Heinrich war der sechste Sohn des Grafen Heinrich von Virneburg und dessen Frau Ponzetta von Oberstein. Im Jahr 1288 nahm er zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Ruprecht auf der Seite des Herzogs von Brabant an der Schlacht von Worringen teil.
1304 schließlich wurde er zum Erzbischof von Köln gewählt. Die päpstliche Bestätigung seiner Wahl erhielt er jedoch erst im Jahr 1306. Am 13. April 1307 erteilte er die Genehmigung zur Ansiedlung der Kölner Kreuzbrüder. Seine Stimme bei der KönigswahlHeinrichs VII. im Jahr 1308 ließ sich Heinrich mit weitreichenden Zugeständnissen entgelten.
Zu seinem bevorzugten Regierungssitz erwählte Heinrich II., der von 1313 bis 1328 auch Propst des Cassius-Stifts war, Bonn. Hier stellte er über 110 Urkunden aus und erklärte die dem Vorgänger aufgezwungenen Verzichte auf die Zölle für ungültig. Er erlangte von König Heinrich VII. die Erlaubnis für einen neuen Zoll zu Bonn. Da die Bonner Bürger ihrem Erzbischof in einer Fehde mit dem Herrn von Falkenburg in der Schlacht bei Euskirchen tapfer zur Seite standen, gewährte Heinrich II. den Bonner Bürgern Freiheit vom Rheinzoll für alle Güter.
Heinrich II. von Virneburg war maßgeblich am Ketzerprozess gegen Meister Eckhart beteiligt, als 1325 die Anklageschrift bei ihm eingereicht wurde. Er übergab das Verfahren der päpstlichen Kurie in Avignon.
Heinrich von Virneburg verstarb am 6. Januar 1332 in Bonn und wurde in der Barbarakapelle des Bonner Münsters, neben seiner Schwester, der Äbtissin Ponzetta von Dietkirchen, beigesetzt. Sein Grab ist heute nicht mehr erhalten.
Dombau
Heinrich II. von Virneburg förderte den Bau des Kölner Domes entschieden, weil er selbst den Hochchor einweihen wollte.[1] Diese Weihe vollzog er am 27. September 1322 im Rahmen einer feierlichen Provinzialsynode, was als Höhepunkt seines Pontifikats bezeichnet worden ist.[2]
Als Heinrich 1306 vom Papst – nach einer fast zweijährigen Wartezeit – im Amt des Kölner Erzbischofs bestätigt wurde, war er bereits 60 Jahre alt. Der Dom war zu diesem Zeitpunkt im Mauerwerk vollendet und unter Dach. Allerdings musste die Innenausstattung noch geschaffen werden.[3] Daher suchte der Erzbischof die Arbeiten zu beschleunigen, um die Weihe noch zu Lebzeiten vornehmen zu können.[4]
Diese Aufgabe übernahm Dombaumeister Johannes, der den damals aktuellen Kunststil in Paris, den Höfischen Honoré-Stil,[5] für den Dom adaptierte und für die Ausstattung des Hochchores in ein Gesamtkunstwerk übersetzte. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Stilwahl in Übereinstimmung mit dem Fürstbischof erfolgte.[6]
Den Einfluss des Erzbischofs auf die Innenausstattung lassen sich in unterschiedlichen Werken ablesen. Auf dem Achsfenster des Obergaden hat Heinrich sein Familienwappen einsetzen lassen, um sich als Stifter darzustellen.[7] Die Chorschrankenmalereien illustrieren die Konstantinische Schenkung, um zu dokumentieren, dass Papst und Erzbischöfe (Sakerdotium) dem Imperium und den Kaisern und Königen übergeordnet seien. Das ist als erzbischöfliche Propaganda identifiziert worden.[8] Der Hochaltar gilt als einer der frühesten Beispiele, der die damals neue Corpus-Christi-Theologie darstellt. Diese war von Heinrich früh im Erzbistum eingeführt worden.[9]
Zeitgleich mit der Weihe des Hochchores wurde der Dreikönigenschrein aus dem Alten Hildebold-Dom in die Achskapelle des Gotischen Domes transloziert. In der Folge richteten die Dombaumeister Johannes und Rutger im Kapellenkranz einen Pilgerrundweg ein, bei dem die Heiltümer der Kölner Kirche durch die Kombination von Ausstattung, Ausmalung und Fensterverglasung multimedial inszeniert wurden.[10] Einzelne Fenster dieser Zweitverglasung im Kapellenkranz sollen ebenfalls von Heinrich gestiftet worden sein.[11]
Literatur
Ulrich Seng: Heinrich II. von Virneburg als Erzbischof von Köln (Studien zur Kölner Kirchengeschichte, Bd. 13). Schmitt, Siegburg 1977.
