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GERB

GERB
Partei­vorsitzender Bojko Borissow
Stellvertretender Vorsitzender Tomislaw Dontschew
GrĂŒndung 3. Dezember 2006
GrĂŒndungsort Sofia
Hauptsitz Sofia
Ausrichtung Konservatismus
Wirtschaftsliberalismus
Populismus
Farbe(n) Blau
Sitze Nationalversammlung
67 / 240 (27,9 %)
(2024, Liste GERB-SDS)
Mitglieder­zahl 86.000
Internationale Verbindungen IDU
Sitze EU-Parlament
4 / 17 (23,5 %)
(2024, Liste GERB-SDS)
Europapartei EVP
EP-Fraktion EVP
Website gerb.bg

GERB (bulgarisch ГЕРБ) ist eine bulgarische konservative Partei. Derzeitiger Vorsitzender ist der ehemalige MinisterprĂ€sident des Landes Bojko Borissow; sein Stellvertreter Tomislaw Dontschew.

Das Initialwort GERB setzt sich im Bulgarischen aus den Anfangsbuchstaben von Graschdani sa Ewropejsko Raswitie na Balgaria („BĂŒrger fĂŒr eine europĂ€ische Entwicklung Bulgariens“, bulgarisch Đ“Ń€Đ°Đ¶ĐŽĐ°ĐœĐž Đ·Đ° Đ”ĐČŃ€ĐŸĐżĐ”ĐčсĐșĐŸ разĐČОтОД ĐœĐ° Đ‘ŃŠĐ»ĐłĐ°Ń€ĐžŃ) zusammen. Zugleich hat das Wort gerb die Bedeutung „Wappen“. Die Partei ist seit 2007 Mitglied der EuropĂ€ischen Volkspartei.

Geschichte

GrĂŒndung und erste Erfolge (2006–09)

Die Partei wurde am 3. Dezember 2006 gegrĂŒndet und ging aus einer gleichnamigen Bewegung, die von Borissow im Mai 2006 gegrĂŒndet wurde, hervor. Kurz nach ihrer GrĂŒndung wurde GERB die fĂŒhrende politische Kraft Bulgariens. Im Mai 2007 gewann sie die durch den EU-Beitritt notwendig gewordene Wahl fĂŒr die 18 bulgarischen Sitze im EuropĂ€ischen Parlament: GERB gewann 21,7 % der Stimmen und fĂŒnf Sitze. Diese wurden von Rumjana Schelewa, Mitglied des Vorstands der EuropĂ€ischen Volkspartei; Nikolaj Mladenow, Petja Stawrewa, Wladimir Urutschew und Duschana Zdrawkowa eingenommen, die sich der konservativen Fraktion der EuropĂ€ischen Volkspartei anschlossen.[1] Auch bei den landesweiten Kommunalwahlen im Oktober 2007 erhielt GERB die meisten Stimmen der BĂŒrger im Staat und die Mehrheit in einigen GroßstĂ€dten.

Zu den regulĂ€ren Europawahlen im Mai 2009 trat GERB ohne Koalition mit anderen Parteien an und konnte diese mit 24,36 Prozent gewinnen. Dies brachte GERB in dem neuen europĂ€ischen Parlament fĂŒnf Mandate ein (Rumjana Schelewa, Wladimir Urutschew, Iliana Iwanowa, Emil Stojanow und Marija Nedeltschewa).[2][3]

Erste Regierung Borissow (2006–13)

FĂŒr die bulgarischen Parlamentswahlen am 5. Juli 2009 fĂŒhrte GERB mit der Blauen Koalition zunĂ€chst GesprĂ€che ĂŒber gemeinsame Listen,[4] die aber scheiterten. GERB trat daraufhin allein an und wurde mit knapp unter 40 Prozent der Stimmen klarer Wahlsieger.[5] Zum ersten Mal wurden 31 (von insgesamt 240) Abgeordneten im Parlament nach dem Mehrheitswahl-Prinzip gewĂ€hlt. Davon konnte GERB 26 gewinnen. Mit insgesamt 117 von 240 Mandaten verpasste GERB knapp die absolute Mehrheit. Die Partei bildete eine Minderheitsregierung (die zweite seit 1990) unter Bojko Borissow, die jedoch die bedingungslose UnterstĂŒtzung der rechtsextremen Partei Ataka genoss sowie von Fall zu Fall die UnterstĂŒtzung von zwei Mitte-rechts-Gruppierungen (Blaue Koalition und Ordnung, Sicherheit und Gerechtigkeit).[6]

