Die Hauptanstalt (Hintere Höllgasse 1) wurde 1861 als Oberamtsgerichtsgefängnis errichtet. Das Gebäude samt Ummauerung steht unter Denkmalschutz. Es handelt sich um einen mehrgeschossigen, unverputzten Bau aus Tuffsteinmauerwerk mit Satteldach und Schildgiebeln. Im 19. Jahrhundert fanden im Gefängnishof noch Hinrichtungen statt.[1]
In Rottweil sind nur Männer untergebracht. Hier werden Strafen bis zu sechs Monaten verbüßt. Daneben gibt es Untersuchungshäftlinge und aus zivilrechtlichen Gründen Inhaftierte. Die Insassen stammen in der Regel aus dem Landgerichtsbezirk Rottweil. In Hechingen und Villingen-Schwenningen sitzen männliche Erwachsene in Untersuchungshaft, die aus dem Landgerichtsbezirk Hechingen oder aus den Amtsgerichtsbezirken Villingen-Schwenningen und Donaueschingen stammen.
Oberndorf ist Untersuchungsgefängnis für Jugendliche und Heranwachsende aus allen genannten Land- und Amtsgerichtsbezirken.
Behandlung, Betreuung, Arbeit und Freizeit
Es stehen ehrenamtlich Betreuer zur Verfügung. Es besteht eine Suchtberatung. Die beiden großen christlichen Konfessionen werden durch Seelsorger vertreten. Es werden unter anderem Spielgruppen und sportliche Aktivitäten angeboten. Diese können im Freien und in Krafträumen durchgeführt werden. Daneben besteht eine Bibliothek.
Die Häftlinge werden zur Arbeit (ca. sieben Stunden täglich) herangezogen. In Oberndorf besteht für acht Häftlinge die Möglichkeit, sich auf den Hauptschulabschluss vorzubereiten.
Neubau
In Rottweil wird ein neues Gefängnis errichtet, es bestehen Pläne, die vier alten Gebäude stillzulegen. Der Neubau ist auf 26.000 m² für 502 Gefangene ausgelegt, er soll 280 Millionen Euro kosten und bis 2027 errichtet werden.[3][4] Der erste Spatenstich erfolgte am 26. Juni 2023.[3] Die Neubaupläne, insbesondere die Standortfrage, beschäftigten bereits den Landtag von Baden-Württemberg[5] und wurden im September 2015 durch einen Bürgerentscheid in Rottweil bestätigt.[3]
Trivia
Im Volksmund wird das Rottweiler Gefängnis nach dem Nachnamen eines früheren Leiters auch als „Café Lang“ bezeichnet. Der frühere Stuttgarter Bürgermeister Gerhard Lang, der als Sohn des Gefängnisverwalters dort aufwuchs, beschreibt in seinem Buch Kein Engel in der Höllgasse humorvoll das Leben im und um das Gefängnis.[6]
2012 kam es zu einem Ausbruch von zwei Inhaftierten, die aber bald gefasst wurden.[7]
↑Katharina Herrmann, Patrick Jung, Armin Braun: Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Band 3 7 Teilband 2: Regierungsbezirk Freiburg Landkreis Rottweil Landkreis Rottweil / von Katharina Herrmann und Patrick Jung ; mit Beiträgen von Armin Braun [und 9 weiteren] ; mit Fotografien von Ulrich Engert, HP Kammerer, Rainer Langenbacher, Felix Pilz und anderen (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Thorbecke, Ostfildern 2023, ISBN 978-3-7995-1173-5.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Gerhard Lang: Kein Engel in der Höllgasse: von originellen Missetätern und einem Rottweiler Unikum. Stuttgart, Silberburg-Verl., 1992, ISBN 3-87407-136-7