Jakub Lorenc wuchs als sechstes von neun Kindern in einer sorbischen Häuslerfamilie in Radibor im sächsischen Teil der Oberlausitz auf. Er war das zweite gemeinsame Kind von Johann Lorenz (Jan Lorenc) und dessen zweiter Ehefrau Maria, geb. Robel (Marja Wróblec).[1] 1887 wurde er Domstiftsknabe in Bautzen und besuchte dort das katholische Seminar, bevor er zwei Jahre später das Deutsche Gymnasium in Prag besuchte. Während seiner zweijährigen Prager Zeit war er Zögling des Wendischen Seminars und Mitglied in der sorbischen Studentenvereinigung Serbowka.
Ab 1891 erlernte er bei seinem Bruder Mikławš auf Schloss Zschorna bei Wurzen das Forsthandwerk. Nach dem Armeedienst war er weitab der Lausitz ab 1895 als Förster im Westen Deutschlands tätig. Erst gegen Ende des Ersten Weltkriegs kam er zurück in die Lausitz und kaufte in Schleife (im damals preußischen Teil der Oberlausitz) ein Sägewerk, das verkehrsgünstig an der Berlin-Görlitzer Bahn in der Nähe des Bahnhofs lag.
Die Einkünfte aus dem Sägewerk ermöglichten es Lorenc, als freier Schriftsteller tätig zu werden. Gemeinsam mit Jan Skala gab er in der benachbarten Industriegemeinde Weißwasser die zweisprachige Serbski Dźenik(Sorbische Tageszeitung) heraus.
Als nationalbewusster Sorbe wurde er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verfolgt und 1933 kurzzeitig inhaftiert. Darüber hinaus wurde er mit einem Schreibverbot sowie mit einem Teilnahmeverbot an politischen Veranstaltungen belegt. Krankheitsbedingt siedelte Lorenc 1938 zu seiner Tochter nach Berlin über, wo er im Folgejahr verstarb.[2] Die Beisetzung erfolgte auf seinen eigenen Wunsch hin auf dem Friedhof seines Geburtsdorfes Radibor. Die Grabstelle existiert bis heute.
Literarisches Schaffen
Lorenc gilt als bedeutendster sorbischer Schriftsteller der Zwischenkriegszeit. Bereits während seiner Ausbildung veröffentlichte er 1892 unter dem Pseudonym Zalěski einen Zyklus von Jagderzählungen in der Zeitschrift „Łužica“ (Lausitz). In seiner Zeit außerhalb der Lausitz stellte Lorenc seine schriftstellerische Tätigkeit ein, nahm sie nach seiner Rückkehr jedoch wieder auf. Er schrieb vor allem Märchen, Erzählungen und Romane. Von 1924 bis 1934 war er Vorsitzender des Kreises Sorbischer Schriftsteller.
Sein 1931 erschienenes Werk Kupa zabytych (Die Insel der Vergessenen) gilt mitbegründend für die moderne sorbische Erzählkunst. Das 1932 und 1933 verfasste Romanfragment W putach wosuda (In den Fesseln des Schicksals) trägt autobiographische Züge und blieb unvollendet. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Der-hinter-den-Wäldern und Zaleski hinter dem Walde.[3]
Trudla Malinkowa: Sorbische Denkmale. Handbuch sorbischer Gedenk- und Erinnerungsstätten. Domowina Verlag, Bautzen 2022, ISBN 978-3-7420-2647-7, S. 165f.
Einzelnachweise
↑Taufbuch der Pfarrgemeinde Radibor, Eintrag 33/1874
↑Landratsamt des Niederschlesischen Oberlausitzkreises (Hrsg.): Persönlichkeiten des Oberlausitzer Lebens. Teil 1: Muskauer Heide (= Heimatkundliche Beiträge für den Niederschlesischen Oberlausitzkreis. Band12). Görlitz 1995, S.62–63.