Auf dem Gelände entstand bereits im 5. Jahrhundert die byzantinischeBasilikaHagia Sion, die durch den persischen König Chosrau II. 614 zerstört wurde. Im 12. Jahrhundert errichteten die Kreuzfahrer auf den Ruinen eine Kirche unter dem Namen Sancta Maria in Monte Sion, die nach der Niederlage der Kreuzfahrer 1219 von den muslimischen Herrschern zerstört wurde.[1]
Am 19. Juli 1957 wurde die Abteikirche zur Basilica minor erhoben.
Geläut
Im Turm hängt ein vierstimmiges Geläut in den Schlagtönen cis1, e1, fis1 und gis1, das auf die Kirchenglocken der Erlöserkirche abgestimmt ist.[4]
Die Glocken wurden 1909 von der Glockengießerei Otto in Hemelingen/Bremen gegossen und nach Jerusalem verschifft. Die Glocken tragen folgende Namen: Glocke I – Salvator Mundi (2327 kg), Glocke II – Immaculata (1373 kg), Glocke III – Bonifacius (993 kg) und Glocke IV – Elisabeth (683 kg). Im Rahmen des Unabhängigkeitskrieges 1948/1949 wurde die Glocke II durch Beschuss so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr geläutet werden konnte. Sie wurde im Jahre 1972 durch eine neue Glocke von E. Gebhard in Kempten ersetzt.[5][6]
Orgeln
1980 erteilte die Dormitio-Benediktinergemeinschaft dem Orgelbauunternehmen Oberlinger den Auftrag zum Bau zweier neuer Orgeln: Eine Chororgel (fertiggestellt 1981) sollte die Begleitung der liturgischen Gesänge führen, während auf der neuen Hauptorgel (fertiggestellt 1982) Vor- und Nachspiele, Interludien, Meditationen, Konzerte usw. gespielt werden sollten. Die Werkstatt Oberlinger baute die Orgel in der von ihr gepflegten mittelrheinischen Orgelbautradition, die norddeutsche kontrapunktische Klarheit und süddeutsche Weichheit und Fülle zu verbinden versucht. Die zum Fest Mariä Himmelfahrt 1982 geweihte Hauptorgel hat folgende Disposition, entworfen von Josef Zimmermann und Ernst Oberlinger (III/36, 2654 Pfeifen):[7][8]
Spielhilfen: ursprüngl. 10 Setzerkombinationen, seit 1996 650 Setzerkombinationen
Traktur: mechanische Spiel- und Registertraktur, vollmechanisch (aufgehängte Traktur an einarmigen Tastenhebeln für HW und SW; ausgewogene Traktur an doppelarmigen Tastenhebeln für das Rückpositiv)
Die 1981 eingeweihte Chororgel hat folgende Disposition (ursprüngl. II/8, 444 Pfeifen, jetzt II/7):[9]
Es stellte sich heraus, dass beide Oberlinger-Orgeln, die Hauptorgel und die Chororgel, den klimatischen Gegebenheiten in Jerusalem nicht genügten. Der Wechsel kalt-feuchter Winter und heißer Sommer sowie die Ostwinde, die feinsten Wüstensand mit sich führten, bewirkten, dass die Instrumente immer öfter gestimmt werden mussten und dass die Trakturen litten. Ganze Register waren zuletzt unspielbar.[10] Eine teure Generalüberholung und Reinigung Anfang der 2010er Jahre brachte nur kurzfristig Abhilfe. Sachverständige rieten ab, einen neuen Versuch zu machen. Daraufhin beschloss der Konvent, die beiden Orgeln abzubauen. Das Abschiedskonzert erklang am 30. Juni 2021.[11] Die Hauptorgel wird in einer aufgelassenen Kirche in Russland aufgebaut werden.
Die Hauptorgel war eine der größten in Israel. Die Israelische Orgelvereinigung nutzte sie häufig für die Konzerte ihres Internationalen Orgel-Festivals.
Bildergalerie
Vom Ölberg aus gesehen
Vom Eingang des Abendmahlsaals aus gesehen
Apsis der Kirche
Marienfigur in der Krypta der Kirche
Einzelnachweise
↑Leo Rudloff (Hrsg.): Die Basilica der Abtei Mariae Heimgang (Dormitio) Berg Sion. Abtei Dormitio, Jerusalem 1965, S. 4.
↑Wilhelm II.: Ereignisse und Gestalten 1878–1918. Verlag K.F. Koehler, Leipzig/Berlin 1922, S. 181.
↑Ernst Schmitz: Das kathol. Deutschtum in Palästina. Caritasverband für das katholische Deutschland, Freiburg im Breisgau 1913, S. 22.
↑Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S.588, insbesondere S. 285–297, 517.
↑Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S.556, insbesondere S. 40, 255–258, 481, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
↑I. Jacobs, W. Oberlinger, P. M. Scholl: Die neue Oberlinger-Orgel in der Basilika der Dormition-Abbey auf dem Berge Sion in Jerusalem. Windesheim: organophon Verlag 1982, hier bes. S. 6f. (Kurzbeschreibung der Orgeln), S. 40f. (Dispositionen).
Theodor Zahn: Die Dormitio Sanctae Virginis und das Haus des Johannes Markus. Deichert, Leipzig 1899.
Anneliese Goergen, Anton Goergen: „Basilika“ der Benediktinerabtei Dormitio Berg Zion / Jerusalem. Schnell & Steiner, München 1990.
Oliver Kohler: Zwischen christlicher Zionssehnsucht und kaiserlicher Politik. Die Entstehung von Kirche und Kloster „Dormitio Beatae Mariae Virginis“ in Jerusalem. EOS, St. Ottilien 2005.
Max Küchler: Jerusalem – ein Handbuch und Studienführer zur Heiligen Stadt. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007.