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Karl-Ernst Sasse

Karl-Ernst Sasse (* 5. Dezember 1923 in Bremen; † 12. November 2006 in Potsdam-Babelsberg) war ein deutscher Komponist und Dirigent. Er galt als einer der bedeutendsten Filmkomponisten der DDR. Sein Lebenswerk als Komponist umfasst zahlreiche Bühnenmusiken sowie mehr als 500 Filmvertonungen für diverse DEFA-Filme.[1] In den 1960er und 1970er Jahren komponierte er die Musik zu mehreren DEFA-Indianerfilmen und Stummfilmklassikern, die ihn bekannt machten. Von 1959 bis 1964 war er Chefdirigent DEFA-Sinfonieorchesters Potsdam-Babelsberg und von 1964 bis 1967 des Staatlichen Sinfonieorchesters Halle.

Leben

Frühe Jahre

Karl-Ernst Sasse wurde 1923 als Sohn des Musikpädagogen und Dirigenten Ernst Sasse und seiner Frau Herta, einer chemischen Assistentin, in Bremen geboren. Schon als Kind wurde er künstlerisch von seinen Eltern massiv gefördert. Im Alter von sieben Jahren erhielt er Privatunterricht und erlernte so bereits früh das Spielen diverser Musikinstrumente wie Klavier, Flöte, Bratsche und Saxophon. Mit zehn Jahren komponierte er erstmals eigene Stücke und beschäftigte sich autodidaktisch mit Musiktheorie.[1]

Seine Schullaufbahn startete er in Bückeburg, wo er von 1934 bis 1936 das Gymnasium Adolphinum besuchte. Anschließend wechselte er für vier Jahre ans Gymnasium Athenaeum Stade und ein weiteres Mal nach Sondershausen, wo er 1942 sein Abitur ablegte. Im April 1942 wurde er als Soldat in die Wehrmacht eingezogen und zur Luftwaffe versetzt, wo er zunächst in einem Musikcorp in Nordhausen spielte und später ein Orchester an der Flugzeugführerschule in Schlesien gründete.

Karrierebeginn

Nach Kriegsende studierte er vom 1. Oktober 1945 am Konservatorium Sondershausen im Fachbereich Dirigieren, Komposition, Klavier, Bratsche und Gesang. Parallel zu seinem Studium arbeitete Sasse als Korrepetitor und Operndirigent am Landestheater Sondershausen. 1948 wurde er erster Opernkapellmeister und 1950 Musikalischer Oberspielleiter. Dem folgte seine Tätigkeit als Solorepetitor und Kapellmeister am Landestheater Meiningen (1948–1951).[2] Des Weiteren baute er als Städtischer Musikdirektor (1951–1956)[2] das Städtische Orchester in Wernigerode auf, leitete in der Folgezeit diverse Sinfonie- und Kurkonzerte. Als Kapellmeister und zweiter Dirigent unter Horst Förster wechselte er an das Staatliche Sinfonieorchester Halle (1956–1958).[2]

Am 1. Januar 1959 übernahm Sasse die Leitung des DEFA-Sinfonieorchesters Potsdam-Babelsberg und vertonte im Laufe seiner Karriere eine Vielzahl von Filmen für die DEFA-Studios. Anfänglich überwachte er lediglich die Einspielung der Kompositionen, später erschuf er auch eigene Stücke für eine Vielzahl von Filmgenres. Während der Arbeit für die DEFA und das Fernsehen der DDR wurde Sasse 1964[2] Chefdirigent des Staatlichen Sinfonieorchesters Halle und führte in dieser Funktion u. a. das „Solidaritätslied“ auf.

