Kirchdorf liegt im Leukental, nahe St. Johann in Tirol. Die Gemeinde besteht aus mehreren Weilern und Streusiedlungen. Zum Gemeindegebiet gehört auch ein großer Teil des Wilden Kaisers. Kirchdorf ist die flächenmäßig zweitgrößte Gemeinde im Bezirk Kitzbühel und liegt im Gerichtsbezirk Kitzbühel.
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende zwei Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
Kirchdorf war schon zu Urzeiten besiedelt, jedoch gab es nie dauerhafte Siedlungstätigkeiten. Die erste urkundliche Erwähnung als „Chirichdorf“ erfolgte im Traditionsbuch von Kloster Tegernsee in den Jahren 1107/13–1121.[3] Seinen Namen hat Kirchdorf von der Kirche, die eine der ältesten im Bezirk ist. Schon im späten 2. und frühen 3. Jahrhundert n. Chr. stand an der Stelle des heutigen Gotteshauses eine römische Villa.
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich Kirchdorf zu einem Bergbaudorf. Es wurden eine Schmelze, ein Hammerwerk, ein Gusswerk und eine Schmiede errichtet. Die Fugger waren Besitzer der Erzgruben am Rerobichl bei Oberndorf, die vor allem Kupfererze abbauten und in Litzelfelden bei Kirchdorf verarbeiteten. Doch bereits zur Mitte des folgenden Jahrhunderts stellte man nach und nach den Bergbau wieder ein.
Während der Zeit des Tiroler Freiheitskampfes wurden die Kirchdorfer samt ihrem Gebiet von General Wrede gebrandschatzt. Dabei zerstörte man 1809 auch die Kirche.
Kirchengeschichte
Im 8. Jahrhundert wurde auf Fundamenten einer alten Villa, die in den Unruhen der Völkerwanderung zerstört worden war, die erste Kirche errichtet. Im Jahre 1200 legte man den Grundstein zum heutigen Sakralbau. Erst 300 Jahre später wurde dieser gotisiert. Im 18. Jahrhundert erhielt die Pfarrkirche ihr heutiges barockes Aussehen.
Die Pfarrei Kirchdorf war bis 1805 auch zuständig für Reit im Winkl, was zu einer engen Verbindung der beiden Gemeinden führte, die Verbindung löste sich jedoch nach dem Aufbau einer eigenen Pfarrei auf.
Katholische Filialkirche Erpfendorf hl. Barbara: Sie wurde 1954–1956 nach Plänen des österreichischen Architekten Clemens Holzmeister erbaut und befindet sich im Ort Erpfendorf.
Wintersteller-Denkmal: Das Denkmal zu Ehren des Kommandanten der Tiroler Schützen befindet sich neben dem Feuerwehrhaus.
Sommernachtsfest: Jedes Jahr findet am ersten Samstag im August das regional bekannte Sommernachtsfest statt, das von den zahlreichen ortsansässigen Vereinen ausgerichtet wird.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftlich bedeutend ist neben der Landwirtschaft vor allem der Tourismus. Durch die Nähe zu größeren Winterskigebieten wie St. Johann, Kitzbühel und Waidring ist Kirchdorf im Winter ein beliebter Urlaubsort. Im Sommer ist der Ort durch die Nähe des Wilden Kaisers sowie durch die Wege entlang der renaturierten Großache ein Ziel für Radfahrer und Wanderer.
Politik
Gemeinderat
Die Gemeinderat hat insgesamt 15 Mitglieder.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol 1998 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 5 UKGL–Unabhängige Kirchdorfer Gemeinschaftsliste Bürgermeister Ernst Schwaiger, 3 GEL–Gemeinsame Erpfendorfer Liste, 2 GWK–Gemeindeliste Wir Kirchdorfer, 2 FPÖ, 1 SPÖ, 1 Pro Kirchdorf/Tirol und 1 Freie Erpfendorfer Liste.[4]
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol 2004 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 6 UKGL, 3 Gemeinsam für Kirchdorf, 2 SPÖ, 2 Erpfendorfer Liste, 1 Aktive Liste und 1 Vereinte Liste.[5]
↑Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S.249, Nr. 283.