Jungius war der Sohn des Nikolaus Jungius, einem Lehrer des Katharineum zu Lübeck und Brigitta Jungius (geb. Hollmann), Tochter des Pastors der Kathedralkirche von Lübeck. Er verlor seinen Vater wegen eines durch eine nächtliche Verwechslung hervorgerufenen Totschlags bereits im Jahr 1589. Seine Mutter ließ ihn in den 1590er Jahren im Katharineum zu Lübeck ausbilden.[1] Joachim Jungius absolvierte seine Schulausbildung unter dem Rektor Otto Walper (Gualtperius).[2] Es ist überliefert worden, dass Jungius einen Sophismus aus der Abhandlung “Institutiones dialecticae” des Pedro da Fonseca mit dem Rektor diskutierte, der in der Folge seine ursprünglich fehlerhafte Einordnung des Sophismus als Fehlschluss vor allen Schülern korrigierte.[3] Danach studierte Jungius Metaphysik, zunächst von 1606 bis 1608 an der Universität Rostock,[4] danach in Gießen. 1609 erhielt er dort eine Professur für Mathematik, die er bis 1614 innehatte. 1616 kehrte er nach Rostock zurück, um ein Medizinstudium aufzunehmen, das er schließlich 1619 an der Universität Padua abschloss.
Von 1624 bis 1625 und erneut von 1626 bis 1628 wirkte er an der Universität Rostock als Mathematikprofessor, dazwischen kurz an der Academia Julia in Helmstedt als Professor für Medizin. 1629 schließlich zog er nach Hamburg und wurde dort Professor für Naturwissenschaften. Dort übernahm Jungius auch das Rektorat des Johanneums, einer Lateinschule, und des unter demselben Dach untergebrachten Akademischen Gymnasiums.
Wirken
In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen:
In Rostock gründete Joachim Jungius 1622 die erste naturwissenschaftliche Gesellschaft nördlich der Alpen, die Societas ereunetica sive zetetica.
Er beschäftigte sich mit der Atomistik und trug zur Begründung der Chemie als Naturwissenschaft bei. Sein wohl wichtigstes Werk Logica Hamburgensis (1638) beschäftigt sich mit der Erneuerung der Logik.
Joachim Jungius verwarf in seiner 1630 verfassten und 1662 publizierten Dissertation Doxoscopiae Physicae Minores die vier Elemente des Altertums (Feuer, Erde, Luft und Wasser) und die drei der Alchemie (Quecksilber, Schwefel, Salz). Ebenso verwarf er die Idee der Alchemisten, Gold durch Umwandlung der Metalle zu gewinnen. Chemische Elemente seien einheitliche, nicht weiter zerlegbare Stoffe.
Auch der Nachweis, dass die Kettenlinie keine Parabel ist, wie bis dahin unter anderem von Galileo Galilei angenommen, wurde 1639 von ihm erbracht.[5]
In seinem Testament stiftete Jungius ein Stipendium für Studierende der Mathematik und Philosophie. Jährlich erhielten dieses Stipendium sechs Studierende, die dafür seine hinterlassenen Manuskripte ordnen und vervollständigen sollten.[7]
Isagoge phytoscopica. Hamburg [1678] (Digitalisat) – herausgegeben von Johann Vaget (1633–1691).
Moderne Ausgaben
Gaby Hübner: Aus dem literarischen Nachlaß von Joachim Jungius. Edition der Tragödie Lucretia und der Schul- und Universitätsreden. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-86273-3.
Christoph Meinel (Hrsg.): Joachim Jungius: Praelectiones Physicae. Historisch-kritische Edition. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-85572-9.
Rudolf W. Meyer (Hrsg.): Joachimi Jungii Logica Hamburgensis. Augustin, Hamburg 1957 (kritische Ausgabe).
Clemens Müller-Glauser (Hrsg.): Joachim Jungius: Disputationes Hamburgenses. Kritische Edition. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1988, ISBN 3-525-86237-7.
Wilhelm Risse (Hrsg.): Joachimi Jungii Logicae Hamburgensis additamenta. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1977, ISBN 3-525-85555-9.
Briefe
Martin Rothkegel (Hrsg.): Der Briefwechsel des Joachim Jungius. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 978-3-525-86330-5.
Karl Mägdefrau: Geschichte der Botanik. Leben und Leistung großer Forscher. 2. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 1992, S. 47–49.
Christoph Meinel: Der Begriff des chemischen Elementes bei Joachim Jungius. In: Sudhoffs Archiv. Band 66, Heft 4 (1982), S. 313–338 (Digitalisat).
Christoph Meinel: In physicis futurum saeculum respicio: Joachim Jungius und die Naturwissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984 (Digitalisat).
↑Edward Harrington Lockwood: A book of curves. Cambridge University Press, Cambridge 1971, S.124.
↑Gottfried Wilhelm Leibniz: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie. Zur allgemeinen Charakteristik (= Philosophische Werke. Band 1). Übersetzt von Artur Buchenau. Durchgesehen und mit Einleitungen und Erläuterungen herausgegeben von Ernst Cassirer. Meiner, Hamburg. 1966, S. 33.