Lehmanns Eltern waren während der Besetzung Hamburgs durch die Franzosen nach Kiel geflohen. Ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater Leo Lehmann, Gerdt Hardorff und Siegfried Detlev Bendixen,[1] dann ab 1831 von Ingres in Paris; neben Hippolyte Flandrin wurde er dessen bester Schüler. Er trat im Salon zuerst 1835 mit Tobias und der Engel auf. 1837 wurde er von Ludwig Philipp beauftragt, den Tod Roberts des Starken für die Galerie von Versailles zu malen. Gegen Ende des Jahres siedelte er nach München über, wo sein Bruder Rudolf Lehmann seit 1837 die Kunstakademie besuchte. 1838 reiste Lehmann nach Rom, wo ihn sein ehemaliger Lehrer Ingres in die Kunstszene einführte. Er porträtierte Franz Liszt und dessen Freundin, die Schriftstellerin Marie d’Agoult.[2] Nachdem das prominente Paar Rom verlassen hatte, setzte eine intensive Korrespondenz ein, die von tiefer Freundschaft geprägt war.[3] Nach kurzem Aufenthalt in Paris kehrte Lehmann Ende Juni 1840 mit Théodore Chassériau nach Italien zurück, wo aus Freunden Rivalen wurden.[4]
Anfang 1842 wurde Lehmann in Paris ansässig, wo er als Porträtmaler der mondänen und geistigen Eliten begehrt war. Er porträtierte u. a. Stendhal, Chopin, Meyerbeer und Alexander von Humboldt. 1847 wurde er als Franzose eingebürgert. 1851 wurde er durch die Heirat mit Louise-Alexandrine Casadvant finanziell unabhängig. 1846 wurde er Ritter, 1853 Offizier der Ehrenlegion, 1864 Mitglied der Académie des Beaux-Arts und 1875 Professor an derselbigen.
Werke (Auswahl)
Unter den Staffeleibildern des Künstlers sind zu nennen:
Ankunft der Sara bei den Eltern des Tobias (1866).
Diese Bilder zeichnen sich durch Feinheit und Kraft der Modellierung und Anmut der Form aus. Seine Formenkenntnis kam ihm namentlich auch in seinen zahlreichen Porträts zugute. Vortrefflich verstand sich Lehmann auf dekorative Malerei in Fest- und Prachträumen. Ende der 1850er Jahre malte er im Thronsaal des Palais du Luxembourg, dann im Palais de Justice zu Paris.
Unter seinen monumentalen Kirchenmalereien sind die in der Kapelle des Heiligen Geistes zu St.-Merry die bedeutendsten; von den Altarbildern sind die Geißelung Christi (von 1842, in St.-Nicolas zu Boulogne) und Mariä Himmelfahrt zu nennen. Seine Kritiker bemängeln allerdings, seine Schöpfungen hätten oft einen eher akademischen Charakter, dem es an Wahrheit und Wärme fehle.
Museale Rezeption
In folgenden Institutionen befinden sich Werke Lehmanns:
Tino Mager: Lehmann, Henri (Karl Ernst Rudolf Heinrich Salem). In: Bénédicte Savoy, France Nerlich (Hrsg.): Pariser Lehrjahre. Ein Lexikon zur Ausbildung deutscher Maler in der französischen Hauptstadt. Band 1: 1793–1843. De Gruyter, Berlin/Boston 2013, ISBN 978-3-11-029057-8, S. 170–172.
Marie-Madeleine Aubrun: Henri Lehmann 1814–1882. Catalogue raisonné de l’oeuvre. 2 Bände. Nantes 1984.
↑Nina Struckmeyer: Bendixen, Siegfried Detlev. In: Bénédicte Savoy, France Nerlich (Hrsg.): Pariser Lehrjahre. Ein Lexikon zur Ausbildung deutscher Maler in der französischen Hauptstadt. Band 1: 1793–1843. Berlin/Boston 2013, S. 21 books.google
↑Ernst Burger, Franz Liszt – Die Jahre in Rom und Tivoli, Mainz 2010.
↑Solange Joubert, Und Correspondance Romatique - Madame d'Agoult, Liszt, Henri Lehmann, Paris 1947.