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Deruluft

Deruluft
(Дерулюфт)
Eine Dornier Merkur der Deruluft bei der Eröffnung des Flugplatzes Stettin 1927. Im Vordergrund von links nach rechts: der schwedische Transportminister Carl Meurling und der Stockholmer Stadtrat Yngve Larsson.
Gründung: 1921
Betrieb eingestellt: 1937
Sitz: Berlin,
Deutsches Reich Deutsches Reich
Drehkreuz: Königsberg-Devau
Unternehmensform: Aktiengesellschaft
Fluggastaufkommen: 13689 (1936)
Flottenstärke: 6 (+6 gechartert)
Ziele: International
Deruluft
(Дерулюфт) hat den Betrieb 1937 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.

Deruluft (Deutsch-Russische Luftverkehrs A.G.) war eine 1921 durch die Aero Union A.G. Berlin und die sowjetische Handelsvertretung in Deutschland gegründete gemeinsame deutsch-sowjetische Fluggesellschaft.

Geschichte

Russisches Werbeplakat der Deruluft

Am 24. November 1921[A 1] unterzeichneten der Leiter der sowjetrussischen Handelsvertretung in Berlin, Boris Stomonjakow und der Direktor der deutschen Aero-Union AG, Ferdinand Rasch einen Vertrag zur Gründung eines deutsch-russischen Luftfahrtunternehmens. Die Aero-Union war eine erst wenige Monate zuvor, am 21. April 1921 gegründete Holding der HAPAG, der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der AEG, die mit dem Ziel gegründet worden war, die gemeinsamen Luftfahrtinteressen zu bündeln. Später beteiligten sich noch die Metallgesellschaft Frankfurt und die mit dieser verbundene Berg- und Metallbank an der Holding.[1]

Das neu gegründete deutsch-russische Unternehmen erhielt den Namen Deutsch-Russische Luftverkehrs A.G. abgekürzt Deruluft und wurde mit einem Gründungskapital von 5 Millionen Reichsmark ausgestattet, das anteilig je zur Hälfte von beiden Gesellschaftern aufgebracht wurde. Am 24. November 1921 erteilte die Regierung Sowjetrusslands der Deruluft für zunächst 5 Jahre die Lizenz zum alleinigen Betrieb des Flugverkehrs zwischen dem Deutschen Reich und Sowjetrussland (ab dem 30. Dezember 1922 der Sowjetunion).[1]

Am 1. Mai 1922 eröffnete die Deruluft den Linienverkehr auf der Strecke KönigsbergKaunasSmolenskMoskau. Eine neue Strecke von Berlin via Riga und Tallinn (Reval) nach Leningrad wurde am 6. Juni 1928 eingerichtet. Beide Strecken wurden bis zum 31. März 1936 betrieben. Im ersten Betriebsjahr fanden die Flüge zweimal wöchentlich in jede Richtung während der Saison von Mai bis Oktober statt. Der Flug über 1200 km von Berlin nach Moskau dauerte 22 Stunden. 1923 wurden die wöchentlichen Flüge auf drei erhöht, im Folgejahr wurde zuerst viermal in der Woche geflogen, ab Juli 1924 dann täglich.[2]

Im Jahr 1923 schlossen sich die Aero-Union und der Lloyd-Luftdienst zum Deutschen Aero-Lloyd zusammen, der wiederum mit der Junkers-Luftverkehr AG unter Beteiligung des Reiches am 6. Januar 1926 zur Deutschen Luft Hansa A.G. fusionierte.[3] Damit war die Deruluft eine 50%ige Tochtergesellschaft der Lufthansa geworden.

Die ersten Flugzeuge waren in den Niederlanden gebaute Fokker: eine Grulich V 1 und neun F.III.[4] Später wurde die Flotte um deutsche Junkers F 13, Rohrbach Roland und Albatros L 58 ergänzt.

Zu Beginn der Flugtätigkeit wurden nur Post und Beamte transportiert. Erst am 27. August 1922 wurde der Betrieb für die Allgemeinheit geöffnet. Anfangs wurde die Strecke von Königsberg nach Moskau von je fünf deutschen und sowjetischen Besatzungen zweimal wöchentlich bedient, ab 1923 dreimal und ein Jahr später täglich. 1925 wurde die Linie Berlin–Moskau eröffnet. 1926 beflog Deruluft in Kooperation mit der ukrainischen Ukrwosduchputch für drei Monate die Strecke Moskau–Charkow. Es war der Konkurrenzdruck staatlich unterstützter ausländischer Fluggesellschaften und die neuen Gepflogenheiten dieses Wirtschaftszweiges, die die Luft Hansa nötigten, ihre Strecken zu erweitern und in gemeinsamer Anstrengung mit der Sowjetunion Flugverbindungen bis nach Asien ins Programm zu nehmen.[5] Auf seltsame Weise profitierte dabei die Kommunistische Internationale von einer Zusammenarbeit der Presseabteilung der Deutschen Luft Hansa mit dem Neuen Deutschen Verlag, der die Produktion der als Kundenpräsent gebrauchten, von Alexander Rado entworfenen Streckenkarten übernahm, und dessen Besitzer, der West-Propagandachef Willi Münzenberg, stark verbilligt fliegen konnte, „in alle Ecken des Deutschen Reiches und in 15 Stunden nach Moskau“.[6] Im August 1926 trat Deruluft der IATA bei. 1928 umfasste das Streckennetz 2640 Kilometer. Ab 1929 wurden die frühen Fokker F.III durch Dornier Merkur ersetzt. Zu Beginn des Jahres 1931 wurden Tupolew ANT-9 der Flotte hinzugefügt. 1934 folgten fünf Junkers Ju 52/3m.[7] Von 1922 bis 1934 beförderte die Fluggesellschaft auf den deutsch-sowjetischen Routen 39.168 Passagiere und legte dabei 9.800.000 Kilometer zurück.[8]

Im Rahmen der geheimen Luftwaffenkooperation (nach Rapallo) lieferte die Deruluft auch deutsche Flugzeuge in die Sowjetunion,[9] die auf dem gemeinsam betriebenen Ausbildungsflugplatz bei Lipezk genutzt wurden.

