Karin Baal wuchs zusammen mit einem Bruder ohne Vater in sozial schwierigen Verhältnissen auf. Die Mutter arbeitete als Schneiderin und Fabrikarbeiterin, so dass die Kinder von der Großmutter betreut wurden, die in der Triftstraße im Berliner Bezirk Wedding wohnte. Nach der Realschule begann Baal mit 16 Jahren eine Ausbildung als Modezeichnerin.
1956 erfuhr sie davon, dass für den Film Die Halbstarken eine junge Schauspielerin, „ein Typ wie Marina Vlady“ gesucht wurde, die das verkörpern sollte, was damals als Zeitgeist galt. Ohne Schauspielausbildung erhielt Baal unter 700 Bewerberinnen die Hauptrolle und einen dreijährigen Ausbildungsvertrag. Brigitte Grothum synchronisierte Baal in diesem Film, da die zuvor noch nie vor einer Kamera gestanden hatte und auch sonst über keinerlei schauspielerische Erfahrung verfügte. Fortan war sie auf die Rolle der blonden Rebellin festgelegt. So spielte sie 1958 auch eine Nebenrolle in dem Film Das Mädchen Rosemarie, einer Verfilmung des Lebens von Rosemarie Nitribitt. Auch in anderen Filmen wurde sie vornehmlich in der Rolle der anrüchigen jugendlichen Verführerin besetzt.
1959 beendete Baal ihre Schauspielausbildung bei Luise Berger und Ilse Bongers. Ihr Debüt gab sie 1959 als Su Shu Chan in Günther Weisenborns15 Schnüre Geld im Theater an der Brienner Straße in München. Ab dieser Zeit trat sie regelmäßig am Theater auf. Anschließend spielte sie in mehreren Edgar-Wallace-Filmen, wo sie die „verfolgte Unschuld“ darstellte. Später engagierte Rainer Werner Fassbinder sie für drei seiner Filme.
Im Juli 2018 erhielt Baal in Berlin den erstmals verliehenen und mit 10.000 Euro dotierten Götz-George-Preis für ihr Lebenswerk. Die Götz-George-Stiftung würdigte Baal als „großartige Schauspielerin und bewundernswerte Frau“. Sie öffne sich schonungslos und mit berührender Hingabe ihren Figuren und mache dadurch auch feinste Nuancen ihrer großen Gefühlsskala sichtbar, hieß es. Die Laudatio hielt Armin Rohde in Vertretung für Mario Adorf, der eine Videobotschaft sandte.[1]
Privates
Karin Baal heiratete 1960 ihren Freund aus der Jugendzeit und Filmpartner aus Die Halbstarken, Karlheinz Gaffkus, mit dem sie einen Sohn bekam. Bereits nach zwei Jahren ließ sich das Paar scheiden und Baal ging 1962 mit dem Schauspieler Helmuth Lohner eine zweite Ehe ein. 1967 kam ihre Tochter Therese Lohner zur Welt, die ebenfalls Schauspielerin wurde. Die Familie verbrachte einen Großteil ihres Lebens in der Schweiz. 1977 scheiterte auch diese Ehe.
Ihr dritter Ehemann, der Schauspieler Volker Eckstein, starb 1993 an Krebs. Sein Tod stürzte Baal für sieben Jahre in eine schwere Krise, Alkoholprobleme ließen ihre Karriere einbrechen. 2006 hatte sie ihr Bühnencomeback in der DüsseldorferKomödie mit dem Stück 8 Frauen. Zur selben Zeit wurde sie mit einer Matinée im Filmmuseum Düsseldorf geehrt. Von 2000 bis 2004 war sie mit Cevdet Çelik verheiratet.
Im Oktober 2012 stellte Baal im Berliner Wintergarten ihre Memoiren vor, die unter dem Titel Ungezähmt – Mein Leben vom Münchner Südwest-Verlag herausgegeben wurden. Sie starb im November 2024 in Berlin im Alter von 84 Jahren.[2]
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A–C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 204.