Ein Fünfeck, auch Pentagon (von altgriechischπεντάγωνοςpentágōnos, deutsch ‚fünfeckig‘),[1] ist eine geometrische Figur. Es gehört zur Gruppe der Vielecke (Polygone) und ist durch fünf Punkte definiert. Sind alle fünf Seiten gleich lang, spricht man von einem gleichseitigen Fünfeck. Sind darüber hinaus alle Winkel an den fünf Ecken gleich groß, dann wird das Fünfeck regulär oder regelmäßig genannt.
regelmäßiges Fünfeck: Alle Seiten sind gleich lang und alle Innenwinkel gleich groß. Regelmäßige Fünfecke können konvex oder überschlagen sein.
regelmäßiges überschlagenes Fünfeck: Es ergibt sich, wenn beim Verbinden der fünf Eckpunkte jedes Mal einer oder zwei übersprungen werden und die somit erzeugten Sehnen gleich lang sind. Notiert werden solche regelmäßigen Sterne mit Schläfli-Symbolen, wobei die Anzahl der Eckpunkte angibt und jeder -te Punkt verbunden wird.
Es gibt nur einen regelmäßigen Fünfstrahlstern, das Pentagramm. Da es mit einem geschlossenen Polygonzug gezeichnet werden kann, ist es auch ein sogenanntes Sternpolygon mit dem Schläfli-Symbol .
Regelmäßiger Fünfstrahlstern Pentagramm
Sternpolygon
Allgemeines Fünfeck
Winkel
Die Summe der Innenwinkel eines regelmäßigen Fünfecks beträgt 540°, also 3 mal 180°, und ergibt sich aus einer allgemeinen Formel für Polygone, in der für die Variable die Anzahl der Eckpunkte des Polygons eingesetzt werden muss (in diesem Fall ):
Fläche
Ein ebenes Fünfeck besitzt einen eindeutig bestimmbaren Flächeninhalt, welcher sich stets durch Zerlegen in Dreiecke berechnen lässt.
Der Zentriwinkel oder Mittelpunktswinkel wird von zwei benachbarten Umkreisradien eingeschlossen. In der allgemeinen Formel ist für die Variable die Zahl einzusetzen.
oder auch
Seitenlänge und Umkreisradius
Das Fünfeck wird in 5 kongruente Dreiecke zerlegt. Nimmt man die Hälfte eines solchen Dreiecks, also ein rechtwinkliges Dreieck mit den Seiten , Umkreisradius , Inkreisradius sowie den halben Zentriwinkel , so gilt
Auch der Inkreisradius lässt sich mithilfe eines halbierten Bestimmungsdreiecks, sprich mit dem rechtwinkligen Dreieck , ermitteln. Es ergibt sich
,
daraus folgt
.
Wegen
und der Quadratwurzel des Sinuswertes
,
eingesetzt in
,
gilt auch
.
Länge der Diagonalen
Im nebenstehenden Bild ist eine von vier möglichen Diagonalen eingezeichnet. Die Diagonale lässt sich aus dem Hilfsdreieck bestimmen. Es ergibt sich
,
daraus folgt
.
Verwendet man die Quadratwurzel des Sinus-Wertes
so gilt auch
.
Flächeninhalt
Der Flächeninhalt A eines regelmäßigen Fünfecks der Seitenlänge ist das Fünffache des Flächeninhalts eines von seinem Mittelpunkt und zwei seiner Eckpunkte aufgespannten Dreiecks .
Verwendet man für den Tangens-Wert dessen Quadratwurzel (analog Inkreisradius)
Regelmäßiges Fünfeck und Pentagramm bilden eine Grundfigur, in der das Verhältnis des Goldenen Schnittes wiederholt auftritt. Die Seite des Fünfecks befindet sich im goldenen Verhältnis zu seinen Diagonalen. Die Diagonalen untereinander teilen sich wiederum im goldenen Verhältnis, d. h. AD verhält sich zu BD wie BD zu CD.[2]
Zeichne zwei zueinander senkrechte Durchmesser (rot) ein.
Halbiere einen Radius (magenta, Punkt D).
Zeichne einen Kreis (grün) mit dem Radius |DE| um Punkt D. Er schneidet die Gerade AM im Punkt F. Die Strecke EF ist die Länge der Seite.
Zum Abtragen auf dem Umkreis einen weiteren Kreisbogen (orange) mit Radius |EF| um E zeichnen. Er schneidet den ersten Kreis (blau) in G. Vorgang entsprechend wiederholen.
Die im Folgenden beschriebene Konstruktion (Bild) vom regelmäßigen Fünfeck stammt von Euklid (3. Jh. v. Chr.). Sie benötigt vergleichsweise etwas mehr Aufwand, denn Euklids Ansatz dazu war das Goldene Dreieck erster Art.[3]
Zur leichteren Nachvollziehbarkeit wurden in der Darstellung die gleichen Bezeichnungen der Punkte, wie die in den Bildern der Stoicheia (Euklids Elemente) verwendet.
Zeichne einen Kreis (den späteren Umkreis) mit beliebigem Radius um den Mittelpunkt F.
Zeichne eine Strecke AB, welche die Länge der vorgegebenen Seite des Fünfecks hat.
Verlängere die Strecke ab dem Punkt A um ca. drei Viertel der Strecke AB.
