Bruno Piglhein war ein Sohn des Ludovicus Piglhein. Sein älterer Bruder war Johann Christian Ludovicus Piglhein, genannt Ludwig (* 1842).[1] Seiner Schulzeit verbrachte er unter anderem in der Gewerbeschule der Patriotischen Gesellschaft, wo er im Zeichnen von Günther Gensler und im Modellieren von Ernst Gottfried Vivié unterrichtet wurde.[2] Danach begann Piglhein eine Ausbildung beim Bildhauer Julius Lippelt und wechselte nach dessen frühzeitigem Tod (1864), noch während seiner Ausbildung, an die Akademie für Bildende Künste Dresden. Diese hätte er nach zwei Jahren wegen angeblichen Mangels an Talent verlassen müssen, wenn ihn nicht Johannes Schilling besser erkannt und in sein Atelier aufgenommen hätte, wo er außer verschiedenen plastischen Entwürfen eine Brunnenskulptur ausführte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Italien ging er zur Malerei über und besuchte auf Empfehlung von Schilling Ferdinand Pauwels an der Kunstschule in Weimar, wo er ein halbes Jahr blieb. 1871 wechselte Piglhein mit 22 Jahren in das Atelier von Wilhelm von Diez nach München. In dieser Stadt blieb Piglhein für den Rest seines Lebens.
In den Jahren 1885 bis 1886 unternahm Piglhein ausgedehnte Studienreisen nach Paris und nach Jerusalem. Dort entstanden auch seine Studien für sein späteres opus magnum, Die Kreuzigung Christi. Im Jahr seiner Rückkehr nach München wurde Piglhein zum Professor befördert. Als solcher war er 1892 maßgeblich an der Gründung der Secession beteiligt und dann auch ihr erster Präsident.
In dieser Zeit wandte sich Piglhein dem dekorativen Stil von Hans Makart zu, mit dem er einige herrschaftliche Bürgerhäuser und Patriziervillen in Hamburg ausgestaltete. Er malte einige mythologische Darstellungen in der Art Böcklins (Kentaurenbilder), Kinderbildnisse und Tierstücke. Auf Anregung seines Agenten wandte er sich 1882/1884 Pastellporträts von Frauen zu, wobei er vornehmlich Pieretten, spanische Tänzerinnen, Kokotten und Ballschönheiten darstellte. Dadurch kam er in Mode, sah sich aber auch der Kritik ausgesetzt, ein schlechter moralischer Einfluss und ein „Kurtisanenmaler“ zu sein.[3]
Endgültigen Erfolg errang er mit religiösen Darstellungen (Moritur in Deo, 1879 [Berlin, Nationalgalerie]), besonders 1886 mit seinem Hauptwerk, dem PanoramaJerusalem am Tag der Kreuzigung Christi. Joseph Halder, ein Geschäftsmann aus München, fasste den Gedanken die Kreuzigung Christi als Panorama-Gemälde (Rundgemälde) darstellen zu lassen. Er beauftragte mit seinem Sozius Franz Joseph Hotop hierzu Piglhein. Nach dessen Entwürfen führten die Landschaftsmaler Josef Block, Johann Adalbert Heine (1850–1905) und Josef Krieger das Werk aus; den architektonischen Teil übernahm Karl Frosch (1846–1931), den figürlichen Teil schuf Piglhein selbst. Zuvor hatten Piglhein, Heine und Frosch eine gemeinsame Studienreise nach Palästina unternommen.[4] Das monumentale Werk wurde in München, im Berliner Tiergarten-Panorama und in Wien ausgestellt, an letzterem Ort verbrannte es 1892.[3] Gleich große Kopien (die ohne Piglheins Wissen oder Einwilligung von seinen Assistenten angefertigt wurden), befinden sich heute in Einsiedeln und Sainte-Anne-de-Beaupré bei Québec (Stadt).
1886 wurde er zum Professor an der Akademie der Bildenden Künste München ernannt. Nachdem sein Ruf wiederhergestellt war, begann er, große Gemälde mit religiösen Themen und Porträts zu malen. 1892 wurde er Mitbegründer und erster Präsident der Münchner Sezession, obwohl er bereits unter körperlichen Beschwerden litt, die seine Arbeitsfähigkeit beeinträchtigten.
Bruno Piglhein starb 1894 im Alter von 46 Jahren in München.
Grabstätte
Die Grabstätte von Bruno Piglhein befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 9 – Reihe 10 – Platz 29) Standort48.12869444444411.565527777778.[5]
Kunsthaus Zürich (Kentaurenpaar, auch Zentaurenpaar od. Centaurenpaar genannt)
Gedächtnisausstellungen: 1895 in der Berliner Nationalgalerie und Februar 1908 im Münchner Kunstverein.
Bruno-Piglhein-Panorama. Das am 1. Juni 1886 eröffnete Panorama an der Goethestraße 45 in München wurde am Eröffnungstag in 10 Einzelbildern fotografiert, die hier unten veröffentlicht sind.
Lothar Brieger: Das Pastell – seine Geschichte und seine Meister. Verlag für Kunstwiss., Berlin 1921.
Maximilian Donop (Hrsg.): Katalog der Ausstellung der Werke von Bruno Piglhein. Königl. National-Galerie, Berlin 1895.
Brigitte Langer: Das Münchner Künstleratelier des Historismus. Dachau 1992, ISBN 3-89251-135-7.
Richard Muther: Geschichte der Malerei im 19. Jahrhundert. Hirth, München 1893.
Friedrich Pecht: Geschichte der Münchener Kunst im 19. Jahrhundert. Verlag für Kunst & Wiss., München 1888.
Maximilian Vincenz Sattler: Führer durch das Panorama der Kreuzigung Christi. Hof- und Univ.-Druckerei, München 1886. (gekürzte Parallel-Ausgabe in Englisch und Französisch)
Maximilian Vincenz Sattler: Kurzführer durch das Panorama.
Franz Schiermeier: Panorama München, Illusion und Wirklichkeit, München als Zentrum der Panoramenherstellung. Franz Schiermeier Verlag, München 2010, ISBN 978-3-9813190-2-6.
↑Bruno Piglhein berichtet in seinem Lebenslauf über die Ausbildung in der Schule der Patriotischen Gesellschaft mit Gensler und Vivié als Lehrer
↑ abHermann Arthur Lier (1907), „Piglhein, Elimar Ulrich Bruno“, in Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 53, Leipzig: Duncker & Humblot, S. 790–791
↑Maximilian Vincenz Sattler: Führer durch das Panorama der Kreuzigung Christi. Dr. C. Wolf & Sohn, München 1886, S.19. (Volltext in der Google-Buchsuche).