Die Bombe war ein 2,4 Tonnen schwerer, aus Ammoniumnitrat (Mineraldünger) und mehreren hundert Litern Nitromethan (Dragster-Kraftstoffzusatz) selbst hergestellter Sprengsatz (ANNM, der in derselben Stadt beim Unternehmen SEC auch kommerziell hergestellt wird), der in einen gemieteten Lkw geladen worden war. Sie detonierte um 9:02 Uhr Ortszeit vor dem Gebäude. Die Kraft der Explosion beschädigte über 300 Gebäude in der Innenstadt Oklahoma Citys und verletzte über 800 Personen. Die Explosion spürte man noch in 1,5 Kilometern Entfernung.
Am Anschlagsort wurde eine Fahrzeugachse gefunden, die keinem der beschädigten Fahrzeuge zuzuordnen war. Über die eingeschlagene Fahrzeugnummer konnte das zugehörige Fahrzeug ermittelt werden; es handelte sich um einen gelben Ford-Lastwagen vom Typ F-700 mit Baujahr 1993, der unter dem Namen Robert Kling bei der Autovermietung Ryder gemietet worden war. Ein großes Aufgebot des FBI konnte einen Motelbesitzer ausfindig machen, der sich daran erinnerte, wie jemand mit einem solchen Lkw unter dem Namen Timothy McVeigh bei ihm abgestiegen war. Die Fahndung nach McVeigh ergab sofort, dass dieser etwa eine Stunde nach dem Anschlag bei einer Verkehrskontrolle wegen eines fehlenden Nummernschildes und Waffenbesitzes festgenommen worden und noch in Haft war.
Timothy McVeigh, ein damals 26-jähriger Veteran aus dem Zweiten Golfkrieg, verübte den Anschlag mit seinen beiden Mittätern Terry Nichols und Michael Fortier.
Das Motiv für die Tat ist nicht vollständig geklärt. Die Wahl eines Regierungsgebäudes als Ziel und das Umfeld der Attentäter lassen auf einen regierungsfeindlichen Hintergrund schließen. Offenbar wurde auch das Datum symbolisch gewählt; es war der zweite Jahrestag der Räumung des Anwesens der Davidianer-Sekte im texanischen Waco und der 220. Jahrestag der Gefechte von Lexington und Concord. Vermutet wird auch die Nachahmung eines in den Turner-Tagebüchern, einer rechtsextremen, rassistischen Hetzschrift, beschriebenen Anschlags gegen die Institutionen der Vereinigten Staaten.
Zeitweilig kursierten in den USA Verschwörungstheorien, nach denen der Ku-Klux-Klan, islamistische Terroristen, die nordirische IRA und der im Bundesstaat Oklahoma wohnende Deutsche Andreas Strassmeir, Sohn des ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärs Günter Straßmeir (CDU), in das Attentat involviert gewesen sein sollten. Obwohl es keinerlei Hinweise auf eine Beteiligung anderer Personen gab, wurde diese These durch McVeighs Verteidiger unterstützt, um ihren Mandanten nur als Handlanger zu inszenieren und seine Schuld dadurch geringer erscheinen zu lassen.[1][2]
Die Ruine des Alfred P. Murrah Federal Building wurde im Mai 1995 vollständig gesprengt. An seiner Stelle befindet sich heute das Oklahoma City National Memorial, eine Gedenkstätte der Architekten Hans und Torrey Butzer und Sven Berg. Sie besteht aus zwei stilisierten Toren, die die Uhrzeiten „9:01“ und „9:03“ (die Explosion geschah um 9:02) tragen und einen rechteckigen See flankieren. Seitlich stehen 168 Stühle, je einer für jedes Todesopfer des Anschlags. 19 dieser Stühle sind etwas kleiner, sie sind für die Kinder.[4]
Im Jahr 2004 wurde ein neues Verwaltungsgebäude errichtet, bei dem besondere architektonische (Stahlplatten als Druckhemmer, splitterfreies Glas) und taktische Maßnahmen (keine unmittelbaren Zufahrtswege) einen vergleichbaren Anschlag verhindern sollen.[5]
Rezeption
Von scheinbaren Einzeltäterschaften und unaufgeklärten Verschwörungstheorien in Anschlägen auf Regierungsgebäude handelt der fiktionale Spielfilm Arlington Road. Sein Stoff beruht teils auf dem Anschlag in Oklahoma, ohne jedoch auf das tatsächliche Ereignis Bezug zu nehmen.
Mit der Zahlenkombination 168:1 wird zynisch die „Bilanz“ des Bombenanschlags ausgedrückt, bei dem die 168 Todesopfer der Hinrichtung des Haupttäters McVeigh gegenüberstehen. Die Zahlenkombination erschien zuerst auf T-Shirts von Rechtsextremisten in den USA und etablierte sich später auch international in Neonazi-Kreisen.
Literatur
Stuart A. Wright: Patriots, Politics, and the Oklahoma City Bombing. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-69419-3.
Edward T. Linenthal: The Unfinished Bombing: Oklahoma City in American Memory. Oxford University Press, New York 2003, ISBN 978-0-19-516107-6.
Richard A. Serrano: One of Ours: Timothy McVeigh and the Oklahoma City Bombing. W. W. Norton, New York 1998, ISBN 978-0-393-33465-4.
Martin Durham: Preparing for Armageddon: Citizen Militias, the Patriot Movement and the Oklahoma City Bombing. In: Terrorism and Political Violence, Vol. 8, No. 1, 1996, ISSN0954-6553, S. 65–80.