Jasnaja Poljana (russischЯсная Поляна, deutsch Gut Trakehnen, 1929 bis 1945 Groß Trakehnen, und Trakehnen) ist eine Siedlung in der russischenOblast Kaliningrad. Sie gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Nesterow im Rajon Nesterow.
Der Ortsname Trakehnen leitet sich von einem baltischen Wort (litauisch oder altpreußisch) trakis= „Lichtung, Brandstätte“ ab. Die russische Bezeichnung bedeutet ebenfalls helle Lichtung.
Geschichte
Gut Trakehnen / Groß Trakehnen
Gleich im nordwestlichen Anschluss an das Dorf Trakehnen (s. u.) folgte das Hauptvorwerk des preußischen Hauptgestütes Trakehnen, es war die Heimat der PferderasseTrakehner.
Der Gutsbezirk Trakehnen gehörte seit 1874 zum Amtsbezirk Trakehnen im Landkreis Stallupönen,[2] dem auch noch die Landgemeinde Iszledimmen angehörte. Am 10. Oktober 1884 wurde diese aufgelöst, da sie für das Gestüt aufgekauft worden war. Im Jahr 1900 wurden die Güter Bajohrgallen, Birkenwalde, Burgsdorfshof, Danzkehmen, Gurdszen, Kalpakin und Taukenischken als Vorwerke an das Gut Trakehnen angeschlossen. Im Jahr 1910 hatte der so vereinigte Ort 1691 Einwohner.[3] Am 30. September 1929 wurde der Gutsbezirk Trakehnen in die Landgemeinde Groß Trakehnen umgewandelt. Im Jahr 1933 zählte diese 1540 Einwohner.[4] Im Jahr 1938 wurden die Vorwerke Bajohrgallen in Goltzfelde, Danzkehmen in Oettingen, Gurdszen[5] in Schwichowshof, Kalpakin in Königseichen und Traukenischken in Belowsruh umbenannt. Im Jahr 1939 zählte Groß Trakehnen 1519 Einwohner.[4]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Groß Trakehnen und Trakehnen unter sowjetische Verwaltung gestellt. Im Jahr 1947 erhielt Groß Trakehnen den russischen Namen Jasnaja Poljana und Trakehnen den russischen Namen Diwnoje.[8] Gleichzeitig wurden beide Orte in den Dorfsowjet Tschkalowski selski Sowet im Rajon Nesterow eingeordnet. Die im Jahr 1900 zum Gut Trakehnen hinzugekommenen Vorwerke gehörten offenbar in der Folge nicht mehr zu Jasnaja Poljana.[9] Ob es ein eigenständiges Diwnoje in dieser Form vor Ort wirklich gegeben hat, muss zunächst offenbleiben. Heute wird mit Diwnoje der ehemalige Wohnplatz Bahnhof Trakehnen bezeichnet. Jedenfalls gehört das ehemalige Dorf Trakehnen gemäß der verfügbaren Karten spätestens seit Ende der 1960er Jahre mit zu Jasnaja Poljana. Etwa in den 1970er Jahren war Jasnaja Poljana selber Verwaltungssitz des Tschkalowski selski Sowet. Von 2008 bis 2018 gehörte der Ort zur Landgemeinde Iljuschinskoje selskoje posselenije, von 2019 bis 2021 zum Stadtkreis Nesterow und seither zum Munizipalkreis Nesterow. Die Einwohnerzahlen von Jasnaja Poljana bei den drei letzten Volkszählungen in den Jahren 2002, 2010 und 2021 betrugen 955, 997 und 702.
Die Wiederbesiedlung erfolgte, wie in den meisten russischen Teilen des ehemaligen Ostpreußen, nur spärlich. Im Dorf sind noch wenige Häuser aus deutscher Zeit erhalten. Die Anlagen des Gestüts sind weitestgehend verfallen. Im ehemaligen Landstallmeisterhaus (Schloss Trakehnen) sowie dem ehemaligen Reitburschenhaus befindet sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine Schule. Durch die Schüler und Lehrer der Schlossschule werden die Geschichte des Ortes sowie des Hauptgestütes Trakehnen in einem kleinen Museum gepflegt und auf Nachfrage der Öffentlichkeit vorgestellt. Pferdezucht wird direkt am Standort nicht mehr betrieben. Jedoch befindet sich zum Beispiel in Majowka (dem früheren Landgestüt Georgenburg) eine Pferdezucht.
August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 471–471.
Wolfgang Rothe, ORTSATLAS TRAKEHNEN – Das Hauptgestüt, seine Vorwerke und das Dorf. Eine siedlungsgeschichtliche Dokumentation. Selbstverlag, gebunden, 560 S. mit 4 Seiten Nachtrag und Rezensionen, über 1000 Fotos, Karten, Dokumente, Abbildungen, Tabellen, Luftbild-Aufnahmen; Rezension von G. Turner; 2011
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Michael Rademacher: Ebenrode. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 In dieser Quelle ist auch noch eine Einwohnerzahl von 818 für das Jahr 1885 aufgeführt. Diese könnte sich aber vielleicht auf das Gut Trakehnen beziehen.
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
↑Taukenischken/Belowsruh erhielt 1950 den russischen Namen Rasdelnoje. Gurdszen/Schwichowshof erhielt zu einem unbekannten Zeitpunkt den russischen Namen Chutorskoje. Birkenwalde, Burgsdorfshof und Danzkehmen/Oettingen wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt unter dem russischen Namen Sosnowka zusammengefasst. Für die nicht mehr existenten Bajohrgallen/Goltzfelde und Kalpakin/Königseichen sind keine russischen Namen bekannt.
↑Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968, S. 36.