Diet Sayler studierte Hochbau an der Technischen Hochschule in Timișoara (1956–1961) und Malerei in der Klasse von Iuliu Podlipny. In den frühen 1960er Jahren entwickelte er eine abstrakte Malerei, die als westlich dekadent diffamiert und von allen Ausstellungen ausgeschlossen wurde. Erst 1968 zur Zeit des Prager Frühlings gelang der Durchbruch.
Die Ausstellung „5 junge Künstler“ zeigte in der Galeria Kalinderu in Bukarest zum ersten Mal abstrakt-konstruktive Kunst in Rumänien. Sayler übersiedelte nach Bukarest und konnte fortan im Ausland ausstellen, durfte aber nicht mitreisen. 1971 änderte sich das politische Klima. Der Frühling der Reformen in Bukarest war zu Ende und in der Folgezeit durften Saylers Arbeiten nicht mehr gezeigt werden. Sayler gab einige Interviews in der ausländischen Presse und geriet dann definitiv in die Isolation.[1]
Emigration und internationale Ausstellungsaktivität
Mit der Emigration nach Deutschland verlegte Sayler 1973 seinen Arbeits- und Lebensmittelpunkt nach Nürnberg, wo er neben seiner künstlerischen Arbeit ab 1976 auch als Dozent tätig wurde. 1975 zeigte er erstmals seine Arbeiten im Grand Palais in Paris. Es folgten Einzelausstellungen in der Galerie Hermanns in München, später in der Galleria Lorenzelli in Mailand und in der Galeria Edurne in Madrid. Seine Arbeit präsentierte er nun in vielen Ländern Westeuropas und in Brasilien, Japan und den USA. 1990 wurden nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Retrospektiven von Diet Sayler auch in Osteuropa, im Tschechischen Museum Prag, im Vasarely Museum Budapest und im National Museum Bukarest gezeigt.
Die Ausstellungsreihe „konkret“ in Nürnberg (1980 bis 1990), für deren Leitung er verantwortlich zeichnete, erfuhr internationale Beachtung. Rund hundert verschiedene Künstler beteiligten sich, darunter Dan Flavin, Ellsworth Kelly, Kenneth Martin, Vera Molnár, François Morellet, Aurélie Nemours, Mario Nigro, Leon Polk Smith und Jesús Rafael Soto. 1988 kuratierte Sayler die deutsch-französische Ausstellung „Konstruktion und Konzeption“ in Berlin. Im selben Jahr bekam er den Camille-Graeser-Preis in Zürich. Neben den Ausstellungen mit Malerei, Grafik, Skulptur und Fotografie fand eine Reihe von ortsbezogenen Installationen statt: Galerie Grare Paris, Palazzo Ducale Genua, East West Galerie New York, St. Peter Cambridge, Gallery A London, Elly Cathedral, University Gallery Pilsen, MUWA Graz, Museo CAMEC La Spezia.
Von 1992 bis 2005 ist Diet Sayler Professor an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Ein Lehrauftrag führte ihn 1995 als Gastdozent an die Statens Kunstakademi in Oslo. Nach der Emeritierung übernahm er 2006 die Leitung der XIII. Sommerakademie in Plauen.
Werk
Der junge Diet Sayler begeisterte sich für Brâncuși und Malewitsch. Am Beginn seiner Karriere ließ er sich vor allem vom Suprematismus und der russischen Revolutionskunst inspirieren. Er studierte die Theorien und Arbeiten der Künstler von De Stijl und dem Bauhaus. Dem Dadaismus entlehnte er später das seine Arbeiten begründende Zufallsprinzip.
Zur Konkreten Kunst fand Sayler aus Opposition zur politischen Realität und der Doktrin des sozialistischen Realismus. Der Antrieb zur Veränderung ist ein Leitmotiv seiner Arbeit.
Saylers frühe Arbeiten sind sehr farbig. In den Jahren der Verweigerung und der Opposition verschwindet die Farbe und Saylers Arbeiten kleiden sich in nüchternes Schwarz-Weiß. Nach dem Kulturschock der Emigration finden sich nur noch dünne Linien auf weißen Leinwänden. Gegen Ende der achtziger Jahre entwickelt Sayler ein System von Basis-Elementen, die zum Repertoire seiner Malerei werden. Die Farbe kehrt zurück. Es entstehen die Malstücke, Bivalenzen und Wurfstücke (mit dem Zufallsprinzip). In den späten 1990er Jahren entstehen die Wandstücke (Bodies) und die Engramme (Norigramme) als ortsbezogene Installationen in der Stadtarchitektur. Parallel dazu entwickeln sich die Fugen in den Räumen von Museen, Kirchen oder Galerien.
