Gebhardt war der Sohn von Ferdinand Theodor von Gebhardt (1803–1869), Propst und Konsistorialrat in Reval, und der Wilhelmine (1808–1880), genannt Minna, eine geborene von Glehn. Nach dem Gymnasium besuchte er seit seinem 16. Lebensjahr drei Jahre lang die Akademie von St. Petersburg und brachte dann zwei Jahre teils auf Reisen, teils in Karlsruhe zu, wo er die Kunstschule besuchte. 1860 kam er nach Düsseldorf, wo er Schüler Wilhelm Sohns wurde und bei demselben solche Förderung fand, dass er in Düsseldorf zu bleiben beschloss und in Freundschaft unmittelbarer Nachbar von Sohn auf der Rosenstraße wurde. Einige Häuser weiter hatten die Maler Ernest Preyer, Otto Rethel, Ernst Bosch und Heinrich Mücke Wohnungen und Ateliers.[1] 1905 wurde er als assoziiertes Mitglied in die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique (Classe des Beaux-Arts) aufgenommen; 1919 wurde seine Mitgliedschaft gelöscht.[2]
Gebhardt wurde 1873 Professor an der Düsseldorfer Akademie und bildete als solcher zahlreiche Schüler heran. Anlässlich seines 70. Geburtstages veranstaltete die Galerie Eduard Schulte in Berlin eine große Gebhardt-Ausstellung.[3]
Auf der Großen Berliner Kunstausstellung erhielt Gebhardt 1918 eine Goldmedaille, 1925 wurde er durch eine Gedächtnisausstellung gewürdigt. Die Stadt Düsseldorf verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde. Auf dem Millionenhügel (Feld 62) des Nordfriedhofs Düsseldorf liegt das Grab der Gebhardts.
Seine Neigung war, schon durch seine Erziehung, von Anfang an auf religiöse Themen gerichtet, doch wollte er der religiösen Malerei, im Zusammenhang mit der realistischen Kunstanschauung seiner Zeit, einen nationalen Inhalt geben. Er behandelte die biblischen Szenen vom Standpunkt der niederländischen und deutschen Meister des 15. und 16. Jahrhunderts, indem er den Figuren nicht nur die Tracht und die äußere Erscheinung der Menschen jener Epoche gab, sondern sie auch nach den künstlerischen Mustern der Zeit charakterisierte.
Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1907 bewertete sein Werk entsprechend: „Was er dadurch an Tiefe, Schlichtheit und Wahrheit der Empfindung gewann, gab er an Schönheit und Idealität der Darstellung auf, weshalb seine Schöpfungen ebenso heftige Gegner wie eifrige Bewunderer gefunden haben. Doch haben sich in neuerer Zeit diese Gegensätze durch den Umschwung der Kunstanschauung zum Realismus ausgeglichen, und der Ernst Gebhardtscher Darstellung findet allgemeine Anerkennung.“[7]
Er gehörte zur Auswahl zeitgenössischer Künstler, die das „Komité zur Beschaffung und Bewertung von Stollwerckbildern“ dem Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck zur Beauftragung für Entwürfe vorschlug.[8] Zur Jahrhundertwende 1900 entwarf Eduard Gebhardt das Lukas-Schutzzeichen für alle Produkte der Lukas Künstlerfarben der Künstlerfarben- und Maltuchfabrik Dr. Fr. Schoenfeld & Co. in Düsseldorf.[9]
Werke
Seine Werke teilen sich in religiöse Gemälde und in Darstellungen aus der Reformationszeit. Wichtige Bilder der ersten Gruppe sind:
Jesus und die Jünger auf dem stürmischen Meer (1853, Museum Kunstpalast, Düsseldorf)
Das letzte Abendmahl (1870, Berliner Nationalgalerie; Hauptwerk, in welchem die realistischen Neigung des Malers mit der Würde des religiösen Motivs als glücklich vereinigt gilt),
Himmelfahrt Christi (1881, Berliner Nationalgalerie, Hauptwerk),
Beweinung des Leichnams Christi (1884),
Der zwölfjahrige Christus im Tempel (1895, Museum Kunstpalast),
Die Auferweckung des Lazarus (1896, Museum Kunstpalast),
Jesus und die Jünger auf dem stürmischen Meer, 1902, verschollen.
