Wie die meisten Studentenverbindungen trägt die Marburger Burschenschaft Arminia ein Band als Erkennungszeichen. Burschen tragen ein schwarz-rot-goldenes, Füchse ein schwarz-rotes Band, jeweils mit goldener Perkussion. Die Farbkombination war erst ab 1863 erlaubt, da sie vorher als staatsfeindliches Symbol gegen die Monarchie galt.
Die Marburger Burschenschaft Arminia in der Neuen Deutschen Burschenschaft (NeueDB) ist Mitglied im Roten Verband. Die Burschenschaft ist eine fakultativ schlagende Verbindung, das heißt, dass jedes Mitglied das akademische Fechten zwar erlernen, aber keine Mensur schlagen muss. Mitglied kann jeder männliche Student der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen werden.
Zusammen mit der Burschenschaft Alemannia Marburg wurde im Jahre 2010 die Marburger Liberalen Burschenschaften (MaLiBu) gegründet. Mit diesem Bündnis wollen sich beide Burschenschaften von den Marburger Burschenschaften in der Deutschen Burschenschaft distanzieren und das Bewusstsein für freiheitliche Werte schärfen.
Geschichte
Gründungszeit
Am 16. Juni 1860[1] wurde die Arminia als Burschenschaft zu Marburg mit den Farben schwarz-rot-weiß und schwarzen Mützen gegründet. Die Verbindung war damit die erste Burschenschaft in Marburg. Die Gründer waren Ludwig Theodor Alexander Bickell, Heinrich Hendorf, Karl Schmidt, Ferdinant Bösser, Karl Schmidmann, Ernst Gerland, Gottlieb Rhode und Albert Vilmar. Die Studentenverbindung nahm den Betrieb mit 22 Mitgliedern auf. Am 16. Februar 1863 änderte die Burschenschaft ihre Farben in schwarz-rot-gold in Anlehnung an die Urburschenschaft.
Im Jahre 1866 wurde die Bestimmungsmensur eingeführt, welche im Jahr 1970 wieder abgeschafft wurde.
Am 1. März 1874 wurde die Burschenschaft Alemannia Marburg gegründet. Bis heute gelten beide Verbindungen als liberale Burschenschaft in Marburg und gründeten im Jahr 2010 die Marburger Liberale Burschenschaften. Von der Gründung der Alemannia an bildeten die Burschenschaften Arminia und Alemannia über 20 Jahre lang gemeinsam den Deputierten-Convent als Gegengewicht zum SC der Corps, ehe im Wintersemester 1898/90 die ehemalige Landsmannschaft Germania (gestiftet 1868, Farben schwarz-weiß-rot) Burschenschaft wurde und der DC auf drei anwuchs.[2]
Kaiserreich
Am 1. Dezember 1890 wurde der Rote Verband gegründet. Dieser Verband ist ein Zusammenschluss arministischer Burschenschaften. Dieser Verband war die Keimzelle für die 1996 gegründete Neue Deutsche Burschenschaft.
Am 5. August 1893 beschloss man einstimmig, nachdem man ein Jahrzehnt debattiert hatte, die Abschaffung des Keuschheitsgrundsatzes für die Angehörigen der Aktivitas.[3]
Mit anderen gleichgesinnten Burschenschaften gründete die Arminia am 10. Januar 1920 die Rote Richtung, ein Kartell innerhalb der Deutschen Burschenschaft.
Am 27./28. Juni 1936 fand unter dem Druck der Nationalsozialisten die Auflösung der Burschenschaft Arminia statt. Der Verein alter Arminen, Altherrenverband des Bundes, beschloss die Beibehaltung des Verbindungshauses. Wie fast alle schlagenden Studentenverbindungen wurde die Aktivitas der Marburger Burschenschaft Arminia am 1. November 1937 durch eine Kameradschaft des NSD-Studentenbundes ersetzt, für die der Verein alter Arminen als Altkameradschaft im NS-Altherrenbund fungierte. Die Kameradschaft trug den Namen Kameradschaft Lützow.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Arminenhaus Teil der Universitätsklinik.
Nachkriegszeit
Am 9. Juni 1950 wurden die ersten neuen Mitglieder der Burschenschaft Arminia Marburg rezipiert. Im Jahr 1951 wurde das Verbindungshaus von den Alliierten an die Arminia zurückgegeben. 1960 wurde das Haus zu einem Studentenwohnheim ausgebaut und unter Denkmalschutz gestellt.
Im Jahre 1970 schaffte die Marburger Burschenschaft Arminia die Bestimmungsmensur ab. Aus diesem Grund erfolgte der erste Rauswurf der Burschenschaft aus dem Dachverband Deutsche Burschenschaft. Die Verbindung einigte sich auf die Wiederaufnahme in den Dachverband, im Gegenzug konnten österreichische Burschenschaften Mitglieder der Deutschen Burschenschaft werden. Seit 1970 akzeptiert die Deutsche Burschenschaft damit Mitgliedsbünde ohne Bestimmungsmensur, aber kommt auch der Forderung der Burschenschaftlichen Gemeinschaft nach, österreichische Burschenschaften in ihrem Dachverband zu akzeptieren.
Seit 1990
Im Jahr 1990 nahm die Burschenschaft Arminia erstmals Zivildienstleistende in die Verbindung auf, daraufhin erfolgte der zweite Ausschluss aus der Deutschen Burschenschaft. Die Arminia klagte gegen diesen Ausschluss und erhielt recht. Sie trat daraufhin selbst aus. Am 13. Januar 1996 gründete die Arminia mit sieben weiteren Burschenschaften den liberalen Dachverband Neue Deutsche Burschenschaft.[5]
2002 veröffentlichte die Burschenschaft Arminia eine Marburger Erklärung, in der sie sich auf ihre Grundsätze berief und sich von extremistischen Vereinigungen und Parteien distanzierte.
