Bei der Kauterisation (von lateinischcauterisatio‚Brennen mit dem Brenneisen oder einem Ätzmittel‘),[1]Kauterisierung oder Kaustik (von altgriechischκαυστόςkaustos, deutsch ‚verbrannt‘) wird Gewebe durch den Kauter oder chemische Mittel (Ätzmittel) zerstört. Dadurch kann z. B. eine Blutung gestoppt oder eine gutartige Wucherung entfernt werden.
Der Kauter (altgriechisch kautêr) oder das Kauterium (lateinisch cauterium; Verbrenner, Brenneisen, Glüheisen)[2] ist ein chirurgisches Instrument zum Kauterisieren (auch „Kautern“ genannt), das bereits in der Zeit der Pharaonen in Ägypten erfunden[3] wurde und heute als Elektrokauter in Form einer feinen, durch elektrischen Strom erhitzten Drahtschlinge zum Einsatz kommt. Im Wesentlichen dient der Kauter während einer Operation zur Blutstillung oder zum Schneiden. Die entsprechende Operationstechnik ist die Elektrokaustik.
Synonym wird für die Kauterisation mittels Elektrokauter oft der Begriff Diathermie gebraucht.
Geschichte
Die Kauterisation mit dem Glüheisen wird seit der Antike, so in der griechisch-römischen Medizin, als Alternative zu Torsion und Ligatur (Gefäßunterbindung) verwendet (etwa bei Antyllos), um Blutungen zu stoppen.[4] Das frühere Verfahren, etwa im Rahmen von Amputationen, war einfach: Ein Stück Metall wurde über Feuer erhitzt und auf die Wunde aufgetragen. Dies führte dazu, dass sich Gewebe und Blut schnell auf extreme Temperaturen erhitzten, was eine Koagulation des Blutes zur Folge hatte und somit die Blutung auf Kosten umfangreicher Gewebeschäden kontrollierte.
Kauterisation war bereits im Mittelalter eine häufige Behandlung, manchmal unbeabsichtigt wie beim Hubertusschlüssel.
Viele chemische Reaktionen können Gewebe zerstören und einige werden routinemäßig in der Medizin eingesetzt, meist zur Entfernung kleiner Hautläsionen wie Warzen oder nekrotischem Gewebe oder zur Blutstillung.[13] Da Chemikalien in Bereiche gelangen können, die nicht für die Kauterisation vorgesehen sind, sind Laser- und elektrische Methoden praktischer.[14] Einige Kauterisationsmittel sind:
Silbernitrat ist der Wirkstoff des Lunarkaustiks, eines Stabes, der traditionell wie ein großes Streichholz aussieht. Er wird in Wasser getaucht und für einige Momente auf die Läsion gedrückt.[15]
Cantharidin ist ein Extrakt des Blasenkäfers, der epidermale Nekrose und Blasenbildung verursacht.[17] Es wird zur Behandlung von Warzen eingesetzt.[18]
↑Friedrun R. Hau: Kauterisation. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 730.
↑Vgl. Friedrun R. Hau: Kauterisation. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Berlin / New York 2005, S. 730.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 2.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 11.
↑Christian Neubert, Ludwig Faupel, Uwe Katzenmeier: Bauchwandbrüche. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 139–152, hier: S. 140 f.
↑Christian Neubert, Ludwig Faupel, Uwe Katzenmeier: Bauchwandbrüche. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 139–152, hier: S. 141.
↑Karl Sudhoff: Beiträge zur Geschichte der Chirurgie im Mittelalter. 2 Bände. Leipzig 1914/1918 (= Studien zur Geschichte der Medizin. Band 10 und 12), hier: Band 2 (1918), S. 178, 220 und 284.
↑Vgl. auch Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 22.
↑Vgl. Wolfram Kock: Zur Frühgeschichte der Laparoskopie, der Thorakoskopie und der Thorakokaustik. In: Christa Habrich, Frank Marguth, Jörn Henning Wolf (Hrsg.) unter Mitarbeit von Renate Wittern: Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag. München 1978 (= Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe. Band 7/8), ISBN 3-87239-046-5, S. 517–528, hier: S. 522 ff.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 66.
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↑Chuong Ho, Charlene Argáez: Topical Silver Nitrate for the Management of Hemostasis: A Review of Clinical Effectiveness, Cost-Effectiveness, and Guidelines (= CADTH Rapid Response Reports). Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health, Ottawa (ON) 2018 (englisch, nih.gov).
↑Satish S. Satpute, Samir V. Joshi, Ripudaman Arora, Neel Prabha, Prashant Keche, Nitin M. Nagarkar: Cryosurgery Vs Trichloroacetic Acid Chemical Cautery for the Treatment of Hypertrophied Nasal Turbinate: A Comparative Study. In: Iranian Journal of Otorhinolaryngology. 32. Jahrgang, Nr.112, 2020, ISSN2251-7251, S.303–309, doi:10.22038/ijorl.2019.39039.2293, PMID 33014907, PMC 7515624 (freier Volltext) – (englisch).
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