Deir el-Bahari (arabisch الدير البحري, DMGad-Dair al-baḥrī) ist eine antike Nekropole in Ägypten, die nördlich von Theben auf der Westseite des Nils gegenüber der Stadt Luxor liegt, im Gouvernement al-Uqsur. Neben zahlreichen Felsengräbern, darunter der wohl spektakulärste Fund, die Königscachette, in der über 40 Mumien gefunden wurden, ist die Nekropole bekannt durch drei Totentempel.
Als erster ließ sich hier der PharaoMentuhotep II. (11. Dynastie) seinen Tempel mit Begräbnisstätte erbauen. Eine zu dem Grabdenkmal hinführende Allee wurde von ihn darstellenden, bemalten Sandsteinstatuen gesäumt. In und um den Tempel ließ er seine Königinnen, Soldaten und hohe Beamten beisetzen. Auch dieser Tempel fällt durch seine einzigartige Architektur auf. Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass dies die einzige monumentale Anlage in Theben-West aus der Zeit des Mittleren Reiches ist[2].
Der Totentempel der Hatschepsut (Djeser-djeseru) stammt aus der 18. Dynastie und ist der am besten erhaltene Tempel in Deir el-Bahari. Auffällig ist seine eigenwillige Architektur[3].
In christlicher Zeit entstand auf dem Tempel der Hatschepsut das Kloster des heiligen Phoibammon. Das Phoibammon-Kloster wurde bis ins 11. Jahrhundert genutzt und von verschiedenen Bischöfen besucht. Im 19. Jahrhundert wurde die Klosterruine von Auguste Mariette und Edouard Naville abgetragen, um an die darunterliegenden Tempelteile zu gelangen. Naville dokumentierte seine Arbeit ausführlich in sieben Bänden: The Temple of Deir el Bahari (= EEF, 12-14, 16, 19, 27, 29). 7 Bände, London, 1894–1898.[4]
Die mittig hinter Hatschepsuts und Mentuhoteps II. Totentempeln gebaute Anlage ist der kleinste der drei Tempel und am weitesten zerstört. Dieser Tempel wurde etwas erhöht angelegt, da zwischen den beiden anderen Tempeln kein Platz gewesen wäre. Auch der Tempel von Thutmosis III. ist in seiner Achse genau auf den Karnak-Tempel ausgerichtet. Die beiden Tempel des Neuen Reiches wurden als Millionenjahrhäuser errichtet.
Modell der Gesamtanlage
Seit Oktober 2016 entsteht unter Hinzuziehung neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse ein begehbares Modell der Anlage in Second Life, dessen Hauptaugenmerk auf der architektonischen Gesamtausführung und dem Zusammenspiel der Gebäude und Gärten liegt (siehe Weblinks).
Der spektakulärste Fund in Deir el-Bahari war wohl die Auffindung des Grabes DB320 (auch TT320) um 1871 durch Ahmed Abdelrassul.[5] Die Familie Abdelrassul verschwieg die Entdeckung des Grabes aus der 21. Dynastie, in dem sich neben reichhaltigen Grabbeigaben auch die Mumien von über 40 Personen befanden, darunter zahlreiche Königsmumien der 17. bis 21. Dynastie. Stück für Stück wurden Teile des Fundes verkauft, bis der damalige Chef der Antikenbehörde, Gaston Maspero, darauf aufmerksam wurde. Seinem Assistenten Emil Brugsch war es so am 6. Juli 1881 vergönnt, die Funde der heute so genannten „Königscachette von Deir el-Bahari“ zu bergen.[6]
Am 17. November 1997 wurden hier 62 Menschen, davon 58 ausländische Touristen und vier Ägypter, bei einem terroristischen Anschlag durch die Gruppe Al-Dschamāʿa al-islāmiyya getötet und weitere zum Teil schwer verletzt.[13]
Dieter Arnold: Die Tempel Ägyptens. Götterwohnungen, Kultstätten, Baudenkmäler Artemis & Winkler, Zürich 1992, ISBN 3-7608-1073-X.
Dieter Arnold: Lexikon der Ägyptischen Baukunst. Albatros, Düsseldorf 2000, ISBN 3-491-96001-0.
Dieter Arnold: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band 1–4, von Zabern, Mainz 1974–1993.
Howard Carter: Report on the Tomb of Mentuhotep Ist at Deir el-Bahari, Known as the Bab el-Hocan. In: Annales du service des antiquités de l'Égypte. (ASAE) Nr. 2, 1901, S. 201–205.
A. M. Donadoni Roveri: The Valley of the Kings and the Royal Cachettes of Deir el-Bahari. In: F. Tiradritti, Matḥaf al-Miṣrī.: The Treasures of the Egyptian Museum. American University in Cairo Press, Kairo 1999, ISBN 978-977-424-504-6.
Sergio Donadoni: Theben. Heilige Stadt der Pharaonen. Hirmer, München 2000, ISBN 3-7774-8550-0.
Rolf Gundlach, Matthias Rochholz: Feste im Tempel - 4. Ägyptologische Tempeltagung, Köln, 10. - 12. Oktober 1996. Harrassowitz, Wiesbaden 1998, ISBN 3-447-04067-X.
Kazimierz Michalowski; Polska Akademia Nauk. Zakład Archeologii Śródziemnomorskiej: Deir el-Bahari. 5 Bände, Éditions scientifiques de Pologne, Warschau 1974, ISBN 83-01-05648-7.
Jadwiga Lipińska: Deir el-Bahari. Band 2: The Temple of Thutmosis III. Éditions scientifiques de Pologne, Warschau 1984.
Gaston Maspero: Les momies royales de Déir el-Bahari. Leroux, Paris 1889.
Edouard Naville, Somers Clarke: The Temple of Deir el-Bahari. 7. Bände, Offices of the Egypt exploration fund, London 1894–1898.
↑Schreibweise des Namens nach N. Reeves und R. H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Augsburg 2002 / wo anders auch Abd el-Rassul.
↑Gaston Maspero: Les momies royales de Déir el-Bahari. Paris 1889.
↑Herbert E. Winlock: Excavations at Deir el Bahri: 1911–1931. New York 1942, S. 71–72.
↑Herbert E. Winlock: Excavations at Deir el Bahri: 1911–1931, New York 1942, S. 101–104.
↑N. Reeves, R. H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Augsburg 2002, S. 194–197.
↑Peter F. Dormann: The Monuments of Senenmut: problems in historical methodology. Kegan Paul International, London / New York 1988, ISBN 978-0-7103-0317-2.
↑Bertha Porter, Rosalind Louisa Beaufort Moss, Ethel W Burney: The Theban Necropolis. Band 1, Teil 1: Private tombs. Griffith Institute, Oxford 1964, S. 437f.
↑Dieter Arnold: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I: Architektur und Deutung. von Zabern, Mainz 1974.