Die Blue Star Line (BSL) war eine britischeReederei mit Hauptsitz in London, die einen sehr erfolgreichen Liniendienst nach Südamerika betrieb. Die Schifffahrtsdienste wurden im Laufe der Zeit bis Australien, Nordamerika und Ostasien ausgeweitet. Das Unternehmen gehörte zu den Pionieren im Geschäft der Verschiffung von Tiefkühlprodukten mit Kühlschiffen und Kühlcontainern.
Sir Derek Vestey, später Baron, eröffnete 1895 in London eines der ersten Geschäfte für Tiefkühlprodukte, vorrangig Fleisch und Gemüse. In diesem Bereich der Nahrungsmittelindustrie gehören die Vesteys zu den Pionieren und das Unternehmen firmierte als Vestey Bros. & Co. Ltd. In Argentinien, Brasilien und Venezuela wurden in schneller Folge Rinderfarmen aufgebaut, später kamen noch Zuckerplantagen u. ä. hinzu. Das Fleisch wurde an Ort und Stelle zu Fertigprodukten weiterverarbeitet. 1897 wurden in Buenos Aires die ersten Kühlhallen errichtet, diese Geschäftsaktivitäten wurden in der Firma United Cold Storage Company zusammengefasst. Das in Südamerika produzierte Fleisch wurde anschließend nach Europa verschifft. Von da an war es nicht mehr weit, bis zur Idee, das mit eigenen Schiffen zu tun.
Gründung Blue Star Line (1909)
1909 kaufte Vestey sein erstes eigenes Frachtschiff mit umfangreichen Kühleinrichtungen und 1911 wurde die Blue Star Line gegründet.
Die Aufgaben der neu gegründeten Blue Star Line war zu Beginn die Verschiffung von tiefgekühltem Fleisch von Südamerika nach Europa. Muttergesellschaft der BSL war die United Cold Storage Company und deren übergeordnete Holding war die Vestey Group Plc. Zeichen der Reederei war ein blauer Stern auf weißen Grund und die Schornsteine waren Rot mit einem zentralen weißen Kreis, in dessen Mitte ein blauer Stern stand, die Kappe war schwarz mit einem schmalen weißen Band im unteren Teil. Die Schiffsnamen fingen zu Beginn alle mit B an (z. B. Brodstone), 1920 wurde dies geändert: Die Schiffe wurden alle nach Ländern oder Städten benannt und am Ende stand immer Star (z. B. Australia Star oder Tacoma Star).
Die Route verlief von London-Southampton-Lissabon-(Teneriffa/Las Palmas)-Rio de Janeiro-Santos-Montevideo und Buenos Aires. 1911 wurde der Dienst nach Ostasien über dem Sueskanal eröffnet. 1920 eröffnete man den Transpazifik-Dienst zu den US-Pazifik Häfen (Los Angeles, San Francisco bis Vancouver) über dem Panamakanal. Ab 1933 wurden auch Australien und Neuseeland bzw. seit 1935 Südafrika, dem Liniennetz hinzugefügt. Die Schiffe der Reederei waren meist Frachter mit großen Tiefkühleinrichtungen, was auch auf die später gebauten Passagierschiffe zutraf. Im späteren Verlauf kamen auch reine Frachtschiffe zur Flotte. Alle Frachter (auch die Containerschiffe) hatten eines gemein: Sie waren auch für den Transport von Passagieren gut eingerichtet.
Das Unternehmen entwickelte sich großartig und war von Anfang an erfolgreich im Geschäft. Ab Mitte der 1920er Jahre liefen die ersten Passagierschiffe der Flotte zu. Die zwischen 1926/27 gebauten Schiffe der A-Klasse – Almeda Star (I), Andalucia Star (I), Arandora Star, Avila Star (I), und Avelona Star (I) – mit 14000 BRT waren mittelgroße Schiffe für den Südamerika-Dienst. Auf dieser Route herrschte ein reger Verkehr, Reedereien aus der ganzen Welt hatten sich auf diesen Dienst spezialisiert; so die Royal Mail Line, Lamport & Holt, Booth Line, Hamburg-Süd, Chargeurs Reunis, Cie. de Nav. Sudatlantique u.v.m. Die Blue Star Line konnte sich aber sehr gut behaupten und belegte einen der vorderen Plätze. Die Frachtschifffahrt stellte den Hauptstützpfeiler der Reederei dar. 1935 übernahm die Blue Star Line die bankrotte Leyland Line und baute das Unternehmen zu einer Tochterfirma aus, für die auch einige Blue Star-Schiffe registriert waren. In den 1930er Jahren expandierte man stark, doch der bald einbrechende Zweite Weltkrieg bedeutete fürchterliche Schiffsverluste für die BSL. 1944 bzw. 1946 wurden die erfolgreichen, aber durch den Krieg in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen, Reedereien Lamport & Holt und Booth Line angekauft. Mit dem Kriegsende ging man zielstrebig zum Wiederaufbau der Flotte über und hatte bald die alte Stellung wieder inne.
