Emmanuel Frémiet wurde als Kind einer mittelständischen Familie in Paris geboren. Seine Familie war eng mit der Kunst verbunden; seine Mutter war Künstlerin und seine Cousine Sophie Malerin. Sophie, die mit dem berühmten Bildhauer François Rude verheiratet war, unterstützte ihn besonders. Im Alter von fünf Jahren kam er an eine Privatschule, an der sein künstlerisches Talent gefördert wurde. Bereits mit 13 Jahren wurde von der renommierten École nationale supérieure des arts décoratifs de Paris angenommen. Beim Maler Jacques Christophe Werner trat er mit 16 Jahren eine Lehre an. Wegen seiner vielversprechenden Fähigkeiten wurde er mit der Arbeit eines Lithografen in seinem Atelier betraut. Frémiet fertigte nun die Vorzeichnungen für Werners Gemälde an. Er verbrachte viel Zeit im Botanischen Garten und den zoologischen Gärten in Paris, um Tierstudien anzufertigen. Darüber hinaus zeichnete er, wie viele seiner Zeitgenossen, in Leichenhäusern und sezierte tote Tiere, um die Muskel- und Knochenstruktur genau nachzuvollziehen. Diese Studien waren die Grundlage für seine späteren sehr detailreichen Skulpturen.
Professionelles Schaffen
Bereits 1843 stellte er seine erste Skulptur, eine Gazelle, auf dem Salon de Paris aus, wo er während seiner ganzen Schaffenszeit eigene Ausstellungen abhielt. In der Folgezeit spezialisierte er sich auf kleine bronzene Tierskulpturen, deren Material er in seiner eigenen Gießerei anfertigte und die zahlreiche Auszeichnungen und Preise gewannen. Diese Werke verkaufte er in seinen Werkstätten und Gießereien, 42 Boulevard du Temple, später Rue du Faubourg Saint-Honoré.
Seinen ersten öffentlichen Auftrag erhielt er 1849, seitdem fertigte er so viele Werke für den Staat und insbesondere für die Stadt Paris an wie kein anderer Bildhauer.
Von 1855 bis 1859 schuf er eine Reihe von Reiterstandbildern für den französischen Kaiser Napoleon III. Auch in dieser Thematik bewies er sein Können, das er später auch für andere Auftraggeber unter Beweis stellte. Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 wurde Frémiet beim Anblick von so viel Gewalt in seiner Schaffenskraft entmutigt. Während der Belagerung von Paris floh er aus der Stadt. Als er zurückkehrte, fand er sein Haus geplündert vor. Diese Zeit war ein Tiefpunkt in seinem Leben und er wollte seinen Beruf aufgeben. Glücklicherweise scheint diese Einstellung mit der Zeit neuem Enthusiasmus gewichen zu sein, denn in den nächsten Jahren brachte er noch seine bedeutendsten Skulpturen hervor.
1875 wurde er als Professor für Zeichnung des Jardin des Plantes vorgeschlagen. Frémiet war Direktor der Skulpturenabteilung des Louvre und auch ein gefragter Ausbilder seines Fachgebiets, weshalb das Unterrichten von 20 Schülern keine Seltenheit war. Er übte großen Einfluss auf seine amerikanischen Schüler aus, deren berühmtester Augustus Saint-Gaudens war.
Frémiet, der einer der bedeutendsten französischen Tierbildhauer war und dieser Stilrichtung zu ihrer Beliebtheit verhalf, starb 1910 im Alter von 86 Jahren in seiner Heimatstadt. Er wurde auf dem vom Adel bevorzugten Friedhof Passy beigesetzt.
Seine Werke wurden an die Pariser Gießerei Barbedienne verkauft, mit ihrem Siegel versehen und bis zum Ersten Weltkrieg behalten. Heute sind seine Werke bei Sammlern sehr begehrt und zeichnen sich durch ihre sanften, eleganten Züge aus. In Paris sind seine Standbilder zahlreich anzutreffen.
Skulpturen kämpfender Tiere und eine Nachbildung des Pariser Erdteile-Brunnens (Schlosspark Neudeck in Oberschlesien)
Standbild Diego Velazquez (Jardin de l'Infante beim Louvre, Paris)
Angeketteter junger Elefant in Naturgröße (Platz vor dem Musée d’Orsay, Paris), Bronze (2,22 m × 3,60 m × 3,12 m), 1877–1878.
Statue des mit dem Drachen kämpfenden Erzengels Michael (auf der Kirchturmspitze von Mont-Saint-Michel), vergoldete Bronze, errichtet 1897. Eine 260 cm hohe Nachbildung befindet sich im Pariser Muséee d’Orsay.
Jacques de Biez: Un maître imagier. E. Frémiet. Aux bureaux de l'Artiste, Paris 1896
Jacques de Biez: E. Frémiet. Jouve, Paris 1910
Phillippe Fauré-Frémiet: Frémiet. Plon, Paris 1934
Catherine Chevillot: Emmanuel Frémiet. La main et le multiple. Katalog des Musée des Beaux-Arts de Dijon, Dijon 1988, ISBN 2-900462-28-2
Pierre Kjellberg: Les bronzes du XIXe sièle. Dictionnaire des sculpteurs. L'Amateur, Paris 1987, ISBN 2-85917-066-9 (englische Ausgabe: Bronzes of the 19th Century. Dictionary of sculptors. Schiffer, Atglen (Pennsylvania) 1994, ISBN 0-88740-629-7)
↑Sidney C. Hutchison: The History of the Royal Academy of Arts 1768–1968. Chapman & Hall, London, 1968, S. 240.
↑Académicien décédé: Emmanuel Frémiet. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 15. September 2023 (französisch).