Heinrich Bruns beschäftigte sich vor allem mit der theoretischen Seite der „Figur der Erde“ (wie auch eines seiner Hauptwerke heißt). Die Potentialtheorie und die Erforschung der Gleichgewichtsfiguren verdanken ihm wesentliche Aspekte, und für die Astronomische Refraktion erarbeitete er – gemeinsam mit seinem damaligen Assistenten an der Sternwarte, Felix Hausdorff, einen ungewöhnlichen Ansatz über den Vertikalgradienten der Lufttemperatur. Mangels genügend exakter Messverfahren ging aber letzterer nicht in die Praxis ein.
Die Höhere Geodäsie des 20. Jahrhunderts konnte – etwa in der Person Karl Lederstegers – auf seinen Theorien weiter entwickelt werden, wozu unter anderem der „Bruns'sche Polyeder“ gehört. Dieses als weltumspannendes Netz gedachte Konstrukt wurde durch die spätere Satellitengeodäsie vom Gedankenspiel zum jahrzehntelang angestrebten Projekt und schließlich durch GPS zum Faktum.
Karl Ledersteger, Band V (J.E.K.) Astronomische und Physikalische Geodäsie, 871 p. (⇒ Themen der Erdfigur), Verlag J.B.Metzler, Stuttgart 1969.
Felix Hausdorff, Gesammelte Werke, Band V (Astronomie & Optik), (p.135-399, 544-735), Springer-Verlag, Berlin 2006.
Bialas, Volker: Erdgestalt, Kosmologie und Weltanschauung. Die Geschichte der Geodäsie als Teil der Kulturgeschichte der Menschheit. Stuttgart: Verlag Konrad Wittwer 1982: ISBN 9783879191352.