Die Division 1 1955/56 war die 18. Austragung der professionellen französischen Fußballliga. Meister wurde OGC Nizza, der damit seinen dritten Titel seit 1951 gewann.
Erster Spieltag war der 21. August 1955; die letzten Partien wurden noch Anfang Juni 1956 ausgetragen,[1] weil die für den 19. und 26. Februar angesetzten Spiele witterungsbedingt abgesagt und komplett nachgeholt werden mussten.[2] Die eigentliche, knapp zweiwöchige „Winterpause“ hatte es diesmal zwischen 18. Dezember und 1. Januar gegeben.
Teilnahmeberechtigt waren die Vereine, die die Vorsaison nicht schlechter als auf dem 15. Platz abgeschlossen hatten, ein direkter Aufsteiger aus der zweiten Division – dem zweiten, Red Star Olympique, wurde das Recht zum Aufstieg vom Verband nachträglich verweigert, wovon der 17. der ersten Liga, Troyes-Savinienne, profitierte – sowie der Sieger der Relegation. Somit spielten in dieser Saison folgende Mannschaften um den Meistertitel:
Praktisch über die gesamte Saison und bis zum Saisonende kam es an der Tabellenspitze zu einem Fünfkampf, auch wenn an 32 der 34 Spieltage – darunter der entscheidende letzte – der Tabellenführer OGC Nizza hieß.[3] Der Erfolg der Aiglons („Jungadler“) von der Côte d’Azur war weniger seinem trotz Verpflichtung des hochgelobten argentinischen Mittelstürmers Rubén Bravo eher durchschnittlich torgefährlichen Angriff als vielmehr seiner guten Abwehr zu verdanken, die die wenigsten Gegentreffer der Liga hinnehmen musste.[4] Lens als hartnäckigster Konkurrent gab zuhause lediglich drei Punkte ab, war aber auswärts zu anfällig. Im Tabellenmittelfeld sorgte insbesondere das Abschneiden zweier Mannschaften mit höchst gegensätzlichen Voraussetzungen für Aufsehen. Die frisch aufgestiegenen „Arbeiterfußballer“ von Sedan-Torcy, das überhaupt erst 1953 Profistatus angenommen hatte und dessen Spieler nahezu vollständig einem hauptberuflichen Broterwerb nachgingen, distanzierten dabei das „große Reims“ am Ende um zwei Zähler und gewann in dieser Spielzeit zudem den Pokalwettbewerb. Titelverteidiger Reims hingegen, das seit 1945/46 keine einzige Saison schlechter als auf dem vierten Rang abgeschlossen hatte, stand zwar nach dem 17. Spieltag für eine Woche an der Tabellenspitze, aber dann „schien es durch seine Teilnahme am Europapokal regelrecht vom Ligabetrieb abgelenkt gewesen zu sein“.[5]
Im Tabellenkeller stand Troyes’ Abstieg frühzeitig fest, ebenso, dass sich außer Bordeaux und Lille kein anderer Klub mehr Sorgen machen musste; lediglich die Frage, wer von diesen beiden durch die Barrages noch eine Zusatzchance auf den Klassenerhalt bekam, wurde erst in letzter Minute entschieden. Diesen Hoffnungszipfel ergriff Lille, bereits im Vorjahr Drittletzter und katastrophal in diese Saison gestartet (neun Niederlagen in den ersten elf Spielen), und das nur dank seines besseren Torverhältnisses. Dabei hatten die Girondins noch zu Winterbeginn ungefährdet im Mittelfeld gestanden, waren in der Rückrunde aber regelrecht abgestürzt und holten ab Februar nur noch drei Punkte.[6] Lille scheiterte in der anschließenden Relegation am Dritten der Division 2, dem „kleinen Nordrivalen“ US Valenciennes-Anzin, wodurch gleichzeitig Olympique Marseille zum letzten verbliebenen Gründungsmitglied der Profiliga wurde, das seit 1932 noch nie abgestiegen war. Zur folgenden Saison stiegen außer der USVA Stade Rennes UC und SCO Angers in die Division 1 auf.
Eine vollständige Zusammenstellung der Schützen von Nizzas 60 Treffern findet sich in der vorliegenden Literatur nicht. Ujlaki war mit 15 Toren vereinsintern der treffsicherste Spieler.
Hubert Beaudet: Le Championnat et ses champions. 70 ans de Football en France. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2002, ISBN 2-84253-762-9
Sophie Guillet/François Laforge: Le guide français et international du football éd. 2009. Vecchi, Paris 2008, ISBN 978-2-7328-9295-5
Jean-Philippe Rethacker: La grande histoire des clubs de foot champions de France. Sélection du Reader’s Digest, Paris/Bruxelles/Montréal/Zurich 2001, ISBN 2-7098-1238-X
Anmerkungen und Nachweise
↑Pascal Grégoire-Boutreau/Tony Verbicaro: Stade de Reims - une histoire sans fin. Cahiers intempestifs, Saint-Étienne 2001, ISBN 2-911698-21-5, S. 273–275
↑Guillet/Laforge, S. 155, ergänzt aus Stéphane Boisson/Raoul Vian: Il était une fois le Championnat de France de Football. Tous les joueurs de la première division de 1948/49 à 2003/04. Neofoot, Saint-Thibault o. J.