Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum König der Burgunden siehe Chilperich II. (Burgund).
Chilperich II. Daniel (* um 670; † zwischen 30. Januar und 13. Mai 721 in Noyon) war von Ende 715 bzw. Anfang 716[1] bis 721 Frankenkönig aus dem Haus der Merowinger. Er war wahrscheinlich ein Sohn des 675 ermordeten Frankenkönigs Childerich II. und der Bilichild, Tochter des Königs Sigibert III.
Berühmt ist die Aussage in späteren Quellen, er sei zumeist von Raganfrid auf einem zeremoniellen Ochsenkarren bei seinen Zügen mitgeführt worden. Tatsächlich aber wurde er lediglich mit einem der Tradition entsprechenden Wagen auf das jährliche Märzfeld gebracht. Nach Ansicht von Historikern wie Sebastian Scholz und Ian Wood kämpfte der König sogar persönlich in der Schlacht und war nicht nur eine Marionette seines Hausmeiers: Insgesamt ist die neuere Forschung skeptischer, was die Behauptung der unter den siegreichen Karolingern verfassten Quellen betrifft, die letzten Merowinger seien sämtlich nur jämmerliche Schattenkönige gewesen. Der anonyme Autor einer zeitgenössischen Chronik, die im englischen Jarrow entstand, schildert Chilperich 717 jedenfalls als mächtigen Herrscher (Historia Abbatum auctore anonymo 32).
Chilperichs bzw. Raganfrids Kampfbündnisse mit dem FriesenherzogRadbod (717) und Eudo von Aquitanien (718) gegen die starke Opposition der Karolinger, insbesondere gegen Karl Martell, scheiterten jedoch. Karl besiegte die Neustrier bei Amel (französisch Amblève), Vinchy (21. März 717) und in der Schlacht bei Soissons (718/719). Als der von Karl Martell gestützte Chlothar IV. 719 starb, ließ Karl sich Chilperich II. von Eudo ausliefern und erkannte ihn mit der Wiederherstellung seines Einflusses in Neustrien als König an. Erst ab diesem Zeitpunkt dürfte Chilperich tatsächlich entmachtet gewesen sein.
Chilperich II. starb im Jahre 721 und wurde in Noyon beigesetzt. Karl Martell bestimmte Theuderich IV. zum Nachfolger. Es ist unklar, ob der letzte MerowingerkönigChilderich III. Chilperichs Sohn gewesen ist.
Unklar ist auch sein Name. Denkbar ist, dass er als Daniel getauft wurde und später Chilperich als Krönungsnamen annahm, um seine dynastische Legitimation zu betonen und Kampfbereitschaft und Unabhängigkeit auszudrücken, oder dass er als Chilperich geboren wurde und bei seinem Eintritt in das Kloster den Namen Daniel erhielt.
Literatur
Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. 4. ergänzte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2001, ISBN 3-17-017044-9 (Kohlhammer-Urban-Taschenbücher 392).
Urkunde über Karl Martells „entscheidenden Sieg über die Neustrier“ zu Vinciago „in pago Cameracensi“ am 21. März 717, RI I n. 30r, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0717-03-21_1_0_1_1_0_112_30r (Abgerufen am 15. Januar 2015).
Urkunde über Karl Martells Heerfahrt gegen König Chilperich II., Raganfrid und Eudo von Aquitanien von 719, RI I n. 31b, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0719-00-00_1_0_1_1_0_118_31b (Abgerufen am 15. Januar 2015).
Urkunde über Karl Martells Verfolgung des „Eudo über Paris; Eudo entkommt über die Loire und führt Chilperich und dessen Schätze mit“ von 719, RI I n. 31d, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0719-00-00_3_0_1_1_0_120_31d (Abgerufen am 15. Januar 2015).