1912 heiratete Martienssen die Gesangspädagogin Franziska Martienssen-Lohmann. Aus der Ehe, die 1927 geschieden wurde, gingen zwei Kinder hervor.[6] (Franziska heiratete 1929 den Konzertsänger und Gesangspädagogen Paul Lohmann).
Seit 1914 war Martienssen Klavierlehrer am Konservatorium Leipzig, wo er 1932 zum Professor ernannt wurde.[5] Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten trat er zum 1. Mai 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.382.346).[5] 1934 schlug der von Alfred Rosenberg geleitete Kampfbund für deutsche Kultur seine Berufung als Professor an die Musikhochschule Berlin vor, allerdings erhielt er seine Berufung erst 1935 und dann als Nachfolger von Edwin Fischer, der um seine Entpflichtung vom Hochschuldienst gebeten hatte, um sich auf seine Konzerttätigkeit konzentrieren zu können.[7][8]
Bekannt wurde er unter anderem als Verfasser methodischer Schriften. (1930 „Die individuelle Klaviertechnik auf der Grundlage des schöpferischen Klangwillens“, 1937 „Methodik des individuellen Klavierunterrichts“, 1954 „Schöpferischer Klavierunterricht“), die in mehreren Auflagen erschienen sind, sowie als verantwortungsvoller Herausgeber der genau redigierten Urtext-Ausgaben sämtlicher Klavier-Sonaten von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, der Sonatinen von Anton Diabelli, kleinerer Werke für Klavier von Johann Sebastian Bach und von Klavierübungen von Carl Czerny, die sämtlich in der Edition Peters des Leipziger Verlages C. F. Peters in mehreren Auflagen bis in die heutige Zeit verlegt wurden. 1912 konnte er – dies wird in renommierten Musik-Lexika hervorgehoben – in Kopenhagen die bis dahin verschollene Kantate von Johann Sebastian Bach „Mein Herze schwimmt im Blut“ (BWV 199) wiederentdecken.
Zur Methodik des Klavierunterrichts. Verlag Peters, Leipzig 1937.
Die individuelle Klaviertechnik auf der Grundlage des schöpferischen Klangwillens. Verlag Breitkopf & Härtel, Leipzig 1930.
Schöpferischer Klavierunterricht. Verlag Breitkopf & Härtel, Leipzig 1954. (in mehrere Sprachen übersetzt)
Literatur
Thomas Menrath: Das Unlehrbare als methodischer Gegenstand – Studien zu Grundbegriffen der Klaviermethodik von Carl Adolf Martienssen. Wißner Verlag, 2003, ISBN 3-89639-398-7.
Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 4775. online
↑Zum Zeitpunkt der Volkszählung 1867 in Mecklenburg-Schwerin war der Vater noch nicht in Mecklenburg. 1900 lebte er schon nicht mehr; Martienssen selbst zählte 1900 als Schüler im Güstrower Haushalt seiner aus Dänemark stammenden Mutter Caroline, geb. Schultz(e). Bürger von Güstrow scheint der Vater niemals geworden zu sein. Jedenfalls findet sich sein Name nicht in dem von Franz Schubert kumulierten Güstrower Bürgerbuch (Franz Schubert: Bürgerbücher aus Mecklenburg. Band 1: Güstrow. Degener, 1994, ISBN 3-89364-220-X)
↑Die Volkszählungsliste 1900 (Güstrow) nennt weiterhin einen älteren Bruder Hans Martienssen (* 1878), der als Handlungsgehilfe aus Schwerin gerade zu Besuch im Haushalt der Mutter weilte, sowie eine jüngere Schwester Käthe Matienssen (* 1884), wie der Bruder noch Schüler(in) in Güstrow.
↑Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern. Rostock, 1995. [Sowie neue Erkenntnisse der Landesbibliographie MV.]
↑Georg Stieglitz, in MGG 8, 1960, S. 1.701–1.702 (Digitale Bibliothek 060, S. 49.447–49.449) Klindworth und Reisenauer erhielten ihre Ausbildung noch unmittelbar bei Franz Liszt, weshalb Carl Adolf Martienssen oftmals in seiner Schülerschaft bei diesen Liszt-Schülern als Liszt-Enkel bezeichnet wurde und wird.
↑ abcdFred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 4775
↑Sohn Ekkehard war um 1928 Schüler der Hermann Lietz-Schule Schloss Gebesee, in diesem Zusammenhang ist ein Briefwechsel Martienssens mit dem Musikpädagogen Hilmar Höckner über klavierpädagogische Fragen überliefert, Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein (Witzenhausen), A 228 Nr. 519.
↑Joseph Wulf: Musik im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Ullstein Taschenbuch, Frankfurt am Main / Berlin / Wien 1983, ISBN 3-548-33032-0, S. 100, Schreiben des Kampfbunds vom 1. April 1933, Unterzeichner Fritz Stein.
↑Siehe auch Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 395. Siehe relativierend hierzu: Thomas Menrath: Das Unlehrbare als methodischer Gegenstand. Studien zu den Grundbegriffen der Klaviermethodik von Carl Adolf Martienssen. Wißner-Verlag, Augsburg 2003, S. 32.