Zur Etymologie des Toponyms Drama existieren unterschiedliche Auffassungen. Vielfach wurde Drama mit der bei Thukydides erwähnten Stadt Drabēskos (altgriechischΔράβησκος) identifiziert, das von dorischdraō (δράω) ‚sehen‘ hergeleitet wurde und etwa ‚Ort mit Ausblick‘ bedeuten würde. Eine weitere Theorie leitet den Namen von dy-rema her, zu dyō (δύω) ‚zwei‘ und rheō (ῥέω) ‚fließen‘, was eine durch einen Fluss in zwei Hälften geteilte Stadt bezeichnen könnte. Meist wird eine Herkunft aus altgriechischὕδωρhydōr bzw. ὑδρ-hydr- ‚Wasser‘ vermutet, was allgemein auf eine wasserreiche Gegend hinweisen würde.[2]
Geschichte
Antike und Mittelalter
Schon in prähistorischer Zeit scheint es in Drama eine bewohnte Siedlung der Arkadier gegeben zu haben. In der frühen oder späten klassischenhellenistischen Periode (spätes viertes oder frühes drittes Jahrhundert v. Chr.) wurden an der Stelle des heutigen Drama Siedlungen errichtet, deren Einwohner die Weinreben kultiviert und den Gott Dionysos in einem eigenen Schrein verehrten. Die Siedlungen bestanden auch während der römischen und byzantinischen Zeit fort. So wurde im Dorf Grammeni die Grabstele des Tiberius Claudius Maximus gefunden, die im Archäologischen Museum der Stadt (siehe weiter unten) zu besichtigen ist.
Osmanisches Reich
Nach der Schlacht an der Mariza im Jahr 1371 stand Drama unter osmanischer Herrschaft. Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat, das spiegelte auch die Zusammensetzung der Stadtbevölkerung wider. Im Jahr 1530 gab es 143 christliche und 96 muslimische Haushalte. Im Jahr 1900 hatte die Stadt nach Vasil Kanchov etwa 9040 Einwohner, davon waren 6300 Türken, 1500 Griechen, 350 Bulgaren, 300 Aromunen, 240 Zigeuner, 150 Juden, 50 Tscherkessen und 150 andere.[3] 1905 bestand laut Dimitar Mishev, dem damaligen Sekretär des Bulgarischen Exarchats die christliche Bevölkerung von Drama aus 320 Bulgaren, 80 unierten Bulgaren, 32 protestantischen Bulgaren, 700 Griechen und 1500 Walachen. In der Stadt gab es zu dieser Zeit eine Grundschule und zwei griechische Hauptschulen mit sechs Lehrern und 250 Schülern.[4]
Im Zuge des Ersten Balkankrieges verübten reguläre und irreguläre Armeen verschiedener Kriegsparteien Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Ein Memorandum des britischen Konsuls Harry Lamb an seinen Vorgesetzten in Thessaloniki vom 3. Dezember 1912 beispielsweise berichtet davon, wie bulgarische Militärkräfte bei ihrer Eroberung der Region von Drama vorgingen. So hätten die (bulgarischen) Militärbehörden die Genehmigung zur allgemeinen Plünderung der muslimischen Stadtbevölkerung erteilt. Die christliche Ortsbevölkerung stellte eine Art Miliz auf und wurde (von den Behörden) mit der Entwaffnung ihrer muslimischen Mitbürger beauftragt. Ein britischer Zeuge informierte Lamb eine Woche später über die brutalen Vorgänge, die seiner Meinung nach «fast genauso schrecklich» waren wie das Massaker von Adana von 1908. Alle Muslime, bei denen Waffen zuhause gefunden worden waren, mussten sich auf Anweisung der Behörden zum Gemeindehaus begeben, wo sie angeblich verhört werden sollten. Doch die Mehrheit dieser Muslime töteten die bulgarischen Kräfte und die bulgarische Stadtbevölkerung bereits auf dem Weg dorthin. Laut dem Zeugen sollen tatsächlich auch diejenigen bulgarischen Stadtbürger an diesen Massenmorden teilgenommen haben, die während der vormaligen türkischen Besatzung der Stadt bei ihren muslimischen Mitbürger Schutz gefunden hatten. Man nahm an, dass nicht einmal die Hälfte der etwa 1.500 Muslime von Drama die Nachbarstadt Kavala erreichte, wohin sie zu flüchten beabsichtigte. In den darauffolgenden acht oder zehn Tagen war die Straße zwischen den beiden Städten mit nicht bestattenen Leichen übersät, insbesondere bei Doxato. Auch Frauen und Mädchen habe man demnach zerstückelt vorgefunden.[6]
Im nachfolgenden Zweiten Balkankrieg fiel Thrakien dann an Griechenland. Nach griechischen Statistiken lebten im Jahr 1913 in Drama 12.903 Menschen.[7]
Deportation der Juden
Nach dem Balkanfeldzug (1941) war Drama und ganz Griechenland von den Achsenmächten besetzt. Die regionale Besatzungsmacht war das Königreich Bulgarien.