Am 19. November 2018 erhielt Sayler den Großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.[2]
Anca Arghir, Eugen Gomringer: Diet Sayler. Veränderung. Galerie Herrmanns, München 1979.
Lucio Barbera, Saro Gulletta: Diet Sayler. 18 Aprile – 31 Maggio 2009, galeria fortuna arte: Messina 2009.
Max Bense, Diet Sayler: Diet Sayler. Ausstellungskatalog [Zeichnungen, Bilder, Fotos; Ausstellung vom 16. Mai - 9. Juni 1978, Studiengalerie, Studium Generale, Univ. Stuttgart]. Stuttgart 1978.
Viana Conti, Pier Giulio Bonifacio, Hanswalter Graf, Diet Sayler: Geometrie di confine. Tre casi. Bonifacio Graf Sayler; dal 19 gennaio al 18 febbraio 1995. Galleria Orti Sauli. Genova 1995.
Jan Andrew Nilsen: Statsfiender. Et østeuropeisk memento til vesten. Møte med opposisjonelle og andre i Sovjet/Russland, Litauen, Romania og DDR. (Staatsfeinde. Ein osteuropäisches Mahnzeichen an den Westen. Gespräche mit Oppositionellen und Anderen in Sowjetrussland, Litauen, Rumänien und in der DDR. ) Dissident Forlag, Florø 1997.
Richard W. Gassen, Roxana Theodorescu, Jan Sekera, Michael Harriso, Vera Molnar, Lida von Mengden, Dora Maurer, Jan Andrew Nilsen, Waldo Balart, Nathan Cohen, Paul Brand, Ward Jackson, Mel Gooding, Joachim Heusinger von Waldegg, Paul Gherasim: Diet Sayler. Monographie, Verlag für moderne Kunst Nürnberg 1999.
Eugen Gomringer; Diet Sayler: fünf linien. fünf worte. Mappenwerk. Ingolstadt 1976.
Eugen Gomringer, Hans Jörg Glattfelder, Lida von Mengden, Herwig Graef, Vera Molnar, Ruth Ziegler, Ewald Jeutter, Michael Eissenhauer, Michael Harrison, Vincenzo Accame: Sich ein Bild machen von Diet Sayler. Monographie. Graef Verlag, Nürnberg 2007.
Saro Gulletta, Lucio Barbera, Ruth Ziegler, Vincenzo Accama, Michael Eissenhauer, Marcello Faletra, Michael Harrison, Herwig Graef, Diet Sayler, Diet: La pittura non mente. Painting does not lie. Monografia. Magika Edizioni. Messina 2009.
Bernhard Kerber, Diet Sayler: Diet Sayler. Mai 1984, Ausstellungskatalog, Galerie Brigitte Hilger, Aachen. Aachen 1984.
Lida von Mengden: Diet Sayler. Monographie. Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 1994.
Jürgen Morschel, Diet Sayler: Diet Sayler. Linien. 6. Juni-14. August 1982 Artforum Frankfurt. Frankfurt 1982.
Uwe Obier: Vera Röhm, Diet Sayler. 5. Juli - 11. August 1991. Städtische Galerie Lüdenscheid 1991.
Diet Sayler: Fünf Linien. Text von Elisabeth Axmann. Mappenwerk. Friedberg 1983.
Diet Sayler: Sieben Linien. Text von Heiner Stachelhaus. Mappenwerk. Friedberg 1983.
Diet Sayler: Vier Linien. Text von Dietmar Guderian. Mappenwerk. Friedberg 1983.
Diet Sayler (Hg.): 10 Jahre Klasse Sayler. Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, 1993–2003; [anlässlich der Ausstellungen Klasse Sayler: Kunstverein Hochfranken Selb 1. Juni - 12. Juli 2003, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg 12. November - 14. Dezember 2003]. Nürnberg 2003.
Lucie Schauer: Vera Röhm, Diet Sayler. Körper Zeit Bewegung; Neuer Berliner Kunstverein 10. April - 12. Mai 1990; Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen 11. August - 23. September 1990. Neuer Berliner Kunstverein. Berlin 1990.
Helmut Schneider, Diet Sayler: Diet Sayler. Ausstellung 3. März - 30. April 1983 Galerie Hermanns. Galerie Hermanns. München 1983.
Peter Volkwein: Diet Sayler, Basis-Konzepte. Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt, 19. März 1993 - 18. April 1994; Muzeul Banatului, Timisoara, 15. Oktober - 30. November 1993; BWA Museum, Lublin, 10. Dezember 1993 - 26. Januar 1994. Ingolstadt 1994.