Creuzer war Sohn des Buchbinders und späteren Steuereinnehmers Christoph Andreas Joachim Leonhard (1726–1772) und der Philippine Eleonore Bang (1734–1795). Sein älterer Bruder war der Marburger Theologe Andreas Leonhard Creuzer. Friedrich Creuzer studierte ab dem Sommersemester 1789 Theologie, Philologie und Philosophie an der Universität Marburg, an der Universität Jena und später erneut in Marburg. 1794 begründete er dort mit anderen ein „Eleven-Institut“, an dem er als Lehrer tätig war, bis er 1798 als Hauslehrer nach Leipzig ging. In den Wintersemestern 1797/1798 und 1798/1799 lehrte er als Privatdozent in Marburg. Seine Promotion zum Doktor der Philosophie erfolgte am 24. Mai 1794[1] (oder erst am 9. Oktober 1799[2]) in Tübingen. 1799 wurde er in Marburg habilitiert, am 21. Oktober des Folgejahres dort zum außerordentlichen Professor und am 31. Oktober 1802 zum ordentlichen Professor für klassische Philologie ernannt. Am 4. April 1804 ging er als ordentlicher Professor an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er 1807 das „Philologisch-Pädagogische Seminarium“ mit Friedrich Heinrich Christian Schwarz begründete. Für das Sommersemester 1809 ging er an den Lehrstuhl in Leiden, wurde aber nach wenigen Monaten nach Heidelberg zurückberufen. Spätere Rufe an die Universitäten Göttingen, Kiel, Bonn und München lehnte er ab.
Creuzer war persönlich befreundet mit Johann Wolfgang von Goethe und Clemens Brentano. Am 7. Oktober 1799 heiratete er Eleonora Sophia Müller (1758–1831), die Witwe des Finanzwissenschaftlers und Ökonomen Nathanael Gottfried Leske. Ab 1804 war er zudem mit Karoline von Günderrode liiert, die sich, nachdem Creuzer sie abrupt wieder verlassen hatte, 1806 das Leben nahm. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er am 9. November 1831 Anna Jacobina Sebastian (1803–1889), die Tochter des Pathologen Friedrich Jacob Christian Sebastian. Beide Ehen blieben kinderlos.
Creuzer erhielt am 31. Oktober 1817 die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Marburg, 1844 die juristische der Universität Heidelberg. Im gleichen Jahr wurde er dort zum Ehrenbürger ernannt.
Von Friedrich Creuzer existiert eine Medaille in Silber und Bronze (1844, 41 mm) zum 40-jährigen Dienstjubiläum an der Universität Heidelberg, wie es in der lateinischen Legende auf dem Revers heißt. Der Medailleur war Ludwig Kachel, er signierte auf dem Avers unterhalb des Halses.[8]
Zitat
„Als ich Creuzer zum ersten Male besuchte [1812], fand ich ihn aufrechtsitzend mit dem Herodot in der Hand; als ich ihn zum letzten Male im Jahre 1846 besuchte, fand ich ihn gebückt sitzend - mit dem Herodot vor sich. Ich konnte mich der Tränen nicht enthalten, als ich das sah. Wer von Creuzers Schülern noch lebt und dies liest, wird sicherlich meine Gemütsbewegung teilen; denn in der treuen, nimmersatten Beschäftigung mit Herodot gibt sich das eigentümliche geistige Leben dieses edlen, ganz in der Welt der Alten einheimischen Mannes kund, anschaulich all denen, die ihn näher kennenzulernen das Glück hatten. Wie Herodot sinnig und mitfühlend die Geschichte der Völker durchforscht hatte, so auch er ... Die Vorlesungen über Mythologie und Archäologie waren berühmt in ganz Deutschland. Von allen Seiten strömten Jünglinge herzu, um sie zu hören. Das Auditorium war gedrängt voll, sodass man nicht nachschreiben konnte, und unter den Zuhörern befanden sich Jünglinge aus den höchsten Ständen. ... Viele hörten die Vorlesungen zweimal.“
U. Angsüsser: Symbol, Mythos und Griechentum bei Georg Friedrich Creuzer. Dissertation, Wien 1962.
Hellfried Dahlmann, Ingeborg Schnack (Hrsg.): Hessische Briefe des 19. Jahrhunderts: Briefe Friedrich Creuzers an Savigny (1799–1850) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Band 23/02). Berlin 1972, ISBN 3-503-00599-4.
Werner Paul Sohnle: Georg Friedrich Creuzers „Symbolik und Mythologie“ in Frankreich. Eine Untersuchung ihres Einflusses auf Victor Cousin, Edgar Quinet, Jules Michelet und Gustave Flaubert, Kümmerle, Göppingen 1972 (= Göppinger akademische Beiträge Band 55), ISBN 3-87452-121-4.
Susan Richter: Perspektiven idealistischer Symboltheorien – Die Forschungen des Altphilologen Friedrich Creuzers im Fokus von Schellings und Hegels Symbolverständnis. In: Frank Engehausen / Armin Schlechter / Paul Jürgen Schwindt (Hg.): Friedrich Creuzer (1771–1858). Philologie und Mythologie im Zeitalter der Romantik. Heidelberg 2008, S. 88–98.
Dagmar Düll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803–1932. Springer, Berlin u. a. 1986, ISBN 3-540-15856-1, S. 40 f.
Volker Lenhart, F. H. C. Schwarz und die Gründung des Philologisch-Pädagogischen Seminars Jubiläumsvortrag, Heidelberg 2007, S. 12. (Digitalisat)
George S. Williamson: The Longing for Myth in Germany: Religion and Aesthetic Culture from Romanticism to Nietzsche. Chicago 2004, ISBN 0-226-89946-2.
Fernando Gustavo Wirtz: Die Mythologie bei Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Friedrich Creuzer. Diss., Universität Tübingen, Tübingen 2019.
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 63.
↑Hans Körner: Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und seine Mitglieder. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte. Band 47 (1984), S. 299–398. (online auf: periodika.digitale-sammlungen.de)
↑Friedrich Creutzer Friedrich Creuzer's deutsche Schriften. Teil 4,Band 1 Leipzig/Darmstadt 1836, S. 212.
↑Stefan Krmnicek, Marius Gaidys: Gelehrtenbilder. Altertumswissenschaftler auf Medaillen des 19. Jahrhunderts. Begleitband zur online-Ausstellung im Digitalen Münzkabinett des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Tübingen (= Von Krösus bis zu König Wilhelm. Neue Serie, Band 3). Universitätsbibliothek Tübingen, Tübingen 2020, S. 80 f. (online); Hoffmeister 6453