Am 4. März 1943 begann in ganz Thrakien und auch in Drama die Deportation von Juden. Die bulgarischen Soldaten verschleppten insgesamt etwa 4000 Juden aus Thrakien, 589 aus der Stadt Drama nach Bulgarien und pferchten sie dort in leerstehende Tabak-Lagerhäuser ein. Anschließend wurden sie mit der Reichsbahn in das Vernichtungslager Treblinka gebracht. Keiner überlebte den Genozid.[8]
Geschichte der Verwaltungsgliederung
Nach den Balkankriegen erfolgte der Anschluss Ägäis-Makedoniens an Griechenland. Die Stadt Drama bildete ab 1918 eine Gemeinde in der damaligen Präfektur Drama (Νομός ΔράμαςNomós Drámas). In den ersten Jahren nach der Gemeindegründung wurden mehrfache Umgliederungen vorgenommen, Orte angeschlossen oder ausgegliedert und umbenannt. Das Gemeindegebiet änderte sich wiederholt, entsprach von 1940 an grob dem heutigen Stadtbezirk. Die drei Vororte Arkadikos, Nea Amisos und Proastio wurden 1961 endgültig der Stadt eingegliedert.[9] Mit der Gebietsreform 1997 erfolgte der Zusammenschluss mit elf Landgemeinden und dem Dorf Nikotsaras der damaligen Landgemeinde Argyroupoli zur neuen Gemeinde Drama, mit der Stadt Drama als deren Verwaltungssitz.[10] Durch die Verwaltungsreform 2010 wurden diese Gemeinden mit der Landgemeinde Sidironero zur neuen Gemeinde Drama fusioniert.
Im Jahr 1978 fand das Kurzfilm-Festival Drama Short Film Festival erstmals statt, seit Mitte der 1980er Jahre wird die Veranstaltung jährlich wiederholt.[12]
Archäologisches Museum
Die byzantinische Kirche Agia Sofia
Die Tropfsteinhöhlen des Flusses Angitis (Maras)
Parkanlage (Piges Agias Varvaras) im Zentrum mit Gastronomie und Wasserspielen
In der Vergangenheit hing die wirtschaftliche Entwicklung Dramas von der Papier- und Textilindustrie ab. Diese Fabriken wurden inzwischen entweder geschlossen oder in das benachbarte Niedriglohnland Bulgarien verlagert, was sich negativ auf die lokale Wirtschaft und Beschäftigungsrate auswirkte. Insbesondere ab dem Jahr 2007, nachdem Bulgarien Mitglied der EU wurde, konnten griechische Unternehmen bequem ins preiswerte Nachbarland auswandern. Andere Quellen des Lebensunterhalts sind die Landwirtschaft (vor allem Tabak-Plantagen), Bergbau (vor allem Marmor) und Forstwirtschaft. In letzter Zeit wurden Versuche unternommen, die Entwicklung von Ökotourismus zu fördern.
In der Nähe von Drama gibt es ein Skigebiet am Berg Falakro.
↑Robert Elsie, Bejtullah Destani (Hrsg.): Luftërat e Ballkanit. raporte Konsullore Britanike nga Maqedonia në vitet e fundit të Perandorisë Osmane. Artini, Prishtina 2018, ISBN 978-9951-690-74-4, S.31.
↑Robert Elsie, Bejtullah Destani (Hrsg.): Luftërat e Ballkanit. raporte Konsullore Britanike nga Maqedonia në vitet e fundit të Perandorisë Osmane. Artini, Prishtina 2018, ISBN 978-9951-690-74-4, S.31–32.
↑יהודי בולגריה – כפשע בינם לבין המוות. (PDF; 153 kB) Yad Vashem Memorial, abgerufen am 18. April 2017 (hebräisch, „Bulgaria’s Jews – avoiding the death“). Michael Bar-Zohar: The trains went out empty. Hed-Artzi, Or-Yhuda, Israel, 1999 (hebräisch).
↑Κεντρική Ένωση Δήµων και Κοινοτήτων Ελλάδας (ΚΕΔΚΕ), Ελληνική Εταιρία Τοπικής Ανάπτυξης και Αυτοδιοίκησης (ΕΕΤΑΑ) (Hrsg.): Λεξικό Διοικητικών Μεταβολών των Δήµων και Κοινοτήτων (1912–2001). Band 1 (Τόμος Α, α–κ), Athen 2002, ISBN 960-7509-47-1, S. 305. (griechisch)
↑Kapodistrias-Plan, Gesetz 2539/1997, «Συγκρότηση της Πρωτοβάθμιας Τοπικής Αυτοδιοίκησης.» ΦΕΚ 244Α/4.12.1997, Άρθρο 1. Σύσταση δήμων και κοινοτήτων. S. 8797. PDF Online (griechisch)