Der Architektensohn, der bereits während seiner Gymnasialzeit im bischöflichen Orchester spielte, wollte nach dem Abitur eigentlich Geiger werden. Doch während seines Musikstudiums an der Musikakademie in Berlin fiel seine Gesangsstimme auf, die er fortan ausbilden ließ. Zugleich studierte er Theaterwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität.
Sein erstes Engagement als Sänger erhielt er 1932 in Hagen, wo er als Rocco in Fidelio debütierte. Bald folgten Engagements an die Bühnen von Dessau und Wiesbaden. 1935 nahm er ein Angebot der Staatsoper Wien an. Dort sang er alle großen Partien seines Faches. Dem Wiener Opernhaus gehörte Herbert Alsen bis 1949 als festes Ensemblemitglied an. Der Künstler trat auch bei den Salzburger Festspielen auf. Dort sang er beispielsweise von 1936 bis 1938 den Pogner in Die Meistersinger von Nürnberg, 1939 den Kasper im Freischütz, 1939 und 1941 das Bass-Solo in der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Er wurde auf der Gottbegnadeten-Liste des dritten Reiches als wichtiger Künstler aufgeführt.[1]
Im Ruhestand zog sich Alsen mit seiner Frau in ein Landhaus am Neusiedler See zurück und schuf dort 1957 die Seespiele Mörbisch. Im März 1959 wurde er zum Leiter der Burgenländischen Landesintendanz bestellt und übernahm damit auch die Leitung der seit 1954 bestehenden Burgspiele Forchtenstein[Anm. 1][2] in deren Nahbereich 1962 mit dem Grillparzer-Forum ein internationales Zentrum der Grillparzer-Forschung entstand,[3][4][Anm. 2] aus dessen Mitte 1963 die Anregung zur Stiftung des Grillparzer-Ringes kam.[5][Anm. 3] Vor Beginn der Saison 1965 wurden die beiden Spiele (einschließlich Grillparzer-Forum) in der Veranstaltungs- und Verwaltungsgemeinschaft Burgenländische Festspiele organisatorisch zusammengefasst[6] – und von Alsen als deren Intendant bis zu seinem Tode geleitet.[7][Anm. 4]
Herbert Alsen, Ehrenbürger von Mörbisch am See,[8] Träger des Grillparzer-Rings,[9] wurde am 2. November 1978 auf dem evangelischen Friedhof von Mörbisch zur letzten Ruhe bestattet.[10] Am 26. Juli 1980 wurde in Mörbisch am See der Platz hinter der evangelischen Kirche, verbunden mit der Enthüllung eines Gedenksteins, offiziell zum Prof.-Herbert-Alsen-Platz.[11][Anm. 5]
Der Sänger war seit 1942 mit der Kostümbildnerin Gisela Bossert verheiratet. In den Jahren 1957 bis 1991 war sie in Mörbisch für den
Entwurf der Kostüme zuständig. Sie verstarb am 17. März 2012, 90-jährig.[12] Aus der Ehe ist die Tochter Marina Alsen
(* 1942) hervorgegangen.[13] Seit 1958 war er Mitglied der Loge Freundschaft.
Eine umfangreiche Diskografie dokumentiert das große musikalische Spektrum Alsens[14]. Innerhalb der Toscanini-Edition erschien eine vollständige Aufnahme der Meistersinger von Nürnberg von den Salzburger Festspielen des Jahres 1937 mit Herbert Alsen als Pogner.
↑Ein Zyklus an Aufführungen von Werken Grillparzers fand nach zehnjährigem Bestehen 1969 mit Ein Bruderzwist im Hause Habsburg sein Ende. – Siehe: Grillparzer-Zyklus in Forchtenstein. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 29. Mai 1969, S.8, Spalte 1 Mitte. (Regie: Leopold Lindtberg. – Siehe: Fritz Walden: „Ein Bruderzwist in Habsburg“ auf Forchtenstein: Das Wort leuchtet in der Finsternis. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 4. Juni 1969, S.8, oben links.)
↑Das Grillparzer-Forum wurde neben den ausschließlich auf die Bühnenwerke Grillparzers ausgerichteten Burgspielen Forchtenstein bis 1983 jährlich auf Burg Forchtenstein abgehalten, danach wanderte es nach Wien ab. Die Burgspiele Forchtenstein verzeichneten 1983 infolge einer vom Landesrat für Kultur, Gerald Mader (1926–2019), festgestellten Grillparzer-Müdigkeit nur (mehr) 30 Prozent Auslastung, was pro verkaufter Eintrittskarte mit Landesmitteln von über 1.000 Schilling (72,7 Euro) auszugleichen war. Gemäß dem 1983 für die Burgenländischen Festspiele notwendig gewordenen neuen Konzept sollten die Burgspiele Forchtenstein, nach einer Pause im Jahr 1984, ab Sommer 1985 (ohne Schwerpunkt Grillparzer) unter der wirtschaftlich-künstlerischen Leitung von Paul Blaha (1925–2002) wieder jährlich stattfinden, jeweils begleitet von einem sich inhaltlich auf das Bühnenprogramm beziehenden Symposion. Jedoch wurde im März 1985 vom späteren LandeshauptmannJohann Sipötz die gegen die Fortführung der Burgspiele Forchtenstein getroffene Entscheidung verkündet. — Siehe:
Hans Sipötz: BF Kommentar. In: Burgenländische Freiheit. LV. Jahrgang, Nr. 10/1985, S. 2.
↑Die Intendanz der Spiele von Mörbisch und Forchtenstein ging am 1. März 1979 an das Burgtheater-Ensemblemitglied Fred Liewehr (1909–1993). Gleichzeitig wurden, im Sinne einer Neuordnung, die Burgenländischen Festspiele um die Veranstaltungsorte Kobersdorf sowie Eisenstadt erweitert und Hellmut Andics (1922–1998) zum Intendanten der Schloßspiele Kobersdorf sowie der Joseph-Haydn-Tage ernannt. In der Erkenntnis, dass die Doppelintendanz sich als nicht zweckmäßig erwiesen habe, beendeten beide Intendanten ihre Verpflichtungen nach zwei Spielsaisonen mit 31. Dezember 1980. — Siehe:
↑In den Online-Operaten der Digitalen Katastralmappe findet sich jedoch keine auf Herbert Alsen verweisende Verkehrsfläche. – Abgefragt am 2. Oktober 2012.
Literatur
einschließlich Audio und Video
Elvira Ruzicka-Picher (Aufnahmel.) et al.: Der Traum ein Leben von Franz Grillparzer, Regie Leopold Lindtberg. Probenausschnitte einer Inszenierung der Burgspiele Forchtenstein 1972. Mit Stellungnahmen von Herbert Alsen (Intendant der Burgenländischen Festspiele), Leopold Lindtberg (Regisseur), Karl Eugen Spurny (Bühnenbildner). Theaterwissenschaftliche Dokumentationen (NBM/Film), Band 2. 1 Film (16 mm, 47 Min.): Farbe, Magnetton, Originalton. Bundesstaatliche Hauptstelle für Wissenschaftliche Kinematographie (BHWK), Wien 1983, OBV.
Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, S. 10, Nr. 52.
Eva Deissen (Red.): Mörbisch – ein Festival schreibt Operettengeschichte. Begleitmaterialien: CD. Echomedia-Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-901761-62-1.
Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S.9.
Neues vom Tag. (…) Kammersänger Alsen fuhr an einen Baum. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 6. Juni 1959, S.4, Spalte 3, oben.