modifikation in eine gelbe, orthorhombische Modifikation um, die als Mineral unter dem Namen Massicotit bekannt ist. Wegen der geringen Umwandlungsgeschwindigkeit bei tiefen Temperaturen kommt die gelbe Modifikation als metastabile Verbindung vor.
Bezeichnungen und Verwendung
Das auch (je nach farblicher Modifikation) als Massicotit, Bleiglätte (von mittelhochdeutsch blīglete, kurz auch glete, „Glätte“), Bleigelb, Königsgelb, Neugelb, Goldglätte (Spuma auri, rötliches Bleioxid, als dunkles, langsamabgekühltes Nebenprodukt bei der Silbergewinnung), Silberschaum (Spuma argenti als helles, rasch abgekühltes Nebenprodukt bei der Silbergewinnung), Silberglätte (von mittelhochdeutsch silberglete; Bleioxid von heller Farbe), Lithargyrum (in alten Texten auch als Lithargyrium und litargirum[8] zu finden)[9] und Silberasche bezeichnete Bleioxid wurde feinzerrieben auch als Pigment verwendet – oder mit Salpetersäure und Dichromatlösung zum Pigment Chromgelb (Bleichromat) umgesetzt. Massicotit hat ein gutes Deckvermögen, ist aber nicht sehr stabil. Wenn es (schwefelwasserstoffhaltiger) Luft ausgesetzt ist, verfärbt es sich schwärzlich-bräunlich, was der Bildung von Blei(II)-sulfid zuzuschreiben ist. Außerdem ist es gegenüber Säuren und Basen empfindlich. Massicotit wurde bereits sehr früh verwendet, vor allem auch wegen seiner sikkativen Wirkung auf Leinöl und andere ölige Bindemittel (Ölmalerei). Ende des Mittelalters wurde es durch das stabilere Blei-Zinn-Gelb (Bleistannat) abgelöst.
Bleiglätte bzw. Silberglätte wurde früher auch für Arzneipflaster verwendet (Bleipflaster, diaquilon).[10][11]
PbO wird zur Herstellung von Bleiglas und von optischemFlintglas genutzt, wobei für letzteres heute zumeist das PbO durch andere Oxide, hauptsächlich Titan(IV)-oxid, ersetzt wird.
Sicherheitshinweise
Bei wiederholter Einwirkung sind Effekte auf Blut, Nieren und Zentralnervensystem möglich (Bleivergiftung). Bildung von Blutarmut, Funktionsstörungen. Eine starke Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit ist ebenfalls möglich.
Einzelnachweise
↑Eintrag zu Bleioxide. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 9. Dezember 2014.
↑Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 236.
↑Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 146 (Litharhyrum argenti/auri) und 156 (Spuma argenti).
↑Bleipflaster in Meyers Großes Konversations-Lexikon, Leipzig 1905. Bd. 3, S. 48.
↑Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 119 (blīglete; „litagirum (das ist silberglet oder blyglett)“), 125 (dyaquilon: Bleioxidpflaster), 134 (glete: Bleiglätte, Bleioxid, eventuell auch Bleiazetat) und 172 (silberasche, silberglete).