Neben Bojko Borissow als MinisterprĂ€sident besetzten die GERB-Mitglieder Zwetan Zwetanow als Innenminister, Rumjana Schelewa als Außenministerin, Nikolaj Mladenow als Verteidigungsminister, sowie die Parteilosen Simeon Djankow als Finanzminister, Trajtscho Trajkow als Wirtschafts- und Energieminister und Margarita Popowa als Justizministerin die wichtigste Posten in Borissows erstem Kabinett. Als primĂ€res Ziel gab die Regierung aus, die Mafia und die Korruption im Lande zu bekĂ€mpfen, sowie das Vertrauen Europas zurĂŒckzugewinnen.[7]

Im April 2011 gab die Partei Dela ihre Auflösung bekannt. Ihre Parteispitze und drei Gemeinderatsmitglieder der Stadt Nessebar beantragten daraufhin eine Mitgliedschaft in der GERB-Partei. Nach landesweiten Protesten gegen hohe Energiepreise, geringen Lebensstandard und Korruption trat die Regierung Borissow am 20. Februar 2013 zurĂŒck. Bis zum Ende der Legislaturperiode ĂŒbernahm eine Übergangsregierung unter dem parteilosen Diplomaten Marin Rajkow.

Opposition (2013–14)

Bei den Parlamentswahlen im Mai 2013 verlor die Partei zwar im Vergleich zu 2009 deutlich an Zustimmung, war mit 30,5 % Prozent der Stimmen aber immer noch stĂ€rkste Kraft in der Narodno Sabranie, ohne jedoch ĂŒber eine absolute Mehrheit zu verfĂŒgen.[8] Daraufhin bildeten die zweitplatzierten Sozialisten eine Koalition mit der Partei der tĂŒrkischen Minderheit Bewegung fĂŒr Rechte und Freiheiten (DPS) und vereinbarte ein Tolerierungsabkommen mit der rechtsextremen Partei Ataka. GERB musste somit in die Opposition gehen. Mit diesen sehr ungleichen Partnern war die Regierung Orescharski jedoch instabil und zerbrach nach etwas ĂŒber einem Jahr wieder.

Zweite und dritte Regierung Borissow (2014–2021)

Bei der vorgezogenen Neuwahl im Oktober 2014 konnte GERB wieder leicht zulegen und kam auf 32,7 %, wĂ€hrend die Sozialisten massiv einbrachen. Anschließend ging GERB eine Koalition mit dem liberal-konservativen Reformblock (dem indirekten Nachfolger der Blauen Koalition) ein – die zweite Regierung Borissow – die zudem im Parlament von der mitte-links-orientierten Alternative fĂŒr die Bulgarische Wiedergeburt (ABW) unterstĂŒtzt wurde.

Nach der Parlamentswahl 2017 bildete GERB eine Koalition mit der nationalistischen und russlandfreundlichen Allianz Vereinigte Patrioten – weiterhin unter Borissow als Regierungschef – und ließ sich zusĂ€tzlich von der rechtspopulistischen Partei Wolja tolerieren.[9][10]