Von seinen Bildern über Themen aus der Reformationszeit sind zu nennen: Religionsgespräch, Der Reformator bei der Arbeit, Deutsche Hausfrau, Die Klosterschüler (1882).
Weitere wesentliche Werke sind etwa die Ausmalung des Laienrefektoriums des Klosters Loccum bei Wunstorf von 1884 bis 1891, etwa die Wandbilder Heilung der Gichtbrüchigen und Hochzeit zu Kana sowie die nur in Fragmenten erhaltene[10] Ausmalung der Düsseldorfer Friedenskirche von 1899 bis 1907. Kronprinz Friedrich Wilhelm, Protektor der Deutschnationalen Kunstausstellung im Kunstpalast,[11] war zur Einweihung der Wandgemälde in der Kirche am 11. Mai 1907 anwesend.[12] 1910 erhielt Gebhardt den Auftrag zu dem Wandbild in der Kapelle des Nordfriedhofs Düsseldorf. Wandgemälde in der 1912/13 im Inneren umgestalteten Petrikirche (Mülheim) sind nicht erhalten.[13]
Familie
Im Sommer 1872 gab Gebhardt der jungen Düsseldorferin Klara Jungnick (* 31. März 1851; † 6. November 1897) das Eheversprechen[14] und heiratete sie am 24. September 1872. Die Kinder aus dieser Ehe waren:[15]
Wilhelmine Bertha Emma, genannt Minna von Gebhardt (* 4. September 1873; † 1939)[16]
Wilhelm Gregor Ferdinand Eduard von Gebhardt (* 23. Januar 1876; † 8. Oktober 1909 in Breslau), Königlich Preußischer Regierungs-Assessor. Ein Sohn war der Kaufmann und Politiker Anno von Gebhardt.
Elisabeth Paula Lina, genannt Betti von Gebhardt (* 18. Oktober 1877; † 8. Mai 1911 in Bonn). Sie heiratete den Oberregierungsrat Max von Walther (1858–1921). Der Sohn war der Diplomat Gebhardt von Walther.
Bettina Baumgärtel: Eduard von Gebhardt und die religiöse Malerei der Düsseldorfer Malerschule. In: Johannes Myssok (Hrsg.): Die Kunstakademie Düsseldorf 1773–2023. Kunstgeschichte einer Institution. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-422-80165-3, S. 121–138.
Dietrich Bieber, Ekkehard Mai: Gebhardt und Janssen – Religiöse und Monumentalmalerei im späten 19. Jahrhundert. In: Wend von Kalnein: Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 165 ff.
Die Archaisten – Eduard von Gebhardt. In: David Koch: Eduard von Gebhardt. Verlag für Volkskunst Rich. Keutel, Stuttgart 1910.
Gernot Blum: Aufbruch in die Moderne – Das Exlibris um 1900. Wiesbaden 1990, ISBN 978-3-922835-19-6.
Erik Thomson, Günter Krüger: Eduard von Gebhardt – Leben und Werk. Lüneburg 1991.
J. H. Schmidt: Eduard von Gebhardt zum Gedächtnis ab S. 75 und R. Graubner: Eduard von Gebhardts Wandmalerei in Kullaaru in Estland ab S. 79 und Eduard von Gebhardts Briefe an die Familie von Petzold. dspace.ut.ee (PDF). In: Beiträge zur Kunde Estlands, herausgegeben von der Estländischen Literarischen Gesellschaft, 1938, 21. Band, Tallin.
↑Ernst Haiger: „Eine Stätte schöner und hehrer Kunst“. Die Umgestaltung der Petrikirche 1912/13. In: Baukunst in Mülheim an der Ruhr. (= Zeitschrift des Geschichtsvereins Mülheim an der Ruhr, 91/2016), S. 115–189.
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