Klaus Militzer: Heinrich II. von Virneburg, Erzbischof von Köln (1305-1332). In: Lexikon des Mittelalters(LexMA). Band4. Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp.2084.
August Franzen: Art. Heinrich II. von Virneburg, Erzbischof von Köln (1244/46–1332). In: Lexikon für Theologie und Kirche, Teil 5, Sp. 194.
Wilhelm Janssen: Art. Heinrich von Virneburg (1244–1332). 1306–1332 Erzbischof von Köln. In: Erwin Gatz (Hrsg.): Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biographisches Lexikon. Berlin 2001, S. 277–279.
Stephanie Haarländer: Heinrich II. von Virneburg (1304/1306–1332). Synoden und Reformen nach dem Konzil von Vienne (1311/1312). In: Heinz Finger, Joachim Oepen, Stefan Pätzold (Hrsg.): Christen, Priester, Förderer der Wissenschaften. Die Kölner Erzbischöfe des Mittelalters als Geistliche und Gelehrte in ihrer Zeit. Symposion der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln und des Historischen Archivs des Erzbistums Köln, 18. Oktober 2013 (= Libelli Rhenani, Bd. 55). Köln 2014, S. 125–137.
Franz Kreutzkampf: Die Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg 1306–1332. Knechtsteden 1933.
Peter Kurmann: Heinrich II. von Virneburg. Der Koronator Friedrichs des Schönen als Donator des Dreikönigsfensters im Hochchor des Kölner Domes. In: Matthias Becher, Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Wien 2017, S. 209–228.
Michael Maiworm: Kurfürst Heinrich II. Graf von Virneburg und seine Zeit. Kirchenmann, Königsmacher, Krisenmanager – Annäherung an den Olper Stadtgründer. In: Olpe in Geschichte und Gegenwart, Jahrbuch 2010/11 des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e. V., S. 13–40.
↑Rüdiger Marco Booz: Kölner Dom, die vollkommene Kathedrale. Petersberg 2022, S. 83.
↑Rüdiger Marco Booz: Kölner Dom, die vollkommene Kathedrale. Petersberg 2022, S. 74.
↑Ulrich Back, Thomas Höltken: Die Baugeschichte des Kölner Domes nach archäologischen Quellen, Befunde und Funde aus der gotischen Bauzeit (= Studien zum Kölner Dom, 10). Köln 2008, S. 47, 53.
↑Wilhelm Janssen: Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter (1191–1515) (= Geschichte des Erzbistums Köln Bd. 2/1). Köln 1995, S. 211–227.
↑Ulrike Bergmann: Die Chorpfeilerfiguren des Kölner Doms, Neue Indizien in einem alten Fall der Kunstgeschichte. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 75 (2014), S. 7–36.
↑Rüdiger Marco Booz: Kölner Dom, die vollkommene Kathedrale. Petersberg 2022, S. 86.
↑Peter Kurmann: Heinrich II. von Virneburg, der Koronator Friedrichs des Schönen als Donator des Dreikönigsfensters im Hochchor des Kölner Domes. In: Matthias Becher, Harald Wolter-von dem Knesebeck: Die Königserhebung Friedrich des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss. Köln 2017, S. 209–228.
↑Reiner Hausherr: Die Chorschrankenmalereien des Kölner Domes. In: Gerhard Bott (Hrsg.): Vor Stefan Lochner. Die Kölner Maler von 1300–1430. Ergebnisse der Ausstellung und des Colloquiums (= Kölner Berichte zur Kunstgeschichte, Beihefte zum Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Bd. 1). Köln 1977, S. 28–59, hier S. 35, 39; Ute Wachsmann: Die Chorschrankenmalereien im Kölner Dom. Untersuchungen zur Ikonologie (2 Bde., Diss.). Bonn 1985, Bd. 1, S. 429ff.
↑Joan A. Holladay: The Iconography of the High Altar in Cologne Cathedral. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 52. Bd., H. 4 (1989), S. 472–498.
↑Rolf Lauer: Bildprogramme des Kölner Domchores vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. In: Dombau und Theologie im mittelalterlichen Köln. Festschrift zur 750-Jahrfeier der Grundsteinlegung des Kölner Domes und zum 65. Geburtstag von Joachim Kardinal Meisner (= Studien zum Kölner Dom Band 6). Köln 1998, S. 185–232.
↑Rüdiger Becksmann: Bildfenster für Pilger. Zur Rekonstruktion der Zweitverglasung der Chorkapellen des Kölner Domes unter Erzbischof Walram von Jülich (1332–1349). In: Kölner Domblatt 67, 2002, S. 137–194, hier S. 179f.