Opposition und Neuwahlen

Bei der Parlamentswahl im April 2021 scheiterten ihre verbĂŒndeten nationalistischen Parteien, die mit zwei Listen antraten an der 4 %-HĂŒrde. Auch GERB musste trotz ihres BĂŒndnisses mit Sajus na Demokratitschnite Sili einen großen Verlust hinnehmen. Da keine Regierung gebildet werden konnte erfolgten Neuwahlen im Juli und im November. Bei beiden Wahlen erlitten GERB und SDS kleine Verluste und standen alleine auf der politischen BĂŒhne. Nach der Wahl im November konnte die gegen Korruption ausgerichtete Wir setzen den Wandel fort mit den Sozialisten, Demokratisches Bulgarien (einen der Nachfolger des Reformblockes) und der populistischen Es gibt ein solches Volk (ITN) eine Regierung bilden. ITN verließ die Koalition was zu Neuwahlen schon im Jahr darauf fĂŒhrte bei der GERB Stimmengewinne einfahren konnte. Im Jahr 2023 nach der Parlamentswahl einigten sich GERB und Wir setzen den Wandel fort – Demokratisches Bulgarien auf eine vorgezogene Neuwahl nach 18 Monaten.[11] Diese Abmachung scheiterte jedoch bereits nach neun Monaten.[12]

Vorsitzende

Wahlergebnisse der GERB

Parlamentswahlen in Bulgarien

Wahl WĂ€hleranteil Parlamentssitze Platz Position
Parlamentswahl 2009 39,70 %
117/240
1. Minderheitsregierung
Parlamentswahl 2013 30,54 %
97/240
1. Opposition
Parlamentswahl 2014 32,67 %
84/240
1. Koalitionsregierung
Parlamentswahl 2017 33,54 %
95/240
1. Koalitionsregierung
Parlamentswahl April 2021 26,18 %
73/240
 1
von
75/240
1. Neuwahlen
Parlamentswahl Juli 2021 23,51 %
59/240
 1
von
63/240
2. Neuwahlen
Parlamentswahl November 2021 22,74 %
55/240
 1
von
59/240
2. Opposition
Parlamentswahl 2022 25,33 %
63/240
 1
von
67/240
1. Neuwahlen
Parlamentswahl 2023 26,51 %
65/240
 1
von
69/240
1.
1 
als Teil von GERB – SDS

Europawahlen in Bulgarien

Wahl WĂ€hleranteil Parlamentssitze Platz
Europawahl 2007 21,68 %
5/17
1.
Europawahl 2009 24,36 %
5/17
1.
Europawahl 2014 30,40 %
6/17
1.
Europawahl 2019 31,1 %
5/17
 1
von
6/17
1.
1 
als Teil von GERB – SDS
Commons: GERB â€“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ↑ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprĂŒft. Bitte prĂŒfe Original- und Archivlink gemĂ€ĂŸ Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.epp-ed.eu
  2. ↑ EndgĂŒltige Wahlergebnisse (bulg.) auf mediapool.bg.
  3. ↑ EndgĂŒltige Wahlergebnisse (bulg.) (Memento des Originals vom 12. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprĂŒft. Bitte prĂŒfe Original- und Archivlink gemĂ€ĂŸ Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rezultati.cikep2009.eu auf der Seite der Zentralen Wahlkommission.
  4. ↑ GERB und die Blauen sind bereit fĂŒr GesprĂ€che (bulg.) auf mediapool.bg.
  5. ↑ Ergebnisse auf der Seite der Zentralen Wahlkommission (Memento des Originals vom 7. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprĂŒft. Bitte prĂŒfe Original- und Archivlink gemĂ€ĂŸ Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rezultati.cik2009.bg, 6. Juni 2009
  6. ↑ Die neue bulgarische Regierung, Interview mit Alexander Andreev auf www.dw-world.de, vom 28. Juli 2009
  7. ↑ Bojko Borissow. Mann des Volkes auf www.merkur.de, 30. Juli 2009
  8. ↑ Konservative gewinnen Wahl in Bulgarien. Zeit Online, 13. Mai 2013.
  9. ↑ Frank Stier: Neues Parlament, alte Krise. In: Cicero, 31. MĂ€rz 2017.
  10. ↑ Nina Barzachka: Bulgaria’s government will include far-right nationalist parties for the first time. In: Washington Post, 25. April 2017.
  11. ↑ Mathias Fiedler: Lieber BrĂŒssel als Moskau. Abgerufen am 28. April 2024.
  12. ↑ Silke Hahne: Nach gescheiterter Regierungsbildung steht Bulgarien vor Neuwahl. Abgerufen am 28. April 2024.
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