Fritz Klingbeil begann 1959 ein Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart bei Professor Heinrich Wildemann. Nach dem dreijährigen Studium und einem Jahr in Paris zog er 1964 nach Düsseldorf, wo er bis 2001 lebte und arbeitete. Unmittelbar nach dem Aufenthalt in Paris begann Klingbeil mit seinen konsequent konstruktiven Arbeiten. Abstrahierte Figuren finden sich bereits in den frühen Gemälden aus der Studienzeit an der Kunstakademie Stuttgart, aber nun geht Klingbeil konsequent den Weg zu einer geometrischen Abstraktion. Sein Arbeitsprinzip ist die Reduzierung auf das Wesentliche.
Studien für seine Gemälde entwarf er u. a. auf Millimeterpapier. Sowohl für Bilder als auch für seine dreidimensionalen Objekte benutzte er Legosteine als Arbeitsmaterial. So können verschiedene Variationen, Formen und Formgruppen hergestellt und ausprobiert werden.[2]
„Klingbeil entdeckt Ende der 1960er Jahre bei dem Düsseldorfer Modellbauer Pfeiffer & Voss das Material Plexiglas. Die Schlichtheit der glatten und glänzenden Oberflächen und die hohe Präzision der Verarbeitung zeichnen alle seine Plexiglasskulpturen aus, die meistens als Einzelarbeiten und teilweise als Auflagenobjekte hergestellt werden.“
Seine Farbwahl reduzierte Klingbeil auf die Grundfarben Rot, Blau und Gelb und die Nichtfarben Schwarz und Weiß. Der Dreiklang Schwarz, Weiß und Rot sollte ab Mitte der 1960er Jahre schließlich sein Werk im Besonderen charakterisieren.[2]
1968 hatte Klingbeil seine erste Einzelausstellung in der Galerie Reckermann in Köln. 1969 folgten die nächsten Einzelausstellungen in der Galerie Rive Droite von Jean Larcade in Paris und in der Galerie Denise RenéHans Mayer in Krefeld. Die Größe der Arbeiten steigert sich bis zu über zweieinhalb Meter hohen schlanken Säulen aus Plexiglas. Ende der 1970er Jahre nahm Klingbeil Einflüsse der Land-Art auf. Es entstanden Installationen in Landschaften mit Objekten aus Holz und Kunststoff.
1980 hatte Klingbeil eine Studioausstellung in der Galerie Christel in Stockholm, die damals von Axel Knipschild geleitet wurde. Ein Jahr später übernahm Knipschild die Galerie und gründete daraus zusammen mit Monica Urwitz die Galerie Konstruktiv Tendens. 1983 fand dort eine Einzelausstellung Klingbeils statt. In den 1990er Jahren konnte Klingbeil seine Arbeiten wieder in Frankreich im Rahmen der Ausstellungstätigkeit der von Eva-Maria Fruhtrunk initiierten Vereinigung Repères (Association de soutien aux arts plastiques contemporains) zeigen.
„Das Werk von Fritz Klingbeil lebt durch den Reiz immer neu gefundener Ordnungen. Darin entfalten sich Freiräume und spielerische Freiheiten, die nun keinesfalls willkürlich sind, sondern konsequent einer konstruktiven Logik folgen. Wie Bausteine gehen die künstlerischen Elemente Verbindungen ein und lösen sie wieder, werden sie vervielfältigt oder wirken einzeln. In ihrer Größe scheinen sie skalierbar. Sie sind umgeben vom weißen Bildraum, von weißen Zwischenräumen und Wänden. Die gemalten Figuren ordnen die Bildfläche, die Bildkörper die Wandflächen, die Skulpturen den Raum.“
2020 Ausblicke, Galerie Albrecht, Berlin (kuratiert von Harald F. Theiss)
2024 „Das Quadrat muss den Raum beherrschen!“ Aurélie Nemours und Zeitgenossen, Kunstmuseum Reutlingen | konkret
Literatur
Eva Schmidt: "From Exhibition to Expedition". Robert Smithsons materiell-diskursive Praxis 1968/69. In: Markus Heinzelmann, Museum unter Tage (Hrsg.): Die Kraft des Staunens. Der Neue Materialismus in der Gegenwartskunst. DCV, Berlin 2022, ISBN 978-3-96912-082-8.
Almut Weinland, Elke Krauskopf: Fritz Klingbeil: konsequent konstruktiv. Werke aus sechs Jahrzehnten. Hrsg.: Almut Weinland, Kaija Pikarinen. ConferencePoint Verlag, Hamburg 2017, ISBN 978-3-936406-56-6.
Renate Buschmann: Chronik einer Nicht-Ausstellung. between (1969–73) in der Kunsthalle Düsseldorf. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-496-01357-0.
Renate Damsch-Wiehager (Hrsg.): 30 Jahre (op) art galerie esslingen/Galerie Hans Mayer Düsseldorf. Galerie Hans Mayer, Düsseldorf 1995, ISBN 3-931238-00-8.
Daniel Buchholz, Gregorio Magnani (Hrsg.): International Index of Multiples from Duchamp to the Present. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 1993, ISBN 978-3-88375-174-0.
Verena Auffermann (Vorwort): die ecke the corner le coin. Konzeption: Edition Hoffmann, Wolfgang Schmidt. Edition Hoffmann, Friedberg 1986, ISBN 3-926026-00-6.
Gerald Just (Hrsg.): Galerie december, 1973–1979. In: New Observations. Nr. 23, Juni 1984. New Observations Publications Inc., New York 1984.
Walter Vitt: Von strengen Gestaltern. Texte zur konstruktiven und konkreten Kunst. Selbstverlag Walter Vitt, Köln 1982, ISBN 3-9800144-4-4.
↑ abcdAlmut Weinland, Elke Krauskopf: Fritz Klingbeil: konsequent konstruktiv. Werke aus sechs Jahrzehnten. ConferencePoint Verlag, Hamburg 2017, ISBN 978-3-936406-56-6, S.5–7.
↑M_Klingbeil, Fritz. In: westdeutscher-kuenstlerbund.de. Abgerufen am 9. September 2019.