Die Arminia war im Geschäftsjahr 2013/14 zum vierten Mal vorsitzende Burschenschaft der Neuen Deutschen Burschenschaft.
Das Haus der Marburger Burschenschaft Arminia
Nachdem die Marburger Burschenschaft Arminia sich zwölf Jahre lang in wechselnden Konstanten (also Wirtshäusern, in denen man sich regelmäßig zusammenfand) traf, erwarb sie am 15. Juli 1872 von den Wirtsleuten Broeger die als Felsenkeller bezeichnete Wirtschaft am Wehrdaer Weg als erstes eigenes Zuhause für ihre Mitglieder.
Der alte Broegesche Felsenkeller genügte unterdessen den Ansprüchen der Arminia nicht mehr. So war nicht nur das Problem des mangelnden Platzes drückend, sondern auch die Ausstattung des Hauses insgesamt. Fließendes Wasser kam aus der kleinen Quelle oberhalb des Hauses, die noch heute den Brunnen speisen soll. Geheizt wurde mit Holzöfen, beleuchtet mit Petroleumlampen, welche wenig Licht, aber viel Ruß erzeugten. Auch passten in den ursprünglichen Wirtsraum etwa an die dreißig Personen. Kurz gesagt hatte man mit vielen Widrigkeiten auf dem erst kurz zuvor gekauften Felsenkeller zu kämpfen. Außerdem hatten sich Begehrlichkeiten entwickelt, da etliche andere Verbindungen sich neue, den modernen Anforderungen gewachsene und explizit für Verbindungszwecke geeignete Häuser hatten bauen lassen, die zudem überaus repräsentativ waren, was natürlich wiederum der Gewinnung neuer Mitglieder sehr zuträglich war. In den Semesterferien 1889 hatte man – zum großen Teil durch Spenden einzelner Mitglieder – Haus und Garten in einen erträglichen Zustand versetzt. Dennoch wurde der Wunsch nach einer völligen Neugestaltung des Kneipsaales immer dringlicher und zum dreißigsten Stiftungsfest beschloss man einen Saalanbau. Nachdem im Jahre 1885 ein (wenn auch bescheidener) Altherrenbeitrag eingeführt wurde, verfügte man immerhin auch über einige wenige Mittel, welche jedoch bei weitem nicht ausreichend für den Anbau waren, der trotz der ungewissen Finanzierungslage im Wintersemester 1891/92 zu bauen begonnen wurde. Im folgenden Semester zum Stiftungsfest wurde dieser Saalanbau feierlich eingeweiht. Doch stieg die Zahl der Arminen so stark, dass spätestens seit 1905 auch dieser Anbau den Platzanforderungen selbst bei nicht so gut besuchten Veranstaltungen nur schwerlich genügte. Seit dem Wintersemester 1905/06 wurde auch eine Exkneipe in Cölbe oft und gerne besucht, wo man sich in der Sanderschen Wirtschaft am Bahnhof ein kleines Zimmer zu diesem Zwecke einrichtete. Erst April 1909 einigte sich der Bauausschuss der Altherrenschaft auf einen Entwurf des Architekten Dauber, der Mitte Mai zur polizeilichen Genehmigung eingereicht wurde.
Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1072–1073.
Literatur
Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 298–299.
Georg Heer: Die Marburger Burschenschaft Arminia von 1860 bis 1895 : nebst einer kurzen Geschichte der Marburger Burschenschaft seit 1816 ; Festgabe zum 35-jährigen Stiftungsfest der M.B. Arminia. Marburg a.L.: Ehrhardt, 1896.
Georg Heer: Verfassung und Ziele der alten Marburger Burschenschaft in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Marburg/Lahn 1910.
Georg Heer: Die Marburger Burschenschaft Arminia, Marburg/L. Verein Alter Arminen, 1951.
Günter Hollenberg (Red.): Die Philipps-Universität Marburg zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Kassel: Verein für Hess. Geschichte und Landeskunde, 2006.
Rudolf Möller (zsgest): Georg Heer. Ein Lebensbild. Festgabe zum 90. Stiftungsfest der Marburger Burschenschaft Arminia und zum ehrenden Gedenken ihres verdienstvollen Mitgliedes. 16. Juni 1950. Mit einer Würdigung von Georg Schmidgall. Fulda: Parzeller, 1950.
Klaus Müller: Student in Marburg/Lahn in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ein Bericht über eine versunkene Zeit. Neukirchen-Vluyn: Verlag für Ausbildung und Verwaltung, 2006, ISBN 3-934299-06-7.
↑E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 93.
↑Auf Deutschlands hohen Schulen. In: Friedhelm Golücke, Siegfried Schieweck-Mauk, Raimund Neuß (Hrsg.): Studentenhistorische Bibliothek im Auftrag der Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte e. V. Band5. SH-Verlag GmbH, Köln 1997, ISBN 3-89498-042-7, S.326.
↑Franz Egon Rode: Die Universitätsburschenschaften im Kaiserreich (1871–1918). Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, Bd. 23, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2021, S. 52
↑Georg Heer: Die Marburger Burschenschaft Arminia. Neue Beiträge zur Geschichte der deutschen Burschenschaft. Verein alter Arminen, Marburg 1951, S. 132–133