Werk

Der Fernsehfilm Monolog für einen Taxifahrer von Günter Kunert und Günter Stahnke, für den er 1962 seine erste Musik schrieb, wurde verboten und erst 1990 aufgeführt. Sein erster Kinofilm war Das Geheimnis der 17, ein Kinderfilm aus dem Jahr 1963. Ein Jahr darauf hatte er mit der Musik zu Alaskafüchse sein Spielfilmdebüt. Ab 1967[2] arbeitete Sasse freischaffend und avancierte zum meistbeschäftigten Komponisten der DEFA, der bis zur Auflösung der ostdeutschen Filmproduktionsgesellschaft ca. 550 Filmvertonungen kreierte. In den 1960er und 1970er Jahren komponierte er die Musik für mehrere DEFA-Indianerfilme mit Gojko Mitić in der Hauptrolle (Spur des Falken, Weiße Wölfe, Ulzana, Blutsbrüder und Der Scout). In den 1970er Jahren steuerte er die Musik zu mehreren Stummfilmklassikern bei (Der Golem, wie er in die Welt kam, Das Cabinet des Dr. Caligari, Von morgens bis Mitternacht und Die Austernprinzessin). In den 1990er Jahren schrieb er die Musik zu rekonstruierten Stummfilmen, u. a. Der letzte Mann im Auftrag der Friedrich Wilhelm Murnau-Gesellschaft, zudem komponierte er die Musik zu dem Film Der Einstein des Sex (1999) von Rosa von Praunheim.

Neben seiner Filmarbeit komponierte Sasse Bühnenmusiken für verschiedene ostdeutsche Theater in Potsdam, Brandenburg und Berlin. Daneben schuf er diverse Lieder, Musicals, Chansons sowie das Kinderballettwerk Hase und Igel, das 1969 in Buna uraufgeführt wurde.

Familie

Karl-Ernst Sasse war seit 1949 mit der Soubrette Inge Burg verheiratet. Er starb am 12. November 2006 in Potsdam-Babelsberg.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Kompositionen

  • Vier Lieder (Christian Morgenstern) für Sopran und Kammerorchester, 1955
  • Das Jahr im Wald (Hans Möskenthin). Kantate für Sopran, Tenor, gemischten Chor und Kammerorchester
  • Requiem für die unbekannten Toten von Hiroshima (Eugen Jebeleanu) für 6-stimmigen gemischten Chor a-cappella, 1972
  • „Sequenzen“ für großes Orchester, 1976
  • Nocturnes für großes Orchester, 1982
  • Die Zeit, sie zerrt am Zügel (Larissa Wassiljewa, Textnachdichtung: Sarah Kirsch). Vier Lieder für Sopran, Flöte, Violine, Cembalo, 1976
  • „Notenbüchel für zwei“ für Flöte und Tuba, 1981
  • Serenade für Oboe, Klarinette und Fagott, 2001
  • „Kirmes“ für 2 Klarinetten, Alt- und Bassklarinetten, 2001
  • „Syrinx“ für Klarinette solo, 2001

Filmmusik

Literatur

  • Gabriele Baumgartner: Reuter, Rolf. In: Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR. 1945–1990. Band 2: Maaßen–Zylla. Nachtrag zu Band 1, K. G. Saur, München 1997, ISBN 3-598-11177-0, S. 755.
  • Hans-Michael Bock: Karl-Ernst Sasse. In: Ders. (Hrsg.): CineGraph Kompakt. Kompakt-Lexikon zum deutschsprachigen Film. Edition Text & Kritik, München 1984.
  • Vera Grützner: Musiker in Brandenburg vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Jaron, Berlin 2004, ISBN 3-89773-507-5, S. 220.
  • Wolfgang Klaue, Christiane Mückenberger (Hrsg.): Film A–Z. Regisseure, Kameraleute, Autoren, Komponisten, Szenographen, Sachbegriffe. Henschel, Berlin 1984.
  • Karl-Ernst Sasse – „Ich bin sozusagen ein Bestellkomponist“, Interview mit Mike Beilfuß, in: Cinema Musica. Ausgabe 5/Juli 2006, S. 22–29

Einzelnachweise

  1. a b vgl. DDR-Filmkomponist gestorben auf Spiegel Online; abgerufen am 27. Juni 2007
  2. a b c d e Vera Grützner: Musiker in Brandenburg vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Jaron, Berlin 2004, ISBN 3-89773-507-5, S. 220.
  3. Hohe Auszeichnungen verliehen. In: Berliner Zeitung, 8. Oktober 1986, Jg. 42, Ausgabe 237, S. 4.
  4. Birgit Kahle-Hanusa: Der Golem – Die Filmmusik. In: Karl-Ernst Sasse: Der Golem. Delta Music, Königsdorf 1996. Best.-Nr. 10467. S. 7.
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