Zwischen Februar 2004 und April 2010 war Michel zudem Mitglied des vom Bundespräsidenten ernannten Wissenschaftsrats, der die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung sowie des Hochschulbaus berät.
Das Verfahren, mit dem Hartmut Michel die Kristallisation der Reaktionszentren erreichte, wandte er später bei einer Reihe weiterer Organismen an. Das Purpurbakterium war eher zufällig der erste Organismus, bei dem dies gelang und somit war das Photosynthesezentrum desselben auch der erste Membranprotein-Komplex überhaupt, der durch eine Röntgenstrukturanalyse analysiert werden konnte. Durch die Strukturaufklärung des photosynthetisch aktiven Komplexes konnte man erstmals genauer den atomaren Feinbau dieses Komplexes erklären. Da das Photosynthesezentrum des Purpurbakteriums zudem fast genauso aufgebaut ist wie das bei höheren Pflanzen, kann man die Ergebnisse auch auf diese übertragen.
Stellungnahme zu Biokraftstoffen
In einem Editorial in der Angewandten Chemie aus dem Jahr 2012 mit der Überschrift „Vom Unsinn der Biokraftstoffe“ nimmt Michel zur Energiepolitik Stellung. Laut Michel ist die Nutzung der Sonnenenergie durch Photosynthese erheblich weniger effizient, als die Nutzung der gleichen Flächen für Photovoltaik: Nach seinen Zahlen wird in Biodiesel, der aus Raps hergestellt wird, „weniger als 0,1%, für Bioethanol weniger als 0,2% und für Biogas etwa 0,3%“ der Energie des eingestrahlten Sonnenlichts in den jeweiligen Energieträgern gespeichert. „Die Produktion von Biokraftstoffen stellt eine extrem ineffiziente Nutzung der verfügbaren landwirtschaftlichen Fläche dar.“ Kommerziell erhältliche Solarzellen wandeln das Sonnenlicht dagegen mit einer Effizienz von mehr als 15 % um, die erzeugte elektrische Energie könne ohne größere Energieverluste in elektrischen Batterien gespeichert werden. Dies und die größere Effizienz des Elektromotors, der etwa 80 % der Energie für den Fahrzeugantrieb nutzt, führe dazu, dass die Kombination Photovoltaik und Nutzung des Stroms im Elektromotor das verfügbare Land um den Faktor 600 besser nutze, als die Kombination Biomasse/Biokraftstoff/Verbrennungsmotor. „Wir sollten daher auf den Anbau von Pflanzen für die Herstellung von Biokraftstoffen verzichten“, schreibt Michel.[7]
Auszeichnungen
Hartmut Michel wurde für seine Arbeiten auf vielfältige Weise geehrt, zu den wichtigsten gehören:
↑Council Members. In: The Lindau Nobel Laureate Meetings. (lindau-nobel.org [abgerufen am 16. Februar 2017]).
↑H. Michel: Three-dimensional crystals of a membrane protein complex. The photosynthetic reaction centre from Rhodopseudomonas viridis. In: Journal of molecular biology. Band 158, Nummer 3, Juli 1982, S. 567–572, ISSN0022-2836. PMID 7131557.
↑J. Deisenhofer, O. Epp, K. Miki, R. Huber, H. Michel: Structure of the protein subunits in the photosynthetic reaction centre of Rhodopseudomonas viridis at 3Å resolution. in: Nature. Band 318, Nr. 6047, 1985, S. 618–624, doi:10.1038/318618a0.