Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

Ford Falcon

Ford Falcon, 1960

Der Ford Falcon ist ein zwischen 1959 und 2016 von der Ford Motor Company hergestelltes Pkw-Modell.

Er wurde zunächst 1959 in den USA und Kanada eingeführt und zeitweise auch in Argentinien, Mexiko sowie Chile produziert. Während die nordamerikanische Version 1970 wieder eingestellt wurde, wurden in Australien noch bis 2016 Pkw mit dem Namen Falcon gebaut. Mit insgesamt 56 Jahren Bauzeit ist Falcon die am längsten genutzte Modellbezeichnung in der Geschichte von Ford.

Der Falcon in Nordamerika

Ford Falcon, 1964
Ford Falcon, 1966

In den 1950er Jahren stellten die drei großen amerikanischen Automobilkonzerne Ford, General Motors (GM) und Chrysler mit fast jedem neuen Modelljahrgang größere Wagen für den US-amerikanischen und den kanadischen Markt her, weil große Modelle einen größeren Deckungsbeitrag brachten und weil die Kunden für längere Zeit nach immer größeren Autos fragten. In der Absatzkrise des Jahres 1958 merkten die Firmen aber, dass ihre bisherige Modellpolitik nicht mehr funktionierte. Während die großen Drei alle schwere Einbußen erlitten, war AMC mit seinem Rambler American, dem einzigen Kompaktwagen amerikanischer Herstellung, sehr erfolgreich. In jener Zeit fand der VW Käfer immer mehr Käufer. Fast gleichzeitig stellten im Herbst 1959 zum Modelljahr 1960 Chrysler den Plymouth Valiant, GM den Chevrolet Corvair, Ford den Falcon- und kurz darauf den davon abgeleiteten Mercury Comet vor.

Im Nordamerika der 1960er Jahre galt der Ford Falcon als Fahrzeug der Kompaktklasse, im Ausland eher als Mittelklasse-Auto. Der Falcon hatte einen Sechszylindermotor mit einem Einfachvergaser; ab 1963 gab es auf Wunsch auch einen V8. Das Fahrzeug hatte eine selbsttragende Karosserie. Das Fahrwerk war ähnlich wie bei anderen Fords dieser Zeit: an Doppelquerlenkern mit Schraubenfedern einzeln aufgehängte Vorderräder, Kugelumlauflenkung; hinten eine Starrachse an Blattfedern.[1] Dank der vorderen Sitzbank war Platz für sechs Personen. Das Auto konnte als Kombi, Limousine oder Pritschenwagen gekauft werden.

Im Jahre 1964 stellte Ford den ersten Mustang vor. Der Mustang basierte auf dem Ford Falcon, sollte aber die jungen Fahrer ansprechen. Der Mustang nahm dem Falcon einen bedeutenden Marktanteil weg, da er für ähnliche Zwecke bestimmt war. Ab dem Modelljahr 1966 wurde die zweite Generation des Falcon gebaut. Diese war größer als der Vorgänger und orientierte sich eher an dem damaligen Mittelklassemodell von Ford, dem Fairlane, der ab 1966 ebenfalls erneuert worden war. Für Fairlane und Falcon wurde nahezu das gleiche Chassis verwendet, das des Falcon war leicht verkürzt. Der letzte nordamerikanische Falcon wurde 1970 produziert. Ab 1970 gab es für kurze Zeit eine Falcon benannte einfache Version des Fairlane/Torino.

Im unteren Preissegment, für das der Falcon ursprünglich konstruiert worden war, ersetzte ihn ab Ende 1969 der Ford Maverick, der mit dem Falcon weder technisch noch stilistisch verwandt ist. Als dieser ab 1971 auch mit vier Türen erhältlich war, wurde die Falcon-Version des Fairlane eingestellt.