1952 eröffnete die Blue Star Line unter der Bezeichnung Austasia Line einen Dienst von Australien nach Ostasien (Singapur, Indonesien, Malaysia). 1957 gründete die BSL, zusammen mit der New Zealand Shipping Company und der Shaw, Savill & Albion Line ein Joint Venture unter der Bezeichnung Crusader Shipping Company. Mitte der 1960er Jahre begannen große Veränderungen in der Schifffahrt einzusetzen, allen voran der Container. Die Blue Star Line erkannte den Trend richtig und gab bereits 1965 die ersten Containerschiffe in Auftrag, die 1967 als New Zealand Star und Southland Star den Dienst aufnahmen. Dem Ursprungsgeschäft blieb die Reederei weiterhin treu und stellte spezielle Kühlschiffe in Dienst. 1972 wurden alle Liniendienste eingestellt und die Blue Star Line war zur Container-Reederei geworden. 1975 änderte sich der Name der Reederei in Blue Star Ship Management Ltd.
Blue Star Ship Management Ltd. (1972)
1971 gründete die BSL in Zusammenarbeit mit der P&O sowie weiteren Partnern, die Reederei Associated Container Transportation (ACT). Bis 1991 wurde ACT betrieben und dann aufgelöst, die beiden Partner übernahmen die von ihnen eingebrachten Schiffe selbst und im selben Jahr wurden die beiden Tochterunternehmen Lamport & Holt und Booth Line eingestellt.
Verkauf am P&O (1998)
1998 verkaufte die Vestey-Familie den Containerdienst der Blue Star Line an die P&O. Die Kühlschiffe wurden unter dem Label Albion Reefers bis 2001 weitergeführt und dann auch verkauft. Die Vestey Group Plc ist heute immer noch in ihren Ursprungsgeschäft erfolgreich tätig, aber seit 2001 bestehen keinerlei Schifffahrtsaktivitäten mehr. Die Blue Star Line bestand allerdings unter P&O-Regie weiter, aber als Reederei ohne eigene Schiffe.
Neugründung in Hamburg und Fusion mit Maersk (2002)
2002 wurde die Reederei Blue Star GmbH in Hamburg neu gegründet. 2005 wurde P & O Nedlloyd mit der A.P. Moeller Maersk-Gruppe fusioniert, dadurch kam die Reederei Blue Star GmbH als eine 100%ige Tochter zur Maersk Gruppe. Durch die 2008 durchgeführte Konzentration auf das Kerngeschäft wurde von Maersk beschlossen, Blue Star zu verkaufen.
Übernahme durch Komrowski Befrachtungskontor (2009)
2009 übernahm das Komrowski Befrachtungskontor KG die 34 Containerschiffe der Blue-Star-Flotte. Damit erhöht sich die Komrowskiflotte auf insgesamt 52 Schiffe, vorwiegend Containerschiffe, die eine Gesamtkapazität von rund 190.000 TEU Stellplätze aufweisen.
Am 14. Dezember 2011 gab E.R. Schiffahrt bekannt, dass man sich mit dem Mitbewerber Komrowski zu einer neuen Reederei namens Blue Star Holding zusammenschließen wolle. Dadurch entstünde die größte deutsche Reedereigruppe mit mehr als 160 Schiffen. Die Kapitalmehrheit an dieser neuen Reederei würde bei E. R. Capital, der Holdinggesellschaft der E. R. Schiffahrt-Gruppe, liegen.[1]
Weitere Reedereien mit diesen Namen
2004 wurde die Blue Star Line A/S mit Sitz in Faaborg gegründet.[2]