Chalkanthit, in der Chemie auch als Kupfersulfat (genauer Kupfersulfat-Pentahydrat) und veraltet allgemein als Kupfervitriol bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu[SO4] · 5 H2O[2] und entwickelt meist krustige Überzüge oder faserige bzw. körnige Aggregate, selten auch kleine, prismatische bis tafelige Kristalle in hell- bis dunkelblauer Farbe. Sehr selten sind auch grüne bis grünblaue Kristalle zu finden.
Der Name Chalkanthit (vgl. lateinisch calcantum[5]) ist eine Zusammensetzung der griechischen Wörter χαλκόςchalkós für „Kupfer“ und ἄνθοςánthos für „Blüte“.
Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral 1853 von Franz von Kobell.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Chalkanthit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er als Namensgeber die „Chalkanthit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/C.04 und den weiteren Mitgliedern Jôkokuit, Pentahydrit und Siderotil bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Chalkanthit in die erweiterte Klasse der „Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Jôkokuit, Pentahydrit, Sanderit und Siderotil die „Pentahydritgruppe“ mit der System-Nr. 7.CB.20 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Chalkanthit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ ein, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“. Hier ist er zusammen mit Siderotil, Pentahydrit und Jôkokuit in der nach ihm benannten „Chalkanthitgruppe (Triklin: P1)“ mit der System-Nr. 29.06.07 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate mit AXO4 • x(H2O)“ zu finden.
Eigenschaften
Chalkanthit dehydratisiert an der Luft. Er sollte daher möglichst unter Luftabschluss aufbewahrt werden, damit die Kristalle nicht zerfallen. Zu viel Wasser löst die Chalkanthitkristalle dagegen auf. Allerdings lässt sich eine Dehydratisierung im Anfangsstadium durch kurzzeitiges, vorsichtiges Bürsten unter Wasser heilen. Leichter ist es, falls vorhanden, die Stufen in eine gesättigte Kupfersulfatlösung zu legen.
Mit einer Mohshärte von 2,5 gehört Chalkanthit zu den weichen Mineralen (mit Fingernagel noch ritzbar). Seine durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle zeigen auf der Oberfläche Harz- bis Glasglanz.
Weltweit konnte Chalkanthit bisher (Stand: 2011) an rund 760 Fundorten nachgewiesen werden. Wichtige Fundorte sind neben seiner Typlokalität „Chuquicamata Mine“ in der chilenischen Región de Antofagasta unter anderem noch Bisbee in Arizona in den USA, wo bis zu vier Zentimeter große Kristalle und bis zu einem Meter große Stalaktiten gefunden wurden.
Eine alte Bezeichnung sowohl für Kupfersulfat (Kupfervitriol) als auch für Zinksalze (Zinksulfat, Zinkvitriol) aus der erzreichen nordspanischen Landschaft Galicien ist Galitzenstein.[8]
Friedrich Klockmann; Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Bearbeiter): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke, Stuttgart 1980, ISBN 3-432-82986-8 (Erstauflage 1891).
Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. In: Dörfler Natur. Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim, ISBN 978-3-89555-076-8 (Originaltitel: The Complete Encyclopedia of Minerals. Descriptions of over 600 Minerals from Around the World by Petr Korbel and Milan Novak, by Chartwell Books, Edison NJ 1999, ISBN 0-7858-1520-1. Übersetzt von Werner Horwath, [2008]).
↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.382.
↑Robert Damme: Das Stralsunder Vokabular. Edition und Untersuchung einer mittelniederdeutsch-lateinischen Vokabularhandschrift des 15. Jahrhunderts. Köln/Wien 1989 (= Niederdeutsche Studien. Band 34), S. 212 („Ghalliciensten: kopperok, atramentum viride, calcantum, cuperosa, dragantum, vitriolum album, vitriolum romanum, zegi“).
↑Emil Ernst Ploß: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textifarben im Mittelalter mit einem Ausblick auf die festen Farben. 6. Auflage. München 1989, ISBN 978-3-89164-060-9, S. 86 und 180.