1960: Frontenac in Kanada

1960 führte Ford Kanada den Frontenac ein, um den Mercury- und Meteor-Händlern einen Mittelklassewagen an die Hand zu geben. Der nur 1960 hergestellte Wagen war im Wesentlichen ein Ford Falcon aus demselben Jahr mit 2.360-cm³-Sechszylindermotor, der allerdings einen anderen Kühlergrill, andere Rückleuchten und andere Chromausstattung (inklusive Emblemen mit dem kanadischen roten Ahornblatt) hatte. Trotz guter Verkaufszahlen (5 % aller 1960 in Kanada verkauften Ford-Fahrzeuge) wurde der Frontenac 1961 eingestellt und durch den Mercury Comet ersetzt.

Der Frontenac ist ein Beispiel für die Versuche von US-Automobilherstellern, aus leicht veränderten US-Modellen eigene kanadische Marken zu kreieren. Wie die Ford-Modelle Monarch und Meteor und der Acadian von GM war auch der Frontenac nicht Fords Meteor-Baureihe zugeordnet, sondern wurde als eigenständige Marke etabliert und auch so vermarktet.

Modell Bauzeitraum Zylinder Leistung Radstand Aufbauten
Frontenac 1960 6 Reihe 85 bhp (62,5 kW) 3023 mm Limousine 2/4 Türen, Kombi 3/5 Türen

Der Falcon in Südamerika

Ein argentinischer Ford Falcon (1970)
Argentinischer Ford Falcon (1982–1991)

In Argentinien wurde der Falcon von 1961 bis 1991 produziert. Anders als in Nordamerika und Australien gab es in dieser langen Zeit keinen Modellwechsel; bis zuletzt basierte der argentinische Falcon auf dem Urmodell von 1959. Von Zeit zu Zeit gab es ein Facelift, so bekam er 1973 rechteckige Scheinwerfer, die nicht so richtig zu dem ursprünglichen Design passten. Die Motoren waren ausschließlich Sechszylinder und hatten seit 1970 einen Hubraum von 3000 und 3600 cm³, Varianten, die es so in Nordamerika nicht gegeben hatte.

Über Jahrzehnte hatte der argentinische Falcon zwar einen konstanten Absatz, die Stückzahlen jedoch waren zu niedrig, um die Kosten eines Modellwechsels zu rechtfertigen.

Grüne Falcons bekamen in Argentinien einen schlechten Ruf wegen ihrer Verwendung durch staatliche Entführungskommandos während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983.[2]

Der Falcon in Australien

Ford Falcon GL, 1982
Ford Falcon Kombi EA, 1990
Ford Falcon EA Sedan, 1990
Ford Falcon AU, 2001
Ford Falcon FG, 2009

Zunächst wurde in Australien ein nur geringfügig modifizierter nordamerikanischer Falcon verkauft. Mit ihm wollte Ford Holden entgegentreten.

In den 1950er Jahren waren Fords australische Verkäufe aufgrund der Popularität des Holden, der keinen effektiven Konkurrenten hatte, rückläufig. Ford baute den britischen Zephyr und seine Consul- und Zodiac-Derivate zusammen. Obwohl diese Autos mäßig erfolgreich waren und einen guten Ruf hatten, konnte Ford Holdens Preis nicht mithalten, so dass die Verkäufe darunter litten. Einer der Gründe für die Preisdifferenz waren die höheren Kosten für importierte Teile, für die ein Importzoll erhoben wurde. Ford baute auch kanadische Ford V8-Modelle zusammen, aber diese Autos gehörten zu einer höheren Preisklasse und waren für den Durchschnittskäufer unerreichbar.