Mit zunehmender Verschlechterung des deutsch-sowjetischen Verhältnisses nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Deruluft am 31. März 1937 aufgelöst.

Entwicklung

Auflistung des Passagier- und Frachtaufkommens von 1922 bis 1931[10]

Jahr Geflogene Strecke Beförderte Fluggäste Beförderte Fracht Beförderte Luftpost
1922 174.768 km 338 17,915 t 1.047 kg
1923 215.480 km 382 23,487 t 1.589 kg
1924 352.786 km 552 34,519 t 2.382 kg
1925 492.237 km 1.463 54,059 t 5.410 kg
1926 514.185 km 1.192 25,892 t 10.733 kg
1927 630.542 km 1.809 49,694 t 25.574 kg
1928 790.465 km 2.510 69,886 t 27.992 kg
1929 839.655 km 2.692 75,238 t 16.711 kg
1930 950.512 km 2.947 62,351 t 27.244 kg
1931 945.317 km 3.660 87,690 t 29.060 kg

Siehe auch

Literatur

  • Rainer Göpfert: Erfolgreiche Gemeinschaftsarbeit in der Luftfahrt. Die deutsch-russische Luftverkehrs A. G. DERULUFT. Teil 1. In: Fliegerrevue X. Nr. 41. PPVMedien, 2013, ISSN 2195-1233, S. 30–43.
  • Rainer Göpfert: Erfolgreiche Gemeinschaftsarbeit in der Luftfahrt. Die deutsch-russische Luftverkehrs A. G. DERULUFT. Teil 2. In: Fliegerrevue X. Nr. 42. PPVMedien, 2013, ISSN 2195-1233, S. 14–37.
  • Wilfried Kopenhagen: Lexikon Sowjetluftfahrt. Elbe-Dnjepr, Klitzschen 2007, ISBN 978-3-933395-90-0.
  • Wolfgang Wagner: Der deutsche Luftverkehr – Die Pionierjahre 1919–1925. In: Die deutsche Luftfahrt. Band 11. Bernard & Graefe, Koblenz 1987, ISBN 3-7637-5274-9.
  • Karl-Dieter Seifert: Der deutsche Luftverkehr 1926–1945 – auf dem Weg zum Weltverkehr. In: Die deutsche Luftfahrt. Band 28. Bernard & Graefe, Bonn 1999, ISBN 3-7637-6118-7, S. 215–222.
  • R. E. G. Davies: Aeroflot. An Illustrated History of the World’s Largest Airline. Airlife, Shrewsbury 1992, ISBN 1-85310-411-6.
Commons: Deruluft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Lutz Budrass: Adler und Kranich: Die Lufthansa und ihre Geschichte 1926–1955. Karl Blessing Verlag, 2016, ISBN 978-3-641-11246-2, Kap. 1 »Gesunder Wettbewerb«: Die Luftverkehrsgesellschaften 1919–1925.
  2. Karl-Dieter Seifert: 100 Jahre Passagierflugzeuge. Die Anfänge des deutschen Luftverkehrs. In: Fliegerrevue X. Nr. 79. PPV Medien, Bergkirchen 2019, ISSN 2195-1233, S. 29.
  3. Fritz Voigt: Verkehr: Zweiter Band, Zweite Hälfte: Die Entwicklung Des Verkehrssystems. Band 2. Duncker & Humblot, Berlin 1965, S. 741–742.
  4. Wolfgang Wagner: Der deutsche Luftverkehr–Die Pionierjahre 1919–1925. Bernard & Graefe, Koblenz 1987, ISBN 3-7637-5274-9, S. 280.
  5. Gerald D. Feldman: Die Deutsche Bank vom Ersten Weltkrieg bis zur Weltwirtschaftskrise. 1914–1933. In: Lothar Gall u. a.: Die Deutsche Bank 1870–1995. Verlag C. H. Beck. München 1995, S. 248.
  6. Babette Gross: Willi Münzenberg. Eine politische Biographie. Stuttgart 1967, S. 190.
  7. Helmut Erfurth: Flugzeug-Legende Ju 52. GeraMond, München 2013, ISBN 978-3-95613-401-2, S. 134/135.
  8. Karl-Heinz Eyermann, Wolfgang Sellenthin: Der Luftverkehr der UdSSR. Gesellschaft für DSF, 1967, S. 6 und 7
  9. Wolf Oschlies: Symbiose der Geächteten. Preußische Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 19. September 2009.
  10. Karl-Heinz Eyermann, Wolfgang Sellenthin: Der Luftverkehr der UdSSR. Gesellschaft für DSF, 1967, S. 6.
  1. Dieses Datum ist umstritten. Erhard Milch dagegen nennt als Gründungstag den 11. November, wogegen Aero-Lloyd und Aero-Union übereinstimmend in einem Manuskript vom 1. März 1923 den 24. November nennen. Siehe dazu auch die angegebene Literatur (Budrass, S. 61; Göpfert, S. 37; Seifert, S. 215 sowie Wagner, S. 47.)
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