Dragoumis entstammte einer angesehenen Familie. Sein Großvater Markos Dragoumis war ein Anführer der griechischen Befreiungskämpfe. Ion Dragoumis war eines von elf Kindern von Stephanos Dragoumis, der als Außen-, Innen- und Finanzminister und 1910 als Ministerpräsident zahlreichen Regierungen angehörte.
Während seiner Tätigkeit in Alexandria lernte er die Schriftstellerin Pinelopi Delta kennen, mit der ihn eine leidenschaftliche Liebe und eine jahrelange Brieffreundschaft verband, bis sich Dragoumis 1912 der Schauspielerin Marika Kotopouli zuwandte.
1915 wechselte Dragoumis vom diplomatischen Dienst in die Politik. In der Kontroverse zwischen Royalisten und republikanischen Anhängern von Eleftherios Venizelos gehörte er zu den entschiedenen Gegnern des letzteren. Er ließ sich als Abgeordneter von Florina in das griechische Parlament wählen. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem König, der sich auch nach der Besetzung eines großen Teils Ostmakedoniens durch Bulgarien dem Kriegseintritt widersetzte, musste sich Dragoumis 1917 ins Exil nach Korsika begeben.[2]
Nachdem am 12. August 1920 auf Eleftherios Venizelos ein Attentat an der Gare de Lyon in Paris verübt wurde, wurde Dragoumis am folgenden Tag von Anhängern Venizelos’ getötet.[3]
Literarisches Werk
Als Schriftsteller war Dragoumis der bedeutendste Vertreter des griechischen Nationalismus.[4] Er hatte als Alternative zum reinen Nationalstaat jedoch die Vision einer Viel-Staaten-Konföderation, einer Fortsetzung des byzantinischen und des Osmanischen Reiches, die allerdings aufgrund ihrer kulturellen Überlegenheit von den Griechen dominiert werden würde.[5][6]
Dragoumis spielte eine wichtige Rolle im Streit mit den Bulgaren um Makedonien. In seinem 1907 veröffentlichten Werk „Martyron ke Iroon Ema“ (Blut der Märtyrer und Helden) machte er die Bulgaren als künftige Feinde der Griechen – nach den Osmanen – aus und beschwor das Vorbild des „Bulgarentöters“ Basileios II.[7]
Κοινότης, Έθνος και Κράτος Kinotis, Ethnos ke Kratos (Gemeinschaft, Nation und Staat)
Ο ελληνισμός μου και οι Έλληνες O Ellinismos ke i Ellines (Der Hellenismus und die Griechen), 1927
Ehrungen
Nach Dragoumis ist das Dorf Ionas Dragoumis benannt, eine bis 2010 selbständige Gemeinde, die heute zur Gemeinde Argos Orestiko gehört. Von hier stammte die Familie Dragoumis.
Auf dem Makedomachon-Platz in Thessaloniki wurde eine von dem Bildhauer Giannis Pappas geschaffene Statue von Ion Dragoumis errichtet.[10] In Thessaloniki ist auch eine Straße nach Dragoumis benannt.
An der Kreuzung Vasilissas-Sofias-Straße und Moni-Petraki-Straße in Athen, der Stelle, an der er getötet wurde, erinnert eine Gedenksäule an das Ende Dragoumis‘.