Daher beschloss Ford, die lokale Produktion eines Holden-Herausforderers aufzunehmen. Zunächst wollten sie Zephyr, Consul und Zodiac mit teuren Gussformen von Ford of Britain herstellen. Bei einem Besuch in der Ford-Zentrale in Detroit im Jahr 1958 wurde ihnen jedoch der neue Falcon gezeigt, der für den Start in den USA vorbereitet wurde. Die Führungskräfte waren sofort von dem neuen Auto angetan – es war ungefähr so groß wie der EK Holden, aber niedrig, lang, breit und modern. Die Breite erlaubte es, sechs Personen unterzubringen, und ein Zwei-Gang-Automatikgetriebe war verfügbar. Außerdem hatte Ford Australia das Gefühl, mehr Erfahrung im Bau nordamerikanischer Autos zu haben. Daher beschlossen man, den Falcon zum neuen australischen Auto zu machen. 1959 baute Ford in Campbellfield, einem Vorort von Melbourne, eine Fabrik für die lokale Produktion des nordamerikanischen Ford Falcon. Die Fabrik wurde in Kanada entworfen und hatte ein Dach, das die Schneeverteilung erleichtert, obwohl in Melbourne normalerweise kein Schnee fällt.

Als die Produktion in Nordamerika 1970 beendet wurde, setzte Ford Australien die Reihe eigenständig fort. In mehreren Generationen wurde der Wagen modernisiert und dem Zeitgeschmack bei unveränderter Grundkonzeption angepasst. Es blieb bis zum Ende der australischen Produktion im Oktober 2016 bei einem längs eingebauten Motor und Hinterradantrieb, in Nordamerika war schon 1985 mit dem Ford Taurus auf Frontantrieb umgestellt worden.

Der Falcon wurde als Kombi, Kastenwagen (Panel van), Limousine oder Pick-up (Ute) angeboten. Es gab ihn mit einem 4000 cm³ großen Sechszylinder-Reihenmotor sowie – gegen Aufpreis – mit einem 5400 cm³ großen V8 nordamerikanischer Herkunft. Einen Dieselmotor gab es nicht.

Von 1988 bis 1991 wurde ein Falcon Ute auch als Nissan Ute angeboten (OEM, Badge-Engineering). Der Falcon Kombi wurde 2010 eingestellt und durch das SUV Ford Territory ersetzt.

Der Sechszylinder leistet inzwischen, nachdem er auf Vierventiltechnik umgerüstet worden ist, 195 kW (265 PS), der Achtzylinder 290 kW (394 PS). Noch stärker ist die Sportvariante Falcon XR, die es wahlweise mit einem turbogeladenen Sechszylinder gab (XR6: 245 kW/333 PS) oder mit einem leistungsgesteigerten Achtzylinder (XR8: bis zu 335 kW/455 PS).

Die Modelle XD, XE und XF (Anfang der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre) gleichen von der Karosserie her dem letzten Ford Granada in Europa. In Australien findet man als Polizeiwagen nun statt Ford Falcon vornehmlich Holden Commodore Executive, die größeren Polizeiwagen sind teilweise Ford Falcon mit aufgesetzter Sicherheitszelle.

Zudem wird der Falcon in der V8-Supercar-Serie benutzt und fährt dort gegen den Holden Commodore.

Am 23. Mai 2013 gab Ford bekannt, die australische Produktion im Oktober 2016 einzustellen, womit auch der Name Falcon aufgegeben werde. Am 7. Oktober 2016 rollte der letzte Falcon vom Band. Als Nachfolger werden die vierte Generation des kleineren Mondeo und die sechste Generation des amerikanischen Mustang importiert. Interessanterweise ereilte auch den Rivalen Holden Commodore das gleiche Schicksal, da dieser 2017 ebenfalls eingestellt und durch ein importiertes Mittelklassemodell (eine Version des Opel Insignia B) ersetzt wurde.

Literatur

  • Automobil Revue., Katalognummer 1987 (techn. Daten)
  • Perry R. Zavitz: Canadian Cars, 1946–1984. Bookman Publishing, Baltimore MD 1985, ISBN 0-934780-43-9.
  • John Gunnell (Hrsg.): Standard Catalog of American Cars 1946–1975. Krause Publications, Iola WI 2002, ISBN 0-87349-461-X.
Commons: Ford Falcon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ford Falcon Specifications. Prospektseite mit technischen Daten
  2. Kultauto und Todesbote. In: FAZ. 2. Oktober 2012, S. 7.
Kembali kehalaman sebelumnya