Zeichne einen Kreisbogen um den Punkt B mit dem Radius |AB|.
Zeichne einen Kreisbogen um den Punkt A mit dem Radius |AB|, es ergibt sich der Schnittpunkt F.
Fälle ein Lot von Punkt F auf die Strecke AB mit Fußpunkt G.
Zeichne eine Parallele zur Strecke FG ab dem Punkt A bis über den Kreisbogen um Punkt A, es ergibt sich der Schnittpunkt H.
Zeichne einen Kreisbogen um den Punkt G mit dem Radius |GH| bis zur Verlängerung der Strecke AB, es ergibt sich der Schnittpunkt J.
Zeichne einen Kreisbogen um den Punkt B mit dem Radius |BJ| bis über die Senkrechte, die durch den Punkt F geht, es ergeben sich die Schnittpunkte D auf der Senkrechten und E mit dem Kreisbogen um Punkt A.
Zeichne einen Kreisbogen um den Punkt D mit dem Radius |BA|, bis er den Kreisbogen um Punkt B schneidet, es ergibt sich der Schnittpunkt C.
Verbinde die Punkte B-C-D-E-A, somit ergibt sich das regelmäßige Fünfeck.
Für den Vergleich der Konstruktionsvarianten sind die Punktebezeichnungen mit Indizes ergänzt: u für die Konstruktion mit gegebenem Umkreis, s für die Konstruktion mit gegebener Seitenlänge.
Seite des Fünfecks:
Radius für den Goldenen Schnitt:
Streckenverhältnisse des Goldenen Schnitts:
Papierfaltung
Durch Zusammenziehen eines aus einem Papierstreifen geschlungenen Überhandknotens nimmt dieser die Form eines regulären Fünfecks an.
Bild 4 Falten der ersten Faltlinie
Bild 5 Falten der zweiten Faltlinie
Bild 6 Falten der dritten und letzten Faltlinie , Streifenende zwischen dem Streifenende und dem Trapez durchgezogen
Der halbe Innenwinkel eines regelmäßigen Fünfecks beträgt . Subtrahiert man von diesem den halben Innenwinkel des gleichseitigen Dreiecks (Bild 2), ergibt sich der Winkel zwischen dem Schenkel des Dreiecks und der Seite des Fünfecks.
Die Winkel , und haben den gemeinsamen Teiler . Dies bedeutet, der halbe Innenwinkel des Fünfecks setzt sich aus gleichen Teilen zu je zusammen. Daraus folgt: Auf den halben Innenwinkel des Dreiecks entfallen bzw. auf den Winkel zwischen dem Schenkel des Dreiecks und der Seite des Fünfecks entfallen solcher Teile.
Vorgehensweise
Ausgehend vom gleichseitigen Dreieck (Bild 2), zeichnet man zuerst dessen Höhe ein und schlägt anschließend einen Kreisbogen um den Punkt mit einem Radius etwas kleiner, als die halbe Höhe ; die Schnittpunkte sind , (Teilungspunkt ) und .
Es folgt (Bild 1) die – von Jacques Ozanam nicht dargestellte – Konstruktion des Teilungspunktes für den Winkel . Nach dem Verlängern der Strecke über hinaus, dem Ziehen einer Geraden durch , parallel zu , wird der Kreisbogen zu einem Kreis um ergänzt; Schnittpunkte sind und . Anschließend halbiert man den Radius in und zieht einen Kreis um mit Radius ; Schnittpunkte ist . Der Kreis um mit Radius liefert den Teilungspunkt sowie den gesuchten Winkel mithilfe des Zentriwinkels bzw. der Seitenlänge eines regelmäßigen Fünfecks. Die Teilungspunkte (mittels der Winkelhalbierenden ) und sind für die Lösung nicht erforderlich, sie dienen lediglich der Verdeutlichung.
Es geht weiter (Bild 2) mit dem Eintragen des Teilungspunktes mithilfe eines (nicht eingezeichneten) Kreisbogens um Punkt mit Radius und dem Ziehen des Kreisbogens um mit Radius , bis er den Kreisbogen um in schneidet; dabei ergibt sich der Winkel . Der Punkt wird mithilfe der Sehne ab markiert. Mit dem nächsten Kreisbogen um mit Radius wird der Schnittpunkt bestimmt. Das Übertragen des Winkels mithilfe der Sehne auf den Kreisbogen um ab schließt sich an; Schnittpunkt ist . Eine Halbgerade ab durch und eine zweite ab durch schneiden sich im Eckpunkt des entstehenden Fünfecks. Auf die gleiche Art und Weise – spiegelbildlich zur Höhe – ergibt sich der Eckpunkt . Mithilfe der Mittelsenkrechten der Strecke erhält man den Mittelpunkt des Umkreises für das Fünfeck. Nach dem Ziehen des Umkreises werden die Strecken und bis zum Umkreis verlängert; dabei werden die beiden letzten Eckpunkte bzw. des Fünfecks generiert. Die abschließende Verbindung des Eckpunktes mit vollendet das gesuchte Fünfeck.
↑Euklid, Übersetzer:Rudolf Haller: Stoicheia (Euklids Elemente). IV.11. In einen Kreis ein gleichseitiges und gleichwinkliges Fünfeck einbeschreiben. Markgröningen 2017 (opera-platonis.de [PDF; abgerufen am 12. Juli 2024]).