Chausson entstammte einer wohlhabenden Familie und genoss eine exzellente, sehr vielseitige Ausbildung. Schon früh wurden in ihm Interessen für Malerei, Literatur und Musik geweckt. In allen drei Bereichen war Chausson auch schöpferisch tätig. Er kam jedoch zunächst dem Wunsch seiner Eltern nach, Rechtswissenschaften zu studieren. 1877 schloss er dieses Studium mit seiner Promotion ab und wurde für einige Zeit Rechtsanwalt.
Bald jedoch setzte sich sein Interesse für Musik durch. Daher begann er um 1879 zunächst Privatunterricht, dann Stunden in der Kompositionsklasse am Pariser Konservatorium bei Jules Massenet zu nehmen. 1881 verließ er das Konservatorium ohne Abschluss, weil er über die Entscheidungen der Jury des Prix de Rome, des renommiertesten Kompositionspreises des Pariser Konservatoriums, höchst verärgert war. Bis 1883 nahm er noch Unterricht bei César Franck. Danach wirkte Chausson als freischaffender Komponist, trat jedoch auch zeitweilig als Pianist auf.
Sein Pariser Salon war einer der wichtigen Treffpunkte der künstlerischen Elite der französischen Hauptstadt – bekannte Musiker wie Paul Dukas und Claude Debussy, Schriftsteller und Maler wie Eugène Carrière kamen hier zusammen. Ab 1886 war er Sekretär der Société Nationale de Musique. Chausson reiste mehrmals nach Deutschland, unter anderem zu den Bayreuther Festspielen, um musikalische Eindrücke zu sammeln.
Chausson entwickelte bereits recht früh einen eigenständigen Kompositionsstil. Im Wesentlichen lassen sich Einflüsse zweier Komponisten ausmachen: der seines Lehrers César Franck sowie der Richard Wagners. Während Franck vor allem die formale Gestaltung und Verarbeitung des kompositorischen Materials sowie den Hang zu großer kompositionstechnischer Perfektion an seinen Schüler weitergab, orientierte sich Chausson gerade in der Harmonik deutlich an Wagner. Seine Musik hat eine eher melancholische Grundstimmung und eine Vorliebe für weit ausgesponnene Melodiebögen. In fast allen größeren Werken benutzt Chausson zyklische Prinzipien, um die Einheit des Werkes zu unterstreichen. Hierbei greift er sowohl auf die Verwendung eines zyklischen Themas zurück als auch auf die Technik, im Finale aus den vorangegangenen Sätzen zu zitieren. Oft ist darauf hingewiesen worden, dass manche seiner Werke bereits auf die Musik des Impressionismus verweisen. Heute ist das „Poème“ für Violine und Orchester wohl seine bekannteste Komposition. Ohne Zweifel gehört Chausson zu den bedeutendsten französischen Komponisten.