Gabriel Miró besuchte von 1887 bis 1892 das Jesuitenkolleg Santo Domingo in Orihuela und absolvierte das Abitur am Instituto de Enseñanza Media in Alicante. An den Universitäten von Valencia und Granada studierte er Rechtswissenschaften bis zum Abschluss im Jahr 1900.
1901 heiratete er Clemencia Maignon, die Tochter des französischen Konsuls in Alicante; aus dieser Ehe gingen die Töchter Olympia (* 1902) und Clemencia (* 1905) hervor.
1910 veröffentlichte er Las cerezas del cementerio; dies war der Startpunkt seiner literarischen Karriere. Es folgten 1915 El abuelo del rey und Figuras de la Pasión del Señor (1916–17) sowie 1917 El Libro de Sigüenza. Er arbeitete als Verwaltungsbeamter in Alicante, bis er 1920 als freier Schriftsteller und Journalist nach Madrid übersiedelte. Miró führte ein zurückgezogenes Leben, litt wirtschaftliche Not und hatte ein eher melancholisches Temperament.
Werk
Miró wird im Allgemeinen der Generación del 14 zugerechnet, der so genannten „Söhne“ der Generación del 98. Er ist vor allem bekannt für seine autobiographisch inspirierten, stimmungsvollen und poetischen Romane, die ihre Stärken im deskriptiven Element haben. Miró ist ein kontemplativer Typ ähnlich wie Azorín; sinnliche Eindrücke wie Farbe, Licht und Geschmack nehmen einen hohen Stellenwert in seinem Werk ein. Seine Romane sind im Grunde nur eine impressionistische Aneinanderreihung von Szenen, in denen die Beschreibung der Landschaft das wichtigste Element darstellt. Die Grundstimmung seines Werks ist die Melancholie; er pflegte eine sorgfältig elaborierte poetische Prosa mit vielen Metaphern und Synästhesien, mit großer Liebe zum Detail und einem langsamen Rhythmus. Miró ist sehr originell in der Setzung von Adjektiven und verfügt über ein reichhaltiges Vokabular.
Gesamtausgabe
Obras completas; ed. y prólogo de Miguel Ángel Lozano Marco. Madrid: Fundación José Antonio de Castro, 2006-7 (Biblioteca Castro) ISBN 84-96452-24-7.
Romane
Las cerezas del cementerio 1910
El abuelo del rey 1915
El Libro de Sigüenza 1917
Nuestro padre San Daniel 1921
El obispo leproso 1925
Erzählungen und autobiographische Texte
Años y leguas 1928
Sonstiges
Figuras de la Pasión del Señor 1916/17: 15 biblische Miniaturen, im Mittelpunkt steht die Landschaft Palästinas, psychologische Interpretationen von Figuren wie Judas, Pilatus, Barrabas etc.
El ángel, el molino, el caracol del faro
In deutscher Übersetzung
„Zwei Erzählungen aus dem Spanischen“ von Gabriel Miró. Übertragen von Waltrud Kappeler. [Enthält: Herr Cuenca. Das Fischchen des Pater Guardian]. In: Atlantis. Freiburg-Breisgau, Jg. 28 (1956), H. 8, S. 349–352.
Literatur
Barberà, Frederic: Gabriel Miró and Catalan culture: the forging of the literary language in the context of his poetics. New Orleans: Univ. Press of the South, 2004. (Iberian studies; 59. Catalan studies; 7) ISBN 1-931948-26-7
Bonnefoy, Alexander: Gabriel Miró und sein Werk. Berlin 1947 [masch. Diss.]
Coope, Marian G.R.: Reality and time in the Oleza novels of Gabriel Miró. London: Tamesis Books, 1984 (Colección Támesis. Serie A. Monografias; 102) ISBN 0-7293-0182-6
Filter, Ursula: Gabriel Miró im Rahmen seiner Zeit – unter besonderer Berücksichtigung von Landschaftsbild und Naturdarstellung. Hamburg 1952 [masch. Diss.].
Franzbach, Martin: Geschichte der spanischen Literatur im Überblick. Stuttgart: Reclam, 2002 (= Universal-Bibliothek; Nr. 8861) ISBN 3-15-008861-5
García Lara, Carlos Enrique: Gabriel Miró y las figuras del deseo. Alicante: Univ. de Alicante, 1999 (Publicaciones de la Universidad de Alicante) ISBN 84-7908-514-2
Gumbrecht, Hans U.: Eine Geschichte der spanischen Literatur, 1484 Seiten, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1998, ISBN